3. Höllentrip

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Samia merkte wie ihr Rücken und ihr Po langsam warm wurden ein leises wohliges Seufzen entwich ihr und sie ließ ihren Kopf erschöpft nach hinten an die Kopfstütze kippen.
Immer wieder wanderte der Blick von dem Fahrer zu ihr herüber. Sie spürte ihn aber traute sich nicht den Mann anzusehen um seinen Blick zu erwidern. Samia war todmüde. Sie überlegte ob sie sich je zuvor so auf ihr Bett gefreut hatte. Und morgen könnte sie sich dann um ein neues Handy kümmern. Das war längst überfällig.
Eine Zeit lang waren die beiden schon unterwegs. Samia hatte in der Dunkelheit noch immer keine Orientierung doch sie vermutete, dass eigentlich bald die ersten Lichter der Stadt auftauchen müssten.
Plötzlich bogen sie jedoch scharf nach links ab. Samia sah sich verwirrt um. 'Das ist doch wieder so ein Waldparkplatz' stellte sie stumm fest und ihr war unwohl bei der Sache.
'Mark? Was machen wir hier?' Samia bemühte sich nicht absolut hysterisch zu klingen. Mit mäßigem Erfolg.
Der Mann neben ihr lachte kurz auf. 'Mensch Kleine, du musst nicht gleich in Panik verfallen. Ich muss hier nur kurz etwas abholen.'
Samia schluckte trocken und erwiderte nichts weiter doch als sie eine Kurve nach rechts fuhren tauchte aus der Dunkelheit, vom Scheinwerferlicht angestrahlt, eine Gruppe dunkel gekleideter Männer auf -die Typen aus dem Wald. Die junge Frau musste einen Schrei unterdrücken und zuckte zusammen.
'Wer sind die? Kannst du mir bitte sagen, dass die nicht das sind was du hier abholen musst.' Mit weit aufgerissenen Augen sah Samia zu dem Mann herüber welcher sie einfach nur angrinste und den Wagen zum stehen brachte.
'Weißt du eigentlich wie wahnsinnig süß du bist wenn du Angst hast? Aber nein, die holen wir nicht alle ab. Nur zwei von denen. Der Rest fährt in den anderen Autos.' Erst jetzt erblickte Samia zwei weitere monströse schwarze Autos wie das in dem sie selber saß. Panik stieg in ihr hoch und sie fing augenblicklich an zu zittern und ihr wurde schlecht. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.
'Hey, atmen nicht vergessen sonst kippst du uns ja gleich schon um.' Wie in Trance schaute das Mädchen zu dem Fahrer zurück, welcher noch immer grinste doch es erschien ihr nun alles andere als freundlich.
'Bleib jetzt einfach ganz entspannt sitzen dann passiert die nichts.' Der Mann schaute sie jetzt mit ernsterer Miene an. Das war zu viel für sie und alle Sicherungen brannten durch. Während sie sich abschnallte stieß sie schon die Tür auf und sprang aus dem Auto. Sofort rannte sie los ohne überhaupt eine Idee zu haben in welche Richtung ihre Beine sie trugen. Das war ihr in dem Moment egal. Sie musste einfach nur weg. Weg von diesem Mann von dem sie noch bis vor wenigen Augenblicken glaubte er wäre ihre Rettung.  Weg von den anderen Männern und weg von diesen bedrohlichen Autos. Weit kam sie jedoch nicht, denn nach wenigen Metern erblickte sie einen der Männer mit verschränkten Armen direkt vor ihr. Sofort änderte sie ihren Kurs und sprintete los doch dann ertönte das zweite mal an diesem Abend ein Schuss nur dieses Mal direkt hinter ihr. Wie versteinert blieb sie stehen und drehte sich dann etwas verzögert wie in Zeitlupe um. Sie konnte noch sehen wie der Lauf einer schwarzen Waffe in der Hand von Marc glänzte als er diese senkte und in seinem Hosenbund verstaute. Er hatte den Schuss in die Luft abgegeben. Der Mann hatte sich genau wie seine Kollegen nichtmal die Mühe gemacht hinter ihr herzulaufen sondern er wusste ganz genau wie er sie ohne großen Aufwand an der Flucht hindern konnte. Mark kam mit festen Schritten auf die deutlich kleinere Frau zu, welche nicht in der Lage war sich zu rühren. Ihre Beine hatten den Dienst quittiert doch als der Mann fast bei ihr war wich sie zaghaft einige cm zurück und sah ihn mit tränengefüllten Augen ängstlich an. Dies hinderte ihn natürlich nicht daran, sie am Oberarm zu packen und zurück zum Auto zu ziehen. Dort angekommen schubste er sie zu einem der anderen Männer. Dieser bremste sie ab jedoch nur um sie kurz darauf unsanft mit dem Rücken gegen den Audi zu schleudern. Samia blieb durch den Aufprall die Luft weg und weiße Punkte tanzten vor ihren Augen.
'Hey!' Kam es daraufhin streng von Mark an den anderen Mann gewandt. 'Sei nicht so grob zu ihr, du siehst doch wie zerbrechlich sie ist.'
'Zerbrechlich hin oder her, das ist mir hier gerade scheißegal. Die Kleine hat uns schließlich alle hier im Wald gesehen.' Keifte der Mann zurück. Auch die anderen kamen nun herüber und durchbohrten die junge Frau mit ihren Blicken.
'Sie war vielleicht im Wald, ja, aber gesehen hat sie ganz bestimmt nichts. Sie hat ihre Brille nicht auf. Samia hat gedacht wir wären Studenten von irgendeiner der Unis hier und würden da an einem Projekt arbeiten. Die hat keinen einzigen schlechten oder bösen Gedanken und ist dazu noch herrlich naiv. Sie hat mir alles abgekauft. Ich hätte sie nach Hause gebracht und die Sache wäre durch gewesen aber nein ihr Idioten habt viel zu früh losgeballert. Und wofür habe ich euch Schalldämpfer mitgegeben? Ab dem Schuss war es mir zu riskant, dass sie doch noch eins und eins zusammenzählt, deshalb ist sie überhaupt noch hier.' Mark war laut geworden während er sprach und hatte Samia damit aus ihrer Starre gelöst. Erst jetzt fiel ihr alles wie Schuppen von den Augen. Die Studenten die mitten in der Nacht mit guten Schuhen alle dunkel gekleidet im Wald rumliefen, die Blicke die Mark und Stefan getauscht hatten. Der Schuss der unmöglich im stockdunklen von einem Jäger stammen konnte. Das konnte alles vorne und hinten nicht passen und sie hatte es nichtmal gemerkt. Mark hatte Recht, sie war definitiv zu naiv. 'Also..der Schuss vorhin auf dem anderen Parkplatz...das war kein Jäger sondern ihr..aber auf was habt ihr denn geschossen...?' stammelte die junge Frau und kurz zuckte ein Bild von dem Mann auf, der im Wald auf dem Boden gekniet hatte. Proben hatte er wohl nicht genommen. Nun waren alle Augenpaare auf sie gerichtet und Samia bereute es, ihre Gedanken laut ausgesprochen zu haben. Niemand antwortete ihr und als Samia zu Mark schaute wich er ihrem fragenden Blick genervt seufzend aus. Das war Antwort genug für die junge Frau und sie schlug sich selbst eine Hand vor den Mund wodurch ihr Schrei gedämpft wurde. Dann gaben ihre Beine nach doch der Mann links neben ihr fing sie auf.
Diese Männer hatten gerade im Wald einen Menschen umgebracht. Erschossen. Und Samia wusste davon. Sie würde also das nächste Opfer sein.

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