48. Eingesperrt

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Hohoho ihr Lieben,

euer geduldiges Warten hat vorerst ein Ende! Hier ist es, das neue Kapitel.
Ich wünsche allerseits magische ✨ und erholsame😴 Feiertage und freue mich über eure Abstimmungen 👍🏻 und Kommentare ✉️

Bis ganz bald!

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Samia

Noch einmal hatte ich alle Kraft zusammengerafft um mich zur Tür zu schleppen um dort an der Klinke zu rütteln und gegen das massive Holz zu schlagen und in das Nichts zu flehen, dass man mich rauslassen solle. Wie befürchtet erzeugte mein Lärm jedoch keinerlei Reaktion und ich war nicht einmal sicher, ob man mich bis oben hören konnte.
Bis ins letzte ausgelaugt, zitternd und verzweifelt ließ ich mich mit dem Rücken an der Tür hinabgleiten bis ich die Kälte des Bodens durch den dünnen Funktionsstoff spürte. Lautlose Schluchzer ließen meinen ganzen Körper unkontrolliert zucken und ich vergrub meinen Kopf in meinen Armen, die ich um beide Knie geschlungen hatte.
Es fiel mir schwer, mich nicht gänzlich von dem grausigen Schlund der Angst verschlingen zu lassen. Zudem erfassten mich unschöne Erinnerungen an einer meiner Pflegefamilien, in der mich der Mann, der eigentlich die Vaterrolle hatte übernehmen sollen, regelmäßig ebenfalls in den Keller eingesperrt hatte. Es war ihm lästig mich zu betreuen wenn seine Kegelbrüder für einen feuchtfröhlichen Samstagnachmittag zu Besuch gewesen waren. Stundenlang hatte ich dort ausharren müssen. Wenn ich damals Glück hatte, hatte er mir wenigstens zu essen und zu trinken da gelassen. Ich drängte diese Gedanken an meine miserable Kindheit zurück, doch die Realität sah definitiv noch schlechter für mich aus.
In meinem Kopf löste sich dennoch langsam die Blockade, die mich zuvor nicht mehr hatte klar denken lassen und das Zittern bekam ich auch wieder halbwegs unter Kontrolle. Ich rieb mir über meine verquollenen Augen und die letzten Tränen aus dem Gesicht, wobei ich die vor Schmerz pochende Wange, wo mich Stefans harter Schlag getroffen hatte, nur ganz eben berührte. Ich zischte leise unter der Berührung und ließ schnell die Hände von der geschundenen Haut.
Stattdessen wagte ich einen Blick in den Raum hinein. Er war ca fünf Meter breit und vier tief und kaum eingerichtet. Wenn man überhaupt von Einrichtung sprechen konnte. Rechts in der Ecke war eine Matratze auf dem Boden zu finden mit einem Laken oder ähnlichem drauf und links an der Wand waren Dutzende massive Metallösen angebracht, an denen teilweise Ketten hingen. Mir stieg Galle hoch und ich musste mich konzentrieren nicht zu würgen. Mit aller Kraft, die ich noch besaß, verbot ich es mir, drüber nachzudