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Das Leben mit einer toxischen Mutter ist nicht leicht. Genauer gesagt macht sie mir das Leben zur Hölle. Ich bin grade mal 5 Tage zu Hause und möchte jetzt schon wieder weg. Naja, bald habe ich sowieso keine Wahl mehr. Ich hätte mir denken können das sie ihre Aussagen wieder bricht. Sie hat gesagt sie hört auf damit mir anzudrohen das ich zu Oma muss oder ausziehen muss. Sie hat es gebrochen. Jetzt muss ich wieder in der Angst leben wieder mal kein zu Hause zu haben. Und wenn man diese Angst hat, hat man dieses Gefühl von zu Hause schon verloren. Es fühlt sich grausam an. Ich zog meine Mauern immer höher und ließ keinen rein. Nicht mal sie. Es tat mir leid, ich wusste ich verletzte sie damit, aber ich konnte nicht anders. Es war ein Schutzmechanismus der sich nicht abstellen ließ. Ich hatte einfach zu große Angst verletzt zu werden weil ich es wieder wurde. Meine Therapeutin hatte geraten meine Mauern runter zu nehmen und das hatte ich getan. Promt wurde ich wieder verletzt von der Person von der es am meisten weh tat aber es mir eigentlich egal sein konnte. Ja sie war meine mum, aber sie konnte mir doch egal sein! Sie hasst mich. Weshalb sonst machte sie mir das Leben zur Hölle und nahm mir alles weg was ich hatte? Wiedermachen lag ich weinend und alleine in meinem Bett, dachte nach und versuchte nicht an meinen Tränen zu ersticken. So viel unbeschreibliches leid welches in meiner Brust saß.... Ich wollte doch einfach nur schlafen... einfach nur die Welt ausschalten. Ich wollte mein Mädchen zurück, wollte sie anschreiben, mit ihr reden, aber ich konnte nicht. Ich schaffte es einfach nicht für sie meine Mauern runter zu nehmen. Ich durfte nichts empfinden. Keine Liebe, keine Trauer. Ich musste alles wegsperren. Aber wenn man so sehr liebt wie ich es tue, dann ist ein wegsperren von diesem Gefühl fast unmöglich. Ich wollte joggen gehen, den Kopf frei bekommen, aber es war nachts. Ich konnte jetzt nicht raus gehen. Sollte ich sie anschreiben? Ihr erklären was los war? Würde sie es verstehen? Würde ich sie damit triggern? Würde sie es aushalten können? Ich kann nicht in Worte fassen wie sehr ich dieses Mädchen liebe, aber gleichzeitig breitete sich eine Kälte in mir aus und ich fuhr unbewusst meine Mauern wieder hoch. Ich benahm mich wie ein trotziges Kleinkind. Es war egal. Es war sowieso alles verloren. Ich stand kurz vor einer erneuten Einweisung und meine mum hatte mir das was mir am meisten bedeutete und mich am Leben hielt genommen, ich durfte nicht mehr in den Stall. Ich weiß das viele das nicht nachvollziehen können, es ist ja „nur" ein Stall mit ein paar gäulen drin. Für mich ist es viel mehr. Die körperliche Arbeit die mir gut tut, der Geruch der mir Sicherheit gibt, meine Freunde dort, mein wunderbarer Trainer der auf mich aufpasste und überhaupt . Wenn ich dieses Pferd fertig machte, putzte und mit meinen Fingern über ihr weiches Winterfell fuhr, war alles gut. Wenn sie den Kopf an mich schmiegte, mir ins Gesicht pustete. Wenn ich mit ihr Richtung Halle ging und in ihr Ohr flüsterte das wir das alles schaffen würden. Das ich ihr vertraute wie nichts anderem auf dieser Welt weil ich wusste sie würde mich niemals verletzten. Weil ich wusste das sie mir genauso bedingungslos vertraute wie ich ihr. Und dann schwang ich mich in den Sattel und die Welt blieb stehen, die Zeit stand still. Es gab nur das Pferd und mich. Keine Probleme, keine Ängste, keine Sorgen. Klar, die Angst vor dem fallen und ein altes Trauma in Richtung reitunfall, aber das würde ich in den Griff bekommen. Und wenn ich dann Abstieg, glücklich zufrieden und müde, war ich hungrig. Und da ich so im reinen mit mir war aß ich genau das worauf ich Hunger hatte. Egal was es war und egal welche Kalorien es hatte. Es war egal denn es ging mir gut. Ich akzeptierte mich. Das ging kaputt sobald ich in das negative Energie Feld kam welches zu Hause herrschte, aber die Erinnerung barg noch recht lange etwas Kraft. Deshalb verstand ich nicht wieso man mir den Stall weg nahm. Man hatte dich beim letzten Mal schon gesehen