Kapitel 28

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Mit dem Rücken an die Wand gelehnt, die Beine an die Brust gezogen, saß ich regungslos in meinem alten Zimmer im Palast.

In meiner Wohnung hatte ich es nicht mehr ausgehalten. Alles erinnerte mich dort an Asher und ich hatte das Gefühl ich könnte sein After-Shave immer noch riechen, obwohl er schon längst weg war.

Also hatte ich mich in den Palast geschlichen und versteckte mich dort.

Immer wieder auftretende Heulattacken und Wutausbrüche, hatten dafür gesorgt, dass mein Zimmer nun aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ich hatte alle Dinge von meinem Schreibtisch gefegt, meine Decke und die Kissen lagen verstreut auf dem Boden und nicht mehr im Bett, Bilder hatte ich ebenfalls auf den Boden geschmettert und sogar einen Entwurf zerrissen, der an einer Modepuppe befestigt war.

Stofffetzen hingen nun traurig herunter.

Jetzt allerdings fühlte ich gar nichts mehr. Da war keine Wut mehr, keine Trauer, sondern eine erschreckend kalte Leere.

Ich starrte apathisch vor mich hin, als plötzlich meine Schwester im Zimmer stand.

„Bringen Sie bitte die Unterlagen in mein Büro", sprach sie gerade in ihr Handy und blieb dann abrupt stehen, als sie mich sah. Sie beendete das Telefonat und checkte die Lage, indem sie sich kurz umsah.

„Was ist denn hier passiert?", fragte sie entsetzt.
„Spare dir deinen Vortrag. Ich ertrag keine Vorwürfe mehr", murmelte ich ohne jegliche Emotion.

„Wie heißt er?"
Überrascht sah ich auf. „Wie kommst du denn darauf?"

„Naja du achtest normalerweise fanatisch auf Ordnung, aber hier sieht es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Deine Augen sind total verquollen vom Weinen, da liegen angefangene Schokoladeneispackungen neben dir und du würdest niemals einen Entwurf so zerstören. Außer jemand hat dich verletzt. Daher kommt eigentlich nur Liebeskummer in Frage."

Sie bahnte sich ein Weg durch mein Chaos und ließ sich neben mir nieder.

„Wie lange bist du schon da?"

Teilnahmslos zuckte ich mit den Schultern. „Keine Ahnung. Drei Tage oder so. Vielleicht vier. Hängt davon ab, welcher Tag heute ist."

Willow pfiff durch die Zähne.
„Wie kommt es, dass wir dich nicht bemerkt haben?"

„Du bist ziemlich gut darin, mich zu ignorieren."

Meine Schwester schwieg. Was sollte sie auch großartig dazu sagen? Sie wusste ich hatte recht.

„Also wie heißt er?" Sie angelte sich die Eispackung und schob sich einen Löffel Schokoladeneis in den Mund.
„Asher", seufzte ich tief.

Willow hustete. „Asher wie König Asher von Dänemark?", keuchte sie.
Ich nickte nur. „Wir haben Schluss gemacht."

„Du warst mit Asher Sørensen zusammen und ich habe davon nichts gewusst?"

„Ist ja nicht so als würdest du dich großartig dafür interessieren was in meinem Leben passiert."
Ich nahm ihr den Löffel aus der Hand um mir selbst eine Portion Eis auf der Zunge zergehen zu lassen.

„Willst du darüber reden?"

Ich zögerte kurz. Was wenn Willow mir nur wieder eine Strafpredigt hielt? Das würde mir auch nicht helfen. Aber in Anbetracht dessen, dass ich sonst niemanden zum reden hatte, war sie besser als nichts.

Also erzählte ich. Von Anfang an. Wie wir uns auf meiner Modenschau kennengelernt hatten und ich ihm unbedingt gefallen wollte. Wie er mich auf dem Herbstball zum ersten Mal geküsst hatte, von Indien, wie er mich vor Pete verteidigt hatte und selbst dann für mich da war, als ich völlig betrunken war. Von dem Kurzurlaub am See, wie sich nach Alberts Tod alles entwickelt hatte, ich erzählte ihr sogar, dass ich einen Entzug begonnen hatte. Und natürlich von dem Ereignis, das sich vor wenigen Tagen abgespielt hatte, womit er mich so verletzt hatte, wie kein anderer.

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