Kapitel 16

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Die riesigen Bäume des Dschungels ragten am Horizont auf.

Es waren mehr Wolken aufgezogen seit sie losgeflogen waren, doch trotzdem ließ die Sonne den verschneiten Boden hell leuchten. Skyla kniff die Augen zusammen. Der Schnee blendete. Aufmerksam suchte sie die Umgebung nach anderen Lebewesen ab. Die vier Drachen segelten schon seit einer Weile nur knapp über den Baumkronen der Zedern und Sperbäume, die am Rand des Urwaldes wuchsen. Das Klima hier war ein wenig wärmer als dort, wo sie herkamen, und die Luft war feucht.

Irgendwann erreichten sie die höheren Bäume. Obwohl sie ihre Flughöhe nicht verändert hatten, glitten sie nun zwischen den breiten Baumstämmen hindurch und streiften hin und wieder die Lianen, die von den Ästen hingen, mit den Flügelspitzen. Evil flog einen schnellen Slalom zwischen den Ranken und tobte sich wieder mal aus, während Onyx einfach durch die im Weg hängenden Lianen hindurchbrach.

Nervös schaute sich Skyla um. Noch immer kein Zeichen auf andere Drachen. Die Vier flogen gerade über einen recht großen, verwunderlicherweise nicht zugefrorenen See, und Evil ließ sich fallen. Übermütig tauchte sie ins kühle Nass ein und stieß einige Baumlängen weiter wieder aus dem Wasser. Als die dunke Drachin wieder neben Skyla, Onyx und Arkady flog, schüttelte sie sich. Die Silberne zuckte zusammen. Wasser war nicht umbedingt angenehm für Feuerdrachen, doch ihrer Freundin schien das wohl nichts auszumachen. Lachend drehte diese sich auf den Rücken.

Doch dann zischte plötzlich etwas an Evil vorbei. Die graue Drachin schwankte und verlor fast das Gleichgewicht. Eine grüne Gestalt kam Skyla entgegen und wäre fast mit ihr zusammengestoßen, wenn die Drachin nicht schnell genug reagiert und ausgewichen wäre. Überrascht stoppte die Silberne in der Luft. Auch der unbekannte Drache blieb weiter entfernt stehen. Es war eine reingrüne, ältere Drachendame, die sie misstrauisch aus gelben Augen beobachtete.

Als Skyla sich der Drachin nähern wollte, blieb Evil an ihrer Seite, während Arkady bei Onyx blieb. Die Fremde wich unsicher zurück. Die Silberne übergab ihrer Freundin den Rubin, den sie immer noch im Maul trug und murmelte: "Warte hier. Ich geh alleine." Evil nickte und kehrte zu Onyx und seiner Gefährtin zurück. Dort warteten die Drei aufmerksam.

Skyla kam der Fremden wieder näher. Dieses Mal konnte die Silberne nah an die Drachin heranfliegen. Als sie nur noch einige Schwanzlängen trennten, fing Skyla an zu sprechen. Die Worte, die sie sprach, kamen einfach aus ihr heraus. Es war das Erste, was ihr in den Sinn gekommen war, und die Grüne hörte ihr aufmerksam zu. "Seid gegrüßt, Fremde. Mein Name ist Skyla und ich bin mit meinen Freunden auf der Durchreise. Wir kommen in Frieden." Das letzte sagte sie mit einem Zögern. Sie war sich nicht sicher, ob sie dieses Versprechen halten konnte.

Die Drachin nickte mit zusammengekniffenen Augen. "Ich bin Cyrill (Cyriiiill! Da müssen mehr Spinnennetze hin!! Da sind noch nicht genug!!! xD), eine Heilerin. Woher kommt ihr?" Ihre Stimme hatte einen interessanten Klang, den Skyla vorher noch nicht gehört hatte. Sie überlegte, was sie auf die Frage der Drachin antworten konnte. Sollte sie die Stämme nennen, das Volk, die Richtung, aus der sie kamen?

Bevor sie sich entschieden hatte, spürte sie einen Luftzug und sie blickte zur Seite. Neben ihr stand Onyx in der Luft. Mit seiner tiefen Stimme erklärte er Cyrill: "Wir kommen aus zwei verschiedenen Stämmen. Skyla und Evil", er deutete auf die dunkelgraue Drachin, "kommen aus dem Funkenstamm. Und ich und meine Gefährtin sind aus dem Blutstamm."

Cyrill blickte ihn verwirrt an. So wie es aussah hatte sie noch nichts von den Stämmen gehört. Deswegen schritt Skyla ein. Unsere Stämme sind weiter südlich von hier. Wir alle sind Nachfahren des Kriegervolkes."

Als die Grüne dies hörte, zog sie erschrocken die Luft ein und wich zurück. "Ihr, ihr blutrünstigen Monster! Ihr habt alle Völker ausgerottet!"

Onyx knurrte wütend. Er stürzte auf die Drachin zu, doch sie flog blitzschnell zur Seite und umging somit den Angriff des Weißen.

"Hör auf Onyx!", rief Arkady und schnellte an die Seite ihres Gefährten. Währenddessen war Skyla schon schützend vor Cyrill geflogen und fauchte nun den Anführer des Blutstammes an. "Was soll das?!", fragte sie aufgebracht. Der Weiße gab keine Antwort, sondern starrte die fremde Drachin nur hasserfüllt an. "Wie kannst du es wagen, unsere Vorfahren so zu beleidigen! (kommt da eigentlich ein Fragezeichen hin? xD) Sie waren starke und mächtige Drachen!"

Die Silberne wusste nicht, was sie tun sollte. Onyx zu kritisieren würde nichts nutzen. Stattdessen versuchte sie, Cyrill zu beruhigen. "Ich weiß, wir mögen vielleicht Nachfahren der Krieger sein. Aber wir sind nicht so wie sie. Wir wollen kein Blut vergießen."

Die Grüne schnaubte abfällig. "Sag das mal deinem Begleiter!" Noch immer hielt sie Abstand zu den Reisenden. "Was genau wollt ihr den hier?", wollte sie wissen.

Nun flog Arkady vor und sprach ruhig: "Wir suchen nach den Kristallen der Elemente. Den Rubin haben wir schon gefunden. Du kannst dir sicherlich denken, welchen Kristall wir hier suchen."

"Die Legende der ach so magischen Kristalle ist eine Lüge! Sie sind einfach nur nutzlose, glänzende Steine. Niemand wird dadurch stärker. Die Zerstörung der Völker haben wir nur den Kriegern zu verdanken!", beschwerte sich die Drachin. "Sogar Sammy glaubt an den Humbug, den die Ältesten irgendwann erzählt hatten!"

Sie weiß, wo der Smaragd ist, schoss es Skyla urplötzlich in den Kopf. Sie wusste nicht warum sie sich so sicher war, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass es so war. Diese Art, mit der die Grüne abstritt, dass die Kristalle wichtig waren. So als würde sie wollen, dass wir die Interesse daran verlieren...

"Kannst du uns zu deinem Stamm führen?", fragte Skyla vorichtig, woraufhin Cyrill misstrauisch knurrte, doch dann murmelte sie: "Folgt mir. Ich führe euch zum Lilienstamm."

Evil hatte wegen dem Rubin im Maul die ganze Zeit nichts gesagt, und nun schlug sie übermütig eine Rolle nach der anderen. Genervt rollte Cyrill mit den Augen und deutete auf die dunkelgraue Drachin. Zu Skyla gewandt sagte sie dann: "Aber sorg' dafür dass dieses hyperaktive Bündel mit Flausen im Kopf nicht ganz so durchgedreht ist, wenn wir da sind.

Mit neuer Energie blickte Skyla ihre Begleiter an. Sie waren dem Smaragd einen Schritt näher.

(1012 Wörter)

Dragonhearted - die sechs KristalleTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon