Kapitel 3

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Ich hatte meinen doppelten Kater ordentlich auskuriert, als ich am Montag Morgen im Büro erschien.

Meine Firma bestand aus vier Stockwerken. Die ersten beiden waren das Modegeschäft, ein Stockwerk für Damenmode und ein Stockwerk für Herrenmode. Darüber folgte die Schneiderei und ganz oben befanden sich die Büroräume meiner Angestellten und mir.

Ich ging gerne ins Büro. Es gab mir ein Gefühl von Selbständigkeit und ich mochte die Routine, die ich im Palast nie gehabt hatte. Dort war ich immer nur untätig herumgesessen und wusste nichts mit mir anzufangen.

Aber sobald sich hier die Aufzugstüren im vierten Stock öffneten, wurde ich von einer strahlenden Lesly begrüßt, die ihren Arbeitsbereich direkt vor meinem Büro hatte.

„Guten Morgen, Boss", sie drückte mir eine Tasse Tee in die Hand, während sie mir in mein Büro folgte. Obwohl wir eigentlich eng befreundet waren, fand sie es lustig mich Boss zu nennen und irgendwann hatte sich das eingespielt.

Wie immer hatte sie ein Kaffee to go von Starbucks in ihrer Hand. Sie war so ziemlich die einzige Britin die ich kannte, die kein Tee mochte. Stattdessen trank Lesly Kaffee wie ein Junkie.

„Die Modenschau war ein voller Erfolg", begann sie ihren Bericht, während ich meinen Mantel ablegte, mich an meinen Schreibtisch setzte und einen Schluck Tee trank.

„Abgesehen von den positiven Artikeln, die in diversen Zeitschriften veröffentlicht wurden, trudeln auf Instagram, Twitter und Co jede Menge Privatnachrichten und Kommentare ein. Deine Community ist begeistert und kann es kaum erwarten, bis die Kollektion in den Laden kommt."

„Das hört man doch gerne am frühen Morgen. Und was steht heute noch an?"

„Ich habe vorhin einen Anruf von Mrs Brown erhalten, die ihren Termin vorverlegen wollte. Sie kommt heute schon um elf, statt um ein Uhr. Das habe ich dir alles schon im Kalender vermerkt. Außerdem bist du heute zum Essen bei deiner Familie."

„Was? Seit wann?"
„Den Termin hast du letzte Woche eingetragen."

Ich stöhnte. Auf ein Familienessen hatte ich heute absolut keine Lust. Mir standen dann nämlich Stunden von Erzählungen über die Fortschritte meiner Nichte bevor. Welches Wort sie neu gelernt hatte, dass ihr Stuhlgang einige Tage zu weich gewesen war und dass sie den Erbsenbrei nicht essen wollte. Nicht zu vergessen, dass meine Schwester noch langweilige Anekdoten von ihrem Arbeitstag erzählen würde. Andere Gesprächsthemen gab es bei uns zu Hause eigentlich nicht mehr. Ich konnte mir meinen Abend also definitiv besser vorstellen.

„Kann ich nicht sagen mir ist etwas dazwischen gekommen?"
„Da mische ich mich nicht ein", sagte Lesly sofort und drehte sich zu Tür. „Das entscheidest du selbst."

„Ach, jetzt hätte ich es fast vergessen." Sie kam wieder zurück und entsperrte ihr Tablet. „Eine gewisse Prinzessin Mathilde aus Dänemark hat sich bei mir gemeldet. Sie meinte sie hätte mit dir abgemacht, dass du ihr ein Kleid für ihre Geburtstagsfeier entwirfst."

Ich erinnerte mich wieder an das Gespräch und nickte. „Wann feiert sie denn?"
„In zwei Wochen. Du hast keine wichtigen Termine an diesem Wochenende."

„Okay, dann mach mit ihr aus, dass ich eine Woche vorher komme um ihre Maße nehmen. Dann gehen wir die Skizzen durch und entwerfen das Kleid und anschließend lasse ich mir den Stoff schicken. Kann ich fünf Tage in Dänemark einschieben?"

„Ich denke schon. Der Termin mit dem Lieferant lässt verschieben."
„Gut, klärst du das mit Maddy ab?"
„Klar, Boss."

Lesly verschwand in ihr Büro, um zu telefonieren. Ich begann erst einmal damit mir auf unseren Social-Media Kanälen die Kommentare und Nachrichten durchzulesen und auf einige sogar zu antworten. Es machte Spaß zu sehen, wie begeistert meine Follower waren und tat immer wieder gut ihre lieben Worte zu lesen. Das nicht so Nette ignorierte ich. Davon wollte ich mir nicht die gute Laune nehmen lassen.

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