Kapitel 8

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Leichtfüßig landete Skyla vor dem hohen Felsen mit der Höhle. Das helle Licht des Vollmonds schien durch die kahlen Äste der Bäume und erhellte den mit Flechten bewachsenen Eingang. Sie duckte sich und huschte hinein. Das Moos, was die Beiden als Liegeflächen benutzten, war zum Glück trocken, trotz dem nassen und kalten Wetter draußen. Skylas warmer Atem hinterließ kleine warme Wölkchen in der Luft, während sie es sich an der einen Wand bequem machte und auf ihre Freundin wartete.

Doch auch nachdem einige Zeit vergangen war, war Evil noch nicht aufgetaucht. Langsam begann die Silberne, unruhig zu werden. Warum kommt Evil nicht? Ich dachte, es wäre wichtig!  Ein wenig später hörte die Silberne endlich das Knistern von gefrorenen Blättern vor den Felsen. Erleichtert seufzte die Drachin und  setzte sich gerader hin. Sie wollte gerade anfangen zu reden, als Evil ein weing außer Atem in die Höhle geschlichen kam. Die dunkle Drachin ließ sich auf das Moos gegenüber von Skyla fallen und legte den Kopf auf den Boden. "Was ist los?", fragte Skyla sofort. "Was ist passiert und warum wolltest du dich eigentlich hier mit mir treffen?"

Evil atmete einmal tief durch und antwortete: "Ich wollte so schnell wie möglich kommen, aber Scorpia wollte noch einen Rundflug machen, also musste ich warten. Als ich dann endlich draußen war, bin ich ihr doch begegnet und musste ihr erstmal erklären, was ich noch in der Nacht vorhätte. Irgendwann hat sie mich dann gehenlassen." "Oh, ja...das ist...", fing Skyla an, doch ihre Freundin unterbrach sie direkt wieder. "Zu deiner letzten Frage: Ich wollte mit dir über die Legende reden, die Black eben erzählt hat. Denkst du es wäre möglich, dass die Völker wieder vereint werden? Ich meine, dass es so wie früher wird... Das wäre doch fantastisch, oder?" Evils Augen leuchteten vor Aufregung. "Was hältst du davon, wenn du und ich diese Teile suchen und die Völker wieder zusammenbringen! So schwer kann das doch nicht werden, stimmt's?"

Die Silberne ihr gegenüber schwieg. "Ich hatte mir schon gedacht, dass du darüber reden möchtest. Natürlich wäre es schön, wenn alles wieder so wäre wie früher. Aber wir wissen ja noch nicht mal, wo diese Teile versteckt sind. Wir müssten in die Territorien der anderen Stämme. Wir müssten an das Herzstück im Wächterreich herankommen. Wir müssten den Ort finden, an dem wir die Teile zusammenfügen können." Skyla zählte leise die Punkte auf. "Das werden wir niemals schaffen." Doch ihre Freundin schnaubte abfällig. "Natürlich schaffen wir das! Wir müssen nur dran glauben!" Evil stand auf und schüttelte sich. Moosfetzten rieselten auf den festgetretenen Boden und sie stakste nach draußen. Skyla folgte ihr und kletterte auf den großen Felsen. Die dunkle Drachin setzte sich neben sie und einen Moment lang herrschte Stille zwischen den Beiden.

Einen Augenblick später schaute Skyla ihre Freundin mit schiefgelegten Kopf an. "Nun gut", flüsterte sie "Wo fangen wir an?"


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Die ganze Nacht lang planten die Drachinnen, wie sie vorgehen wollten. Als die Sonne gerade über den frostigen Baumkronen aufging, lagen sie müde auf dem höchsten Felsen. Die Beiden hatten beschlossen, erst die Anführerin des Funkenstamms auszufragen, ob sie etwas über das Feuerstück wüsste.

Helle Sonnenstrahlen blendeten Skyla, als sie die Augen öffnete. Sie hatte zusammen mit Evil ein wenig gedöst, damit sie für ihre anstehende Reise wenigstens ein bisschen ausgeruht waren. Der Plan, den sie ausgeklügelt hatten, schien theoretisch zu funktionieren, und so hob Skyla den Kopf und gähnte ausgiebig. Sie stand auf und sprang auf die Fläche vor der Höhle. Durch das Rascheln ihrer Flügel und den dumpfen Geräuschen, die Skylas Klauen im Schnee machten, wurde Evil wach. Auch die kleinere Drachin gähnte ausgiebig, man konnte ihre fingerlangen, spitzen Reißzähne sehen. Sie kniff die Augen vor der Sonne zusammen und murmelte: "Wie spät ist es? Gehen wir wieder zurück in die Senke?"

Skyla nickte und Evil sprang hinunter neben sie. Die Zwei liefen in einem ruhigen Tempo durch den Wald. Als sie an einer Tanne vorbeikamen, auf deren Ästen ein großer Haufen Schnee lag, berührte Evil einen der Äste leicht mit ihrer Flügelspitze. Eine Schneelawine ergoss sich über die silberne Drachin neben ihr. Lachend rief Skyla: "Hey Evil, was soll das?" Doch diese stob mit ihren Klauen nur noch mehr Schnee auf und wirbelte ihn der Silbernen an den Kopf.

Auf einmal vernahm Skyla ein Pfotenstapfen. Rechts von ihnen, hinter einer großen Eiche, suchte ein Hase an dessen Wurzeln nach Fressbarem. Skyla bedeutete der Echse neben ihr, leise zu sein und schlich sich an die Beute an. Der Säuger war recht mager und sah nicht sonderlich appetitlich aus, doch der Stamm konnte jede Beute gebrauchen. Mit einem langen Satz sprang Skyla auf den Hasen drauf und hörte bei dem Aufprall ihrer Klauen ein leises Knacken. Sie drückte das Beutestück in den kalten Schnee, bis es jegliches Leben ausgehaucht hatte.

Zufrieden kehrte sie zu Evil zurück und sie erreichten die Senke wenig später. Die Beiden liefen, hab schlitterten sie den glatten, gefrorenen Felssims hinunter, doch unten in der Mitte des Platzes wartete eine große, schwarz-weiße Drachin auf sie, die nicht gerade erfreut aussah.


(840 Wörter)


Dragonhearted - die sechs KristalleWhere stories live. Discover now