Kapitel 25

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Ich erhielt keine offizielle Einladung zur Beerdigung, aber ich brachte es nicht übers Herz nicht hinzugehen. Selbst wenn ich nicht mit Asher reden konnte, denn auf die Pelle rücken wollte ich ihm auch nicht, wollte ich mit meiner Anwesenheit wenigstens zeigen, dass er mir wichtig war.

In einem schwarzen schlichten Kleid, in dem ich möglichst wenig Aufmerksamkeit erregte, schlüpfte ich kurz vor knapp in die Kirche und setzte mich in eine der letzten Reihen.

Weiter vorne konnte ich meine Familie ausmachen: Dad, Willow, Emmett und Carolina waren alle anwesned, um ihrem langjährigen Verbündeten die letzte Ehre zu erweisen.

Die dänische Königsfamilie saß ganz vorne. Sie alle wirkten steif. Keiner von ihnen bebte mit den Schultern oder schniefte. Ein jeder von ihnen hatte seine königliche Maske aufgezogen, sodass ihre Gesichtszüge keine einzige Emotion zeigten. Ich hasste diesen elendigen Zustand, als Mitglied der Königsfamilie keine Emotionen zeigen zu dürfen. Diese Familie hatte einen geliebten Menschen verloren und es sollte ihnen nicht verboten sein angemessen zu trauern.

Der Bischof hielt eine bewegende Ansprache, die mir mehrmals die Tränen in die Augen trieb. Vorsichtig tupfte ich mit einem Taschentuch meine Augen trocken.

Ich hatte Albert zwar nicht besonders gut gekannt, aber er war der Vater meines Freundes. Und ich litt mit ihm.

Schließlich kündigte der Bischof nun an, dass die Königsfamilie direkt hinter dem Sarg die Kirche verlassen würde und man sich anschließen könne, dem Trauerzug zum Friedhof beizuwohnen.

Es war schrecklichVictoria, Asher, Leonora und Maddy hinter dem Sarg hergehen zu sehen, angeführt von dem Bischof. Sie wirkten unvollständig ohne Albert. Ich erinnerte mich nur zu gut an Mums Beerdigung, als wir die die Familie gewesen waren, die direkt hinter dem Sarg hergingen. Ich hatte mich gefühlt wie ein Tier im Zoo, das von den Leuten beobachtet wurde. Es war furchtbar gewesen.

Alle vier hatten den Kopf gesenkt, während sie durch den Mittelgang auf den Ausgang zugingen. Als der Zug an meiner Bankreihe vorüber kam, hob Asher den Blick und fand meinen, so als hätte er genau gespürt, dass ich da war. Ich formte unauffällig ein lautloses „Ich liebe dich".

Seine Mundwinkel formten sich kaum merklich zu einem traurigen Lächeln.

Am Friedhof angekommen, beobachtete ich aus sicherer Entfernung, wie Albert in der Familiengruft beigesetzt wurde. Ich wollte nicht wie alle anderen direkt dabeistehen und aus der Nähe zusehen, wie sich die Familie das letzte Mal von ihrem Vater und Ehemann verabschiedeten. Schon damals hatte ich es gehasst, wenn die Gäste so nahe am Grab standen und Beileidsbekundungen aussprachen. Ich fand man sollte den Trauernden ein wenig Privatsphäre gönnen.

Umso mehr überraschte es mich, als ich Schritte hinter mir vernahm und Victoria plötzlich neben mir stand.

„Ein Blick mit Abstand zum Geschehen kann manchmal hilfreich sein, nicht?"

Ob sie sich selbst damit meinte, oder es an mich gerichtet war, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen.

„Dein Verlust tut mir unendlich leid", sagte ich stattdessen nur. Was sagte man sonst zu jemanden, der unerwartet seinen Ehemann und den Vater seiner Kinder verloren hatte?

Victoria lächelte schmal. „Danke." Ihr Make-Up konnte ihre Augenringe nicht verbergen und auch wenn sie sich bemühte sich nicht zu viel anmerkenzu lassen, ihre Augen strahlten eine derartige Traurigkeit und Erschöpfung aus. Die letzten Tage mussten hart für sie gewesen sein.

„Wieso bist du nicht am Grab?" Kaum hatte ich die Frage ausgesprochen, könnte ich mich dafür ohrfeigen, so taktlos zu sein.

Doch Victoria schien mir nicht böse zu sein.

Royal AffairWhere stories live. Discover now