31 - Harper und Len

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Als ich meine Augenlider am nächsten Morgen öffne, spüre ich sofort, dass etwas anders ist. Ich setze mich auf und starre in die schwarzen Knopfaugen des Teddys. Blake hat sich für etwas entschuldigt, über das ich mir gar keine Gedanken gemacht habe. Denkt er wirklich, dass ich so langweilig und verklemmt bin?

Ich seufze. Blake schafft es einfach nicht, eins und eins zusammenzuzählen und die Erkenntnis zu erlangen, dass ich gehört habe, wie er mit Sabrina geschlafen hat. Vermutlich glaubt er immer noch, dass ich bald bei ihm angekrochen komme und er mich dann wieder wie ein Spielzeug behandeln kann.

Aber das werde ich nicht tun! Auch wenn mein Herz an dieser Tatsache zerbricht - Blake Archer ist für mich gestorben.

Mit diesem traurigen Gedanken im Hinterkopf wandert mein Blick weiter zu dem Schreibtisch. Augenblicklich bin ich hellwach. Heute ist es endlich soweit - das Konzert.

Voller Vorfreude springe ich aus meinem Bett und eile gut gelaunt ins Badezimmer. Heute wird Geschichte geschrieben, denn heute wird ein unvergesslicher Tag - das kann ich spüren.

Ich verbringe mindestens eine halbe Stunde unter der Dusche und singe alle Ed Sheeran Lieder, die mir in den Sinn kommen. Es fühlt sich immer noch so unreal an, dass ich den Briten in einigen Stunden live sehen werde. Und das auch noch aus der siebten Reihe! Ich schaffe es nicht, mir ein aufgeregtes Kreischen zu verkneifen und hüpfe in mein Zimmer zurück.

Wie lange habe ich schon davon geträumt, dem Sänger live bei einem Konzert zuhören zu können? Wahrscheinlich schon seit mehreren Jahren und dank Blake geht dieser Wunsch nun in Erfüllung.

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„Guten Morgen, meine Süßen", trällere ich und umarme meine Familie zur Begrüßung. Mum und Dad lesen mal wieder Zeitung, während Chaya mit zwei Playmobilfiguren spielt. „Ein wunderschöner Tag, nicht wahr?"

„Nimmst du heimlich Drogen in deinem Zimmer, Lucy?", fragt mein Vater und mustert mich prüfend. Seine Nase ist rot geschwollen, was er wohl immer noch der Erkältung zu verdanken hat. Irgendwie erinnert er mich damit an das Renntier Rudolf. „Ach Dad, Drogen sind gar nicht im Trend. Wie sagt man so schön? Drogen sind was für Anfänger - ich ziehe mir lieber die Realität rein", erwidere ich grinsend und belege mein Brötchen mit Käse.

„Alles klar. Um wie viel Uhr holt dich Blake ab?"

„Um eins", antworte ich wie aus der Pistole geschossen, ehe ich innehalte. Er wird doch kommen, oder? Immerhin hat er mir versprochen, dass wir gemeinsam dort hingehen. Natürlich bin ich immer noch mehr als nur enttäuscht von ihm, aber diesen magischen Tag werde ich mir deshalb nicht vermiesen lassen.

„Dann muss ich ihn erst einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass direkt ein Sanitäter bei euch in der Nähe stehen muss."

„Warum das denn?"

„Na, wenn dein Eddie die Bühne betritt, wirst du doch bestimmt vollkommen ausrasten", erklärt Dad. „Nicht, dass du nachher noch in Ohnmacht fällst."

„So schlimm wird es wohl nicht werden", winke ich ab und räume mein Geschirr in die Spülmaschine. „Außerdem würde ich dann das ganze Konzert verpassen und das würde ich mir niemals verzeihen."

Ich hauche Chaya einen Kuss auf die Wange, schenke meinen Eltern mein schönstes Lächeln und verschwinde dann wieder nach oben. Mir bleiben noch drei Stunden, bis ich abgeholt werde. Was soll ich bloß so lange tun?

Ich beschließe, schon mal mein Konzertoutfit auszusuchen und entscheide mich für ein Fan-Shirt und eine weiße, löchrige Jeans. Meine Haare glätte ich, bevor ich sie zu einem hohen Pferdeschwanz zurückbinde. Passend zu meinem T-Shirt lackiere ich mir die Nägel schwarz und lege ein Armband um.

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