das es in die Hose ging. Das es alles noch schlimmer machte. Und deshalb war ich mir auch ziemlich sicher das meine mum das mit Absicht machte. Aus irgendeinem Grund wollte sie das es mir schlecht ging. Wollte sie das ich in die Klinik zurück ging, damit sie mich los war. Klar, ich nahm Platz weg den sie nicht hatte. Ich durfte ihre Zeit ja jetzt schon nicht mehr in Anspruch nehmen, sonst konnte ich mir wieder anhören das ich ja so viel brauchte und das ich deshalb zu viel und zu anstrengend für sie war. Ich bin also auf mich alleine gestellt. Ich hatte angst wegen ihr wieder zu verlieren. Hatte Angst wegen ihrem ganzen Getue wieder rückfällig zu werden. Denn ja, ich hatte in 3 Tagen 2 Kilo abgenommen. Ich aß grade mal knappe 600kcal. Aber es war keiner da der es stoppte, keiner der mir half, keiner der es verstand. Ich war zu früh entlassen worden. Jetzt war ich alleine. Wie hatte ich denken und glauben können meine mum würde sich an ihre Worte halten und mich unterstützen?? Natürlich tat sie das nicht! Das hatte sie noch nie getan! Schon als Kind hatte sie mich mit allem alleine gelassen. Schon als Kind hatte sie mich klein gehalten und mir das Leben zur Hölle gemacht. Hörte es denn nie auf? Wurde es denn nie besser? Stattdessen lag ich weinend in meinem Bett, bekam keine Luft, fühlte mich hilflos machtlos und klein und wusste nicht mehr weiter. Und war mal wieder alleine. Es war mir unbeschreiblich, wie man sein eigenes Kind so hassen konnte. Nichtmal Alkohol hatten wir im Haus. Ich hatte schon alles getrunken was ich gefunden hatte. Nichtmal betrinken konnte ich mich. Also lag ich da in diesem dunklen Zimmer welches eigentlich nichtmal meins war. Denn in diesem Haus war kein Platz für mich. Ich war überflüssig. Ich war zu viel. Ich musste aufhören zu essen. Aber dann würde ich die Pferde noch mehr verlieren. Ich wusste einfach nicht mehr weiter. An Schlaf war mal wieder nicht zu denken. Der Tag heute hatte wunderbar gezeigt das es eben ohne Stall nicht lief. Ich aß schlecht, ohne Lust und mit lauter Ana Gedanken. Mir war langweilig, ich blieb den ganzen Tag in Jogginghose vor Fernseher und Handy und gammelte so rum. Bewegen durfte ich mich nicht und einen Sinn hinter einem solchen Leben sah ich nicht. Für andere vielleicht ein Traum, aber für so ein Bewegungsfreidiges aufgewecktes Wesen wie mich war das folter. Ich fing wieder vermehrt an mich unwohl zu fühlen und mich zu hassen. Den ganzen Tag dachte ich sehnsüchtig an die anderen die wohl schon im Stall waren. Nur ich wieder nicht. Dadurch das ich mich nicht bewegte hatte ich natürlich auch keinen Hunger. Dadurch stresste meine mum und von dem schlechten Gefühl und dem Stress und ihren gemeinen Worten bekam ich sowieso nichts runter. Ich würgte essen mit einem Ekel runter als müsste ich Popel oder Ähnliches essen. Ich wollte morgen arbeiten gehen, ich hatte nur noch wenige Tage Zeit, danach wurde der Stall aufgelöst aber auch das durfte ich nicht. Reiten durfte ich auch nicht. Es ging mir so dreckig. Worin sollte ich denn jetzt Sinn sehen? Welche Aufgabe hatte ich jetzt? Worauf konnte ich mich konzentrieren wenn es nicht das Essen war? Ich würde nicht nochmal in diese Klinik gehen!! Ich würde mir das alles nicht mehr gefallen lassen! Ich ließ mir die Pferde nicht wegnehmen! Wie lange musste ich diese frau noch aushalten? Würde ich diese Umstände aushalten oder würde ich daran zerschellen und sterben? Alle halten mich für stark und taff weil ich trotz der Umstände so weit gekommen war, aber alles hat seine Grenzen. Irgendwann reißt bei jedem die Leine. Alle sind sich so sicher, weil keiner weiß wie kaputt es bereits in mir aussieht. Weil keiner weiß wie kurz ich grade vorm zerschellen bin. Vielleicht musste ich diese Welt erst verlassen um von ihr los zu kommen. Es war wirklich traurig das sie ein Kind, IHR Kind so weit brachte, so weit in die Knie und enge Zwang das es sowas dachte. Das ich nur noch selbstmord als Ausweg sah. Sie machte mich kaputt aber ich kam einfach nicht von ihr los. Ich musste diese Welt verlassen.

Nie gut genug Où les histoires vivent. Découvrez maintenant