Kapitel 6

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Maddy war begeistert von meinen Skizzen, daher hatten wir auch ziemlich schnell ein Design festgelegt.

Noch am selben Abend telefonierte ich mit Lesly, die mir versprach, den benötigten Stoff bis zum nächsten Mittag zu zusenden.Wenn eine Prinzessin etwas orderte, wurde es im Normalfall ohne Umschweife per Express geliefert.

Ich wollte gar nicht leugnen, dass ich diesen Luxus nicht manchmal sehr genoss.

Meine Kleider wurden von mir ausgewählten Schneiderinnen erstellt. Da mein Unternehmen noch relativ klein war, ging das auch gut. Sobald ich mich aber vergrößern würde, würde ich größere Schneidereien beauftragen müssen. Manchmal arbeitete ich daher auch an Produkten mit.

So wie in Maddys Fall, erstellte ich ihr Kleid ganz alleine. Lesly hatte zwar angeboten eine Schneiderin mitzuschicken, die mir helfen würde, aber ich hatte das abgelehnt.

Manchmal wollte ich ein Stück ganz alleine erarbeiten und dieses süße Glücksgefühl verspüren, dass diese Schönheit allein meinen Händen entsprungen war.

Bis zum Wochenende saß ich also fast ununterbrochen an der Nähmaschine um das Kleid fertigzustellen.

Das Endergebnis war ein knielanges Cocktailkleid in altrosa. Bis zur Taille war es enganliegend und wurde von einem zarten Spitzenmuster überzogen. Am Hals lief es zusammen und zog sich dann in dünnenTrägern über Kreuz über den Rücken. Der Rock hingegen war schlicht und luftig.

„Es ist traumhaft", hauchte Maddy ehrfürchtig, als ich ihr mein Werk am Morgen ihrer Geburtstagsfeier präsentierte. „Ich traue mich gar nicht es anzuziehen."

Ich nahm noch klitzekleine Änderungen wahr, dann war meine Arbeit abgeschlossen. „Du wirst heute Abend wunderschön aussehen."

„Das habe ich nur dir zu verdanken. Ich kann gar nicht beschreiben wie geehrt ich mich fühle eines deiner Kleider tragen zu dürfen."

Peinlich berührt winkte ich ab. „Ach was, das ist doch keine große Sache."

Um nicht länger darüber reden zu müssen, tat ich so als wäre ich wahnsinnig beschäftigt damit, meine Stecknadeln und das Maßband einzupacken.

„Was für ein Make-Up wirst du auftragen?" So beiläufig wie möglich, änderte ich das Thema.

„Ich weiß noch nicht. Mit dem Schminken stelle ich mich irgendwie nicht so geschickt an."

Das verstand ich nur zu gut. In ihrem Alter hatte ich kaum den Unterschied zwischen Concealer und Foundation verstanden. Mithilfe von YouTube-Videos und stundenlangem Üben, mit einigen frustrierenden Missglücken hatte ich mir das professionelle Schminken selbst beigebracht.

Es war ja schließlich nicht so, dass es in meinem Leben jemanden gegeben hätte, der es mir beibringen wollte.

Heutzutage liebte ich es Make-Up aufzutragen. Es war irgendwie zu einem entspannenden Ritual geworden.

„Wenn du willst kann ich dich für heute Abend schminken", bot ich Maddy an. „Zufällig bin ich darin ziemlich gut."

Ihre Augen wurden groß und begannen zu strahlen. „Das würdest du tun? Ich habe mittlerweile ein schlechtes Gewissen, weil ich dich so ausnutze."

„Ach was." Ich half der jungen Prinzessin aus dem Kleid, damit sie wieder ihre normalen Alltagsklamotten überziehen konnte. „Das ist ein purer Freundschaftsdienst."

Maddys Lächeln war so breit, dass ich Angst hatte ihre Wangen würden gleich platzen. Doch ich verstand genau, was gerade in ihr vorging. Wahre Freundschaften waren in unserem  Metier schwer zu finden.

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