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Eine Kälte breitete sich in mir aus und auch die zwei decken unter denen ich lag konnten mich nicht genug wärmen. Ich fühlte mich einsam und alleine. Ich war einsam und alleine. Ich blickte auf das nachbarbett, doch es war leer. Ich lauschte auf die stille. Ich ertrug sie nicht, genauso wenig wie die Dunkelheit. Ich dämmte das Licht und machte ein Hörspiel an. Ich las, lernte, häkelte und räumte auf. Nichts konnte mich beruhigen. Wieso war ich ausgerechnet jetzt so schlaflos? Jetzt, wo sie nicht mehr da war? Weil ich mich unsicher fühlte. Sie hatte mir ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit gegeben. Ich wusste mir passierte nichts. Jetzt war ich wieder auf mich alleine gestellt. Und vielleicht hätte ich meine Medikamente nehmen sollen. Und den Energy hätte ich wohl auch besser weg lassen sollen. Ich sehnte mich nach Alkohol. Ich wollte meinen Schmerz weg trinken, wollte flüchten aus der Realität. Ich fand keinen Schlaf und normalerweise würde ich jetzt draußen durch die Straßen ziehen. Normalerweise würde sie neben mir in ihrem Bett liegen und mit mir quatschen oder rumalbern. Normalerweise, was war schon normalerweise? Es gab kein für immer, es gab nur ein für jetzt. Ich wusste es würde einen Abschied geben. Ich wusste sie würde vor mir entlassen werden. 5 Monate war sie hier, 3 davon kannten wir uns und zweieinhalb lebten wir zusammen. Eine verdammt lange Zeit, lange genug um eine tiefe Freundschaft aufzubauen. Ich wusste es, trotzdem konnte ich mich nicht darauf vorbereiten. Es hatte versdamnt weh getan, ich hatte Tränen vergossen. Ich war nicht sauer und auch nicht verletzt, nur traurig. Das Zimmer wirkte kalt und leer, sie hatte es gefüllt. Sie hatte einen Teil der Leere in mir gefüllt. Ich machte keinen sport mehr, ich gönnte meinen müden Körper etwas Ruhe. Schlaflos starrte ich an die Decke und dachte nach. An sie, an die schöne Zeit mit ihr, an den Tag. Erinnerungen prasselten auf mich ein. Ich wollte sie nicht vergessen aber das Leben ging weiter. Ich durfte traurig sein, natürlich, aber die Trauer musste auch wieder ein Ende haben. Sie durfte mir nicht den Schlaf rauben. Ich hatte mein Herz wieder an etwas vergängliches gehängt. Aber was war schon nicht vergänglich? Alles ist vergänglich und nichts ist für immer. Ich sog den Duft ihrer Decke ein und erinnerte mich an Abertausende Umarmungen mit diesem Geruch. Mir kamen die Tränen und ich schluchzte auf. Ich vermisste sie schrecklich... bald, ganz bald würde ich sie wiedersehen. Aber es würde nicht das gleiche sein, man würde anfangen sich auseinander zu leben. Und irgendwann würde es in Ordnung sein. Zeit, Zeit ist ein wichtiger Faktor bei egal was. Mit der Zeit würde es leichter werden das wusste ich. Zeit machte unfassbar viel aus. Ich würde in der Visite meine Entlassung ansprechen. War das klug? Würde ich es zu Hause schaffen? Ich fühlte mich mutlos und klein. Wie gerne würde ich meine Gedanken wie so oft abends mit ihr teilen, sie wusste immer was das richtige war. Ich war auf mich alleine gestellt. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir das es fast Mitternacht war. Von Schlaf weit und breit keine Spur. Bald müsste der Nachtdienst wieder kommen. Ich könnte noch etwas lesen aber eigentlich musste ich dringend schlafen. Der Tag war anstrengend und ich würde nur mit Mühe am nächsten Tag aus dem Bett kommen. Der Mond war nur noch eine kleine Sichel am Himmel, an meinen Freund den Mond konnte ich mich auch nicht wenden. Meine Gedanken switchten hin und her. Aber sie endeten immer wieder bei ihr. Bei ihrem Geruch, bei ihrer Art, bei ihrem Wesen. Das mag vielleicht alles sehr kitschig klingen, aber so ist sie nicht. Das mag vielleicht auch so klingen als sei da mehr, aber so ist es nicht. Sie war meine Bestie geworden, meine klapsenbestie und dann meine lebensbestie. Meine aller beste Freundin. Meine bessere Hälfte. Nun fehlte ein Teil von mir. Sie hatte mich vollständig gemacht. Ich hatte sie lieb, auf einer tiefen freundschaftlichen Ebene. Ich weiß nicht ob du das jemals lesen wirst, aber ich vermisse dich schrecklich. Die Musik kann die Stille nicht füllen die du zurück gelassen hast, keine Decke kann die Kälte vertreiben. Keine Lampe betreibt die ungewohnte Dunkelheit. Geduld ist nicht meine Stärke. Zeit, wie viel Zeit? Ich bin dankbar für jede Sekunde die wir hatten. Für jede schöne Erinnerung. Für jedes Bild das sich eingebrannt hat. Ich wünsche dir alles erdenklich gute und das du den Kampf gegen die anorexie gewinnst. Wir werden ihn beide gewinnen.

Ich habe dir ein ganzes Kapitel gewidmet, ich hoffe du weißt das zu schätzen, Schätzeken <3

Ruhelos wanderte mein Blick über die kahlen Wände. Ich musste dringend schlafen, ich hatte noch 7 Stunden zu schlafen. Ich fang einfach keine Ruhe, wie sollte ich schlafen? Ich war nicht müde. Aber für Sport reichte meine Energie dann auch wieder nicht. Ungeduldig wartete ich auf den Nachtdienst. Ich konnte mein Handy nicht mit einem sicheren Gefühl nutzen , wenn ich wusste, dass dieser jeden Moment rein kommen könnte. Sie hatten mich gestern schon fast erwischt. Ich rieb erneut meine Hände mit Handcreme ein, ich hatte ja sonst nichts zu tun und meine Haut war trocken.

Nach Mitternacht. Ich häkelte noch ein wenig und merkte endlich das meine Augen schwerer wurden. Es wurde Zeit nochmal zu versuchen zu schlafen. Ich musste sie los lassen. Musste die Gedanken an sie los lassen.  Ich musste vor allem dringend schlafen. Ich hatte nur noch knappe sechs Stunden zu schlafen, was wirklich nicht viel war. Ich löschte das Licht und lag wie erstarrt im Dunkeln. Sollte ich mit Licht schlafen? Normalerweise war ihr Nachtlicht an. Eigentlich konnte ich bei Licht nicht schlafen, ich hatte mich erst durch sie daran gewöhnt und jetzt hatte die sonst so vertraute Dunkelheit etwas bedrohendes an sich. Ich wechselte die Playlist und versuchte traurig zu schlafen.

Nie gut genug Where stories live. Discover now