32 - Eine ungute Vermutung

270 27 15
                                    

Raves POV

Schon seit einigen Wochen beschleicht mich das ungute Gefühl, dass sich etwas zwischen Mabel und mir verändert hat. Anfangs war diese Veränderung sehr positiv, da wir viel Zeit miteinander verbracht haben und unsere Liebe dadurch gewachsen ist, aber nach ein paar Wochen hat sich Mabels Zuneigung plötzlich in Abweisung verwandelt.

Wann immer wir uns sehen, ist sie unkonzentriert und abgelenkt. Küsse bekomme ich nur zur Begrüßung und zum Abschied, wohingegen Sex komplett von unserem Tagesablauf gestrichen wurde.

Ständig nutzt die Rothaarige den Stress der Uni als Ausrede, aber so langsam glaube ich ihr das nicht mehr. Viel eher werde ich von der Vermutung heimgesucht, dass ihr abweisendes Verhalten mit Lee zusammenhängt.

Mir gegenüber hat meine Freundin zwar des Öfteren betont, dass sie keinen Kontakt mehr mit meinem Cousin haben würde, doch ich habe sie mehr als nur einmal dabei erwischt, wie sie den Chat von Lee und sich auf ihrem Handy gelöscht hat.

Ob ich mir diesbezüglich Sorgen machen sollte? Vermutlich schon!

Das ist auch der Grund, weshalb heute der Tag gekommen ist, an dem ich meiner unschönen Vermutung nachgehen werde. Ich muss wissen, ob Mabel Gefühle für meinen Cousin entwickelt hat und mir nur etwas vorspielt.

„Mabel?", richte ich mich fragend an meine Freundin, die vollkommen in ihr Handy vertieft ist. Bei dem Klang meiner Stimme zuckt sie erschrocken zusammen und schaltet sofort ihr Smartphone aus. „Hm?", macht sie verwirrt. „Entschuldige, was hast du gesagt, Rave?"

Auch das geht schon seit mehreren Wochen so. Ich sage etwas und die Rothaarige hört mir nicht zu.

So dermaßen neben der Spur war sie noch nie.

„Noch nichts", seufze ich schließlich geduldig. „Ich wollte dich aber fragen, ob du auf eine Runde Schlittschuh fahren Lust hättest?" Obwohl ich der Grünäugigen ihr Desinteresse ansehen kann, nickt sie mir zuliebe. „Klar, warum nicht", erwidert sie. „Du konntest dich ja lange genug wegen deiner Verletzungen nicht auspowern."

Das war ebenfalls eine der Hauptausreden, die Mabel genutzt hat, um mir körperlich nicht näherkommen zu müssen. Jedes Mal, wenn ich sie küssen oder mit meinen Fingern verwöhnen wollte, ist sie zurückgewichen und hat mich auf meine Kopfverletzung aufmerksam gemacht.

Selbst als die Ärzte vor zwei Wochen meine Verbände abgenommen und mir versichert haben, dass alles planmäßig verheilt sei, wollte sie auf Nummer sicher gehen und mich nicht zu sehr belasten.

So lange wie dieses Mal haben wir noch nie auf Küssen, Kuscheln und Sex verzichtet.

„Gut", murmele ich, um mich von meinen Gedanken abzulenken. „Dann rufe ich jetzt Lee an und frage ihn, ob er mitkommen möchte, okay?"

Sobald diese Frage meine Lippen verlassen hat, entgleisen Mabel die Gesichtszüge. Fassungslos schaut sie mich aus ihren geweiteten Augen an, ehe sie verständnislos stammelt: „L-Lee? Warum das denn?"

Auch wenn es schmerzt, verrät mir ihre seltsame Reaktion, dass ihr abweisendes Verhalten sehr wohl etwas mit meinem Cousin zu tun haben muss.

Da ich mir jedoch nicht anmerken lassen möchte, dass ich Mabels Liebe auf die Probe stellen werde, erkläre ich möglichst unschuldig: „Na ja, seit meinem Unfall haben wir nichts mehr gemeinsam zu dritt unternommen. In der High School scheint Lee auch noch keine Freunde gefunden zu haben – das hat jedenfalls meine Tante erwähnt. Deshalb wäre es doch ganz nett, wenn wir mal wieder etwas Zeit mit meinem Cousin verbringen würden, oder etwa nicht?"

Herausfordernd schaue ich meine Freundin an, welche bloß perplex nickt.

„Perfekt. Dann rufe ich Lee jetzt an." Noch während ich das sage, wähle ich die Nummer des Blondschopfes und warte darauf, dass er meinen Anruf entgegennimmt.

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenWhere stories live. Discover now