Kapitel 24

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Zurück in London war ich verzweifelt, was ich mit Royal Dress machen sollte. Nach den Anschuldigungen, kamen die Geschäfte nicht mehr so richtig in Schwung.

Meine Inspiration war ebenfalls verschwunden und so landeten alle meine Entwürfe zusammengeknüllt als Papierball auf dem Boden meines Arbeitszimmer.

„Oh", sagte Lesly nur, als sie das Chaos in meinem Büro sah. „Soll ich eine weitere Putzkraft einstellen, Boss?"
Ich brummte unverständlich, da ich mein Kopf auf der Tischplatte gebettet hatte.

„Ich dachte die Midlife-Crisis kommt erst in den Vierzigern und nicht schon mit vierundzwanzig."
„Nicht lustig",sagte ich matt. „Ich befinde mich in einer Krise."
„Das kann ich sehen", erwiderte meine Assistentin spitz.

Ich wendete all meine Energie darauf an ihr den Mittelfinger zu zeigen. Doch sie lachte nur und ließ sich auf einen der Stühle vor meinem Schreibtisch fallen.

„Vielleicht hilft es dir, dich mit Gleichgesinnten auszutauschen? Rede doch mit anderen Künstlern, vielleicht findest du deine Inspiration wieder."

„Meine Inspiration hilft mir auch nicht, wenn ich keine Firma habe", tat ich ihren Vorschlag ab. „Denn darauf wird es heraus laufen."

„Wow, danke dass du meine Existenz so tatkräftig verteidigst."
„Ich tue was ich kann."

Ich musste Lesly nicht ansehen, um mich zu vergewissern, dass sie nicht sauer war. Wir hatten beide den selben Humor, mit dem wir kommunizierten.

„Aber im ernst", sagte ich und setzte mich wieder aufrecht hin. „Ich bin mit meinem Latein wirklich am Ende. Ich kann niemandem von euch versprechen, dass ihr diesen Job behalten könnt. Wenn nicht bald Kunden kommen, kann Royal Dress sich nicht halten."

„Wenn Royal Dress untergeht, gehe ich mit unter. Das habe ich geschworen, als ich den Arbeitsvertrag unterschrieben habe. Ich liebe dich und deine Firma. Aber was mich ein wenig wundert ist, dass du überhaupt nichts unternimmst. Für diese Kids hast du Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Nur jetzt tust du gar nichts mehr."

Ich schwieg. Die Wahrheit war, Royal Dress war nicht zu dem geworden was ich mir immer erträumt hatte. Das wurde mir langsam klar. Ich liebte Mode und ich liebte es Kleidung zu entwerfen und das wollte ich niemals aufgeben. Nur vielleicht nicht mehr in dem Rahmen, wie es momentan war.

Schon möglich, dass mir die ganze Sache über den Kopf gewachsen war und Willow damit recht gehabt hatte, dass ich alles gegen die Wand fahren konnte. Vielleicht war ich aber einfach nur unsicher über das was ich wirklich konnte, weil alle in meinem Umfeld mich klein machten.

Vielleicht musste ich erst für mich selbst kämpfen, damit ich erkannte was ich wirklich wollte.

„Was wäre, wenn ich mir eine Auszeit nehmen würde, damit ich in Ruhe darüber nachdenken kann, was ich mit Royal Dress machen möchte?"

„Du musst mir einfach nur sagen was zu tun ist. Wenn ich Leute entlassen soll, dann werde ich das tun. Wenn du Zeit brauchst werde ich warten und wenn du wieder voll durchstarten willst, dann bin ich dabei. Aber es hilft niemandem von uns, wenn du nur Trübsal blasend hier sitzt."

Dankbar lächelte ich Lesly an. Sie trat mir jedes mal liebevoll in den Arsch, wenn ich nicht weiter wusste und das schätzte ich ungemein an unserer Freundschaft. Ohne Lesly hätte ich es niemals geschafft überhaupt ein Label auf die Beine zu stellen.

Einer der ersten Schritte, die ich tat um Ordnung in mein Leben zu bekommen, war den Anonymen Alkoholikern beizutreten. Ich musste als erstes meine Sucht in den Griff bekommen.

Royal AffairWhere stories live. Discover now