25 - Liebesgeständnisse

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Ich gehe langsam auf Blake zu und hocke mich vor ihn. Seine Augen treffen auf meine und ziehen mich in ihren Bann. So verletzlich habe ich ihn noch nie gesehen.

„Was machst du hier, Lucy?", wiederholt Blake seine Frage und verknotet seine blutigen Finger mit meinen. Das gewohnte Kribbeln strömt durch meinen Körper und beschleunigt meinen Herzschlag. „Ich bin hier – bei dir – und das ist im Moment alles, was zählt", hauche ich und streichele vorsichtig über seine Wange. Der Blondschopf spannt kurz den Unterkiefer an, ehe er sich wieder entspannt.

„Was ist passiert?" Die Frage brennt wie Gift auf meiner Zunge. Erst recht, seitdem ich weiß, was Myron Blake alles angetan hat.

„Unwichtig", winkt der Blauäugige ab und senkt den Blick. Er hat sich mit seinem besten Freund geprügelt, also kann es nicht unwichtig sein. Dennoch belasse ich es dabei und helfe Blake so gut es geht auf die Beine. „Kannst du laufen?", frage ich ihn, woraufhin ich ein Nicken erhalte. „Also nicht", stelle ich trocken fest und lege seinen Arm um meine Schulter. Ich versuche, ihn zu stützen, aber es klappt nicht so recht.

Daher dauert es auch über eine Stunde, bis wir endlich an seiner Wohnung ankommen. „Ich komme alleine klar, Lucy. Du kannst wieder gehen", schenkt mir Blake ein unechtes Lächeln und quält sich die ersten Treppenstufen hinauf. Ich kann ihn unmöglich alleine lassen! „Warte, ich helfe dir", ignoriere ich seine Worte und stolpere mit ihm gemeinsam die vielen Treppenstufen hoch.

In seiner Wohnung angekommen, verfrachte ich ihn direkt auf das Sofa und decke ihn zu. Mein rasendes Herz verdeutlicht mir, dass es richtig ist, bei ihm zu sein. „Hat sie mit dir gesprochen?", fragt mich Blake nachdenklich, als ich seine Fingerknöchel desinfiziere. Jeder normale Mensch hätte die Zähne aufeinandergebissen, aber der Blondhaarige rührt sich nicht einmal. „Wen meinst du?", stelle ich mich dumm und tupfe über das Blut.

Ich spüre seine brennenden Blicke auf mir, lasse mich jedoch nicht beirren. In diesem Moment geht es nicht um meine Gefühle, sondern darum, Blake zu versorgen.

„Claire."

Ich seufze und schüttele den Kopf. Er würde denken, dass ich nur ihretwegen bei ihm bin, aber das stimmt nicht. Ich bin bei ihm, weil ich es möchte. Weil mein Herz endlich angekommen ist. „Ich mache dir einen Tee", murmele ich und haste dann in die Küche. Ich kann das Kribbeln in meinem Körper nicht länger ignorieren.

Claire hatte Recht. Das Band der Liebe ist stärker als mein Schmerz. Aber hätte das mit Blake und mir überhaupt eine Zukunft?

Die Wintersonne verschwindet bereits hinter dem Horizont, als ich mich auf den Heimweg begebe. Ich bin Blake den ganzen Tag nicht von der Seite gewichen und habe mich um ihn gekümmert. Eigentlich wollte er mich mit dem Auto nach Hause bringen, doch ich habe darauf bestanden, dass er sich weiterhin ausruht.

Nach diesem Nachmittag bin ich zuversichtlich, dass bald wieder alles gut sein wird. Denn auch wenn sich Blake nicht konkret entschuldigt hat, weiß ich, dass ich ihm schon längst vergeben habe.

„Ich glaube, wir sollten mal reden", werde ich zu Hause von meiner Mutter abgefangen. Sie lässt mir gar keine Zeit, mir Jacke und Schuhe auszuziehen, sondern zieht mich direkt weiter ins Wohnzimmer. Überrumpelt lasse ich mich in den Lesesessel fallen und schaue mich nach Dad um. „Er ist mit Chaya einkaufen gefahren", deutet Mum meinen Blick richtig und setzt sich mir gegenüber auf die Couch. Sie faltet ihre Hände in ihrem Schoß und räuspert sich dann.

„Es geht um den Jungen, der gestern in unserem Garten stand", erklärt sie ruhig. „Blake." Ich schlucke schwer. Ich möchte ungerne mit meiner Mutter darüber reden. „Was hat er getan, dass er sich bei dir entschuldigen musste?" Ich wende meinen Blick ab und kaue auf meiner Unterlippe. „Egal", hauche ich nach einer Weile, doch natürlich bohrt Mum weiter nach. „Er muss wirklich einen schweren Fehler gemacht haben."

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