38 - Zwischen Liebe und Vertrauen

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Als sich Blake langsam von mir löst und mich liebevoll anlächelt, schlägt mein Herz Purzelbäume. Er ist es – er war es schon immer. Der Junge, der mein Herz im Sturm erobert hat. Vielleicht ist es falsch, ihn zu lieben, aber warum fühlt es sich dann so richtig an?

Ich brauche ihn und seine Nähe. Alles Weitere wird sich in der Zukunft zeigen.

„Wofür war das denn, Lucy?", fragt mich Blake verwundert. Seine blauen Augen funkeln und zeigen mir, dass er glücklich ist. Spürt er etwa auch diese magische Verbindung zwischen uns? Sagt ihm sein Bauchgefühl, dass endlich alles gut wird? Ich hoffe es.

„Der Kuss war schon lange überfällig", gestehe ich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. „Ich möchte mit dir zusammen sein, Blake." Nicht nur der Blondschopf ist über meine Worte überrascht – ich bin es auch. Aber wenn diese Gefühlsachterbahn ein Ende nehmen soll, muss ich ehrlich sein. Ich muss Blake sagen, was ich fühle und hoffen, dass es ihm genauso ergeht.

„Lass uns erstmal zu mir in die Wohnung gehen, okay? Es regnet und wir sind klitschnass. Ich möchte nicht, dass du krank wirst." Der Blauäugige hebt meine Schuhe vom Boden auf, verflechtet seine andere Hand mit meiner und zieht mich dann durch den Regen.

Auf dem Weg zu seiner Wohnung sagt keiner etwas. Wir genießen einfach nur die Anwesenheit der jeweils anderen Person und sind glücklich. Ich bin mir nicht sicher, warum ich so denke – vielleicht ist es auch nur ein Gefühl – aber mein Herz sagt mir, dass Blake und ich nun nach all den turbulenten Monaten ein Ende finden. Ein gemeinsames Ende.

In der Wohnung angekommen, ziehen wir uns trockene Anziehsachen an – ich trage einen viel zu großen Jogginganzug von Blake – und setzen uns danach mit einer dampfenden Tasse Kakao auf das Sofa. Blake legt seinen Arm um mich, sodass ich mich an seine Schulter kuscheln kann. Sofort fühle ich mich sicher und geborgen.

Mit Blake ist es ganz anders, als mit Shane. Unsere Herzen sind verbunden und schlagen im identischen Takt. Wir spüren beide, dass wir zusammengehören.

„Wie war dein Date mit Shane?", fragt der Blondschopf nach einer Weile. Entgegen meiner Erwartungen klingt er nicht wütend oder eifersüchtig, sondern neugierig. „Ist das nicht egal? Ich bin bei dir – das sollte eigentlich alles sagen, Blake." Ich lächele und hauche ihm einen federleichten Kuss auf die Wange, um meine Worte zu unterstreichen. „Lass uns aus dem Ich und Du ein Wir machen, okay?" Ich schaue Blake erwartungsvoll an, doch er weicht meinem Blick aus. Stattdessen setzt er sich aufrecht hin und runzelt die Stirn.

Insgeheim rechne ich schon mit dem Schlimmsten.

„Ich möchte, dass du mir jetzt einfach nur zuhörst, Lucy. Danach kannst du so viele Fragen stellen, wie du willst, aber bitte lass mich ausreden." Blake hebt seinen Kopf und schaut mich fast schon flehend an. Da ich ihn noch nie so verzweifelt gesehen habe, nicke ich.

„Du willst wissen, warum ich so bin, wie ich nun einmal bin? Launisch. Kompliziert. Gemein. Um das zu verstehen, müssen wir weit in die Vergangenheit zurück – bis zu meiner Geburt", murmelt der Blondhaarige. Er stellt seine Tasse auf dem kleinen Wohnzimmertisch ab und greift nach meiner Hand. Wenn mich nicht alles täuscht, sucht er so nach Halt und Kraft. „Meine Eltern waren sehr jung, als sie mich auf die Welt gebracht haben. Da sie selber noch zur Uni gegangen sind, wurde ich mehr oder weniger von meinem Onkel großgezogen."

Ich blinzele überrascht. „Meine Mum hat mich morgens zu ihm gebracht und mich erst abends wieder abgeholt. Das ging auch nur, weil mein Onkel von zu Hause arbeiten konnte." Blake schluckt und verstärkt den Druck auf meine Hand. Ein Schatten huscht über sein Gesicht und verhärtet seinen Blick. Er sieht wütend aus – und traurig.

„Ich weiß nicht, was er für ein Problem mit mir hatte – immerhin war ich nur ein zweijähriges unschuldiges Kind – aber er fing an, mich zu schütteln. Er hat mich jedes Mal an den Schultern gepackt und wild durchgeschüttelt", haucht Blake mit emotionsloser Stimme. Tränen schwimmen in seinen Augen, doch er blinzelt sie weg. Er versucht stark zu sein. Ob für sich selber oder für uns beide, weiß ich nicht.

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