Kapitel 20

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Bis zum Abend war ich sturzbetrunken.

Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr tätigen, alles war verschwommen und mein Schädel dröhnte.

Halb ohnmächtig lag ich auf meiner Couch. Leere Flaschen Bourbon und Wodka lagen verstreut auf dem Fußboden. Stellenweise verteilten sich die letzten Tropfen der klebrigen Flüssigkeit auf dem Fußboden und bildeten kleine Seen.

Ich hatte den Vorrat meiner hochprozentigen Spirituosen geplündert, um so schnell wie möglich betrunken zu werden. Keine Minute länger hatte ich die Erinnerungen an Willows verletzende Worte ertragen. Lieber benebelte ich meine Sinne.

Das Klingeln an meiner Haustür riss mich aus meinem beinahe Koma. Vor Schreck setzte ich mich ruckartig auf und vergaß dabei die Weinflasche, an der ich zuletzt genippt hatte und die ich noch umklammert hielt.

Die rote Flüssigkeit schwappte aus der Flasche und hinterließ einen hässlichen Fleck auf meinem Pullover. Den konnte ich dann wohl in die Tonne schmeißen.

Grummelnd kämpfte ich mich auf die Beine, da der Störenfried einfach nicht aufhören wollte meinen Klingelknopf zu tyrannisieren.

Kaum stand ich auf zwei Beinen, musste ich erst meine Augen zusammenkneifen und gegen das Verlangen ankämpfen, mich wieder auf das Sofa fallen zu lassen. Mein Zimmer drehte sich in einem unangenehmen Tempo um mich selbst. Und mein Kopf fühlte sich an, als würde der Teufel höchstpersönlich mein Gehirn mit einem Hammer foltern.

„Komm ja schon", fauchte ich und verzog dabei sofort schmerzhaft das Gesicht. Mit Mühe und Not kämpfte ich mich zur Tür und drückte auf den Öffner, damit der Besucher unten die Haustür öffnen konnte. Dann lehnte ich mein Kopf stöhnend an die kühle Wand.

Keine zwei Sekunden später hämmerte es gegen die Wohnungstür.

„Ahh", stöhnte ich und zog den Kopf von der Wand. „Nicht so stark", nuschelte ich, nachdem ich die Tür geöffnet hatte.

„Liv?" Außer Atem stand Asher vor mir. Seine Haare waren zerzaust, seinen Krawattenknoten hatte er gelockert und auch das Hemd steckte nicht mehr perfekt in der Hose. Er sah aus als wäre er von Kopenhagen bis nach London gerannt.

„Was machst du denn hier?", fragte ich verwirrt und tapste vorsichtig zurück zu meiner Couch, immer darauf vorbereitet jederzeit das Gleichgewicht zu verlieren.

„Musst du nicht in Dänemark sein?"

„Paps und ich sind geschäftlich in London, das habe ich dir doch erzählt. Vor drei Stunden hast du mir noch auf die Mailbox gesprochen."

„Hab ich das?" Kichernd setzte ich die halbvolle Weinflasche an den Mund und leerte sie in einem Zug. Als nichts mehr kam, drehte ich sie prüfend auf den Kopf, aber da war nichts mehr. Enttäuscht zog ich eine Schnute.

„Es tut mir Leid, während der Besprechung hatte ich mein Handy aus geschalten und habe deine Nachricht erst vor einer halben Stunde abgehört. Ich bin so schnell hergekommen wie ich konnte. Was zum Teufel ist passiert?"

„Brauch Nachschub", nuschelte ich und wollte aufstehen, um auf die Suche nach einer neuen Weinflasche zu gehen. Ich schwankte dabei gefährlich.

Mit wenigen Schritten war Asher bei mir und verfrachtete mich wieder zurück auf mein Sofa.

„Upsi", lallte ich und musste daraufhin hysterisch kichern.

„Ich hab meine Familie begraben. Für immer." Ich konnte nicht aufhören zu lachen. Ich schüttelte mich so lange vor Lachen, bis meine Hysterie in Weinen um schwankte. Irgendwann wusste ich überhaupt nicht mehr, ob ich noch lachte oder weinte. Vermutlich beides gleichzeitig.

Royal AffairWhere stories live. Discover now