11 - Die Angst des Alleinseins

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Mabels POV

Als ich meine schweren Augenlider öffne, fasse ich mir direkt stöhnend an die Schläfen.

Mein Kopf schmerzt so sehr, dass ich das Gefühl habe, als würde ein kleines Männchen mit einem Hammer von innen gegen meine Schädeldecke klopfen.

Was ist bloß passiert?

Nur einzelne Erinnerungsfetzen schwirren wie ein summender Bienenschwarm in meinem Gedächtnis umher.

Rave hatte gestern Geburtstag.

Audrey, Nia und Milo sind abends zu seiner Party gekommen.

Wir haben gemeinsam getrunken – viel getrunken.

Danach ist alles schwarz.

„Scheiße", murmele ich leise, während ich mich langsam aufsetze. Es dauert einen Moment, bis ich meinen Orientierungssinn wiedergefunden habe und realisiere, dass ich mich in Raves Zimmer befinde.

Wie von selbst fällt mein Blick auf die andere Betthälfte.

Rave liegt neben mir und schnarcht leise vor sich hin. Anscheinend war er heute Nacht so müde, dass er es nicht mehr geschafft hat, sich umzuziehen, denn er trägt immer noch sein Partyoutfit von gestern Abend – verschönert mit ein paar Alkoholflecken.

Um meinen Freund nicht zu wecken, schleiche ich mich möglichst leise aus dem Zimmer, um mir aus der Küche eine Aspirin zu holen.

Normalerweise verzichte ich darauf, meinen Körper mit Tabletten vollzustopfen, doch jetzt gerade geht es nicht anders. Wenn ich nicht bald ein Mittel gegen diese Kopfschmerzen einnehme, explodiert mein Schädel noch.

„Na, auch schon wach, du kleine Partymaus?", werde ich in der Küche zu meinem Bedauern von einer bekannten Stimme empfangen, weshalb ich direkt herumwirbele. Zwar weiß ich die Anwesenheit meiner ehemaligen Freundin zu schätzen, aber jetzt gerade möchte ich einfach nur allein sein.

Warum ist Audrey überhaupt noch hier?

„Bin gestern auf dem Sofa eingeschlafen", beantwortet sie meine unausgesprochene Frage mit einem müden Lachen. „Ich hatte leider nicht so ein Glück wie du, einen persönlichen Helden zu haben, der mich ins Bettchen trägt."

Bei ihren Worten schleicht sich ein verträumtes Lächeln auf meine Lippen.

Auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie mich Rave ins Bett gebracht hat, bin ich ihm sehr dankbar dafür. Auf ihn ist einfach immer Verlass!

„Wer war der blonde Sunnyboy überhaupt?", hakt Audrey nun interessiert nach. „Ich muss schon zugeben, dass er ein kleiner Leckerbissen ist."

Leckerbissen?

Oh Gott, es ist eindeutig zu früh dafür, dass meine ehemals beste Freundin über irgendwelche Jungs schwärmt. Außerdem ist da noch immer dieses Problem mit meinen höllischen Kopfschmerzen.

Bevor ich also über Audreys Frage nachdenken kann, durchforste ich zunächst die Küchenschränke, bis ich endlich eine Aspirin gefunden habe und diese mit etwas Wasser herunterspüle. Dann wende ich mich an die Brünette, indem ich wissen möchte: „Wie nochmal sah der Junge aus, den du so toll findest?"

„Blonde Haare, braune Augen, niedliche Grübchen, kariertes Hemd", leiert meine Gegenüber diese Informationen in nur einem einzigen Atemzug herunter. „Du weißt schon, der Typ, der dich ins Bett getragen hat."

„Rave?", hake ich skeptisch nach. Eigentlich sollte die Brünette meinen Freund kennen, schließlich war sie diejenige, die uns damals miteinander verkuppelt hat. Außerdem waren sie und Rave jahrelang befreundet.

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenWhere stories live. Discover now