19 - Die Silvesterparty

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Heute ist der letzte Tag des Jahres - Silvester. Ehrlich gesagt bin ich sogar ganz froh, dass nun ein neues Jahr anbricht, denn dieses kann ja nur besser werden als das vorherige. Oder? Ich hoffe es jedenfalls.

„Mum!", rufe ich lautstark nach meiner Mutter und starre hilflos auf die ganzen Schminkutensilien. Da mich Mayleen für die letzte Party geschminkt hat und ich erst vor gut einer Woche von Blake in ein Bordell geführt wurde, weil ich mich nicht schminken kann, brauche ich auf jeden Fall die Hilfe meiner Mutter, um nicht wie ein Clown zu enden.

„Was ist los, Schätzchen?", fragt sie mit hochgezogenen Augenbrauen, als sie mein Zimmer betritt. Ich deute bloß auf die vielen Schminksachen und setze einen verzweifelten Gesichtsausdruck auf. Vielleicht sollte ich mal damit anfangen, mir Schmink Tutorials auf YouTube anzugucken. „Kannst du mir helfen, Mum?", flehe ich sie aus großen Augen an. „Bitte!" Meine Mutter nickt und drückt mich auf den Schreibtischstuhl.

Die Zeit vergeht quälend langsam, doch es lohnt sich. Mum trägt dunklen Lidschatten, Wimperntusche und ein bisschen Rouge auf, was meine grünen Augen wie Smaragde herausstechen lässt. „Manchmal ist weniger mehr", zwinkert sie mir zu.

„Danke", bedanke ich mich mit einer Umarmung bei ihr, ehe ich mich meinen Haaren zuwende. Ich entschließe mich dazu, sie zu glätten und eine geflochtene Strähne zurückzustecken. Meine Kleiderauswahl beschränkt sich dieses Mal auf ein dunkelblaues Kleid, das ich mit meinen halbhohen Winterstiefeln kombiniere. Laut meinem Vater ergibt das den perfekten Mix aus sexy und cool.

Ich muss zugeben, dass ich selber ganz zufrieden mit meinem Aussehen bin. Vor allem meine betonten Augen gefallen mir. Mum hat tolle Arbeit geleistet.

„Pass auf, dass dir niemand etwas in dein Getränk mischt, okay?"

„Und geh bitte nicht alleine aus dem Club."

„Oh, und pass auf dein Geld auf."

„Wenn etwas ist, dann kannst du uns jederzeit anrufen."

„Und schreib bitte, wenn ihr angekommen seid, ja?"

Ich seufze genervt und nicke. Meine Eltern machen sich mal wieder viel zu viele Sorgen - wohlbemerkt unbegründet. „Mache ich", versuche ich sie zu besänftigen, indem ich sie in meine Arme schließe. Blake ist bei mir, was sollte also schiefgehen?

Eine halbe Stunde später befinden sich der Blauäugige und ich vor einem Club, aus dem bereits laute Musik dröhnt. Überall tummeln sich Menschen, die entweder in den Club möchten oder schon total betrunken sind. Als ich das letzte Mal mit Mayleen feiern war, waren wir wohl kaum besser. Hoffentlich schmiere ich heute nicht wieder so dermaßen ab.

„Auf einen unvergesslichen Abend!", grinst Blake und schiebt mich an dem Türsteher vorbei. Seit er mich bei mir zu Hause abgeholt hat, kann ich nicht anders, als ihn anzustarren. Seine blauen Augen leuchten wie Kristalle und selbst seine Lippen sind ununterbrochen von einem Lächeln geziert. Man sieht ihm an, dass er glücklich ist.

Auch kleidungstechnisch ist Blake eine zehn von zehn. Er trägt ein weißes T-Shirt, das sich über seine Muskeln spannt, eine Lederjacke und eine dunkle Jeans. Einfach nur heiß.

Im Inneren des Clubs herrscht pures Chaos. Menschen drängeln sich durch die tanzende Masse zur Bar und verschütten auf dem Rückweg den halben Inhalt ihres Getränkes. Der Bass der Musik bebt und kontrolliert binnen kürzester Zeit meinen Herzschlag. Eine Mischung aus Schweiß, Alkohol und Rauch liegt in der Luft.

„Komm!", brüllt Blake gegen die Musik an. „Wir holen uns etwas zu trinken!" Er verflechtet seine Finger mit meinen und zieht mich hinter sich her. Ich würde das Kribbeln in meinem Körper gerne ignorieren, aber ich kann nicht. Seine Blicke erwärmen mein Herz und schicken jedes Mal Stromschläge durch meine Statur.

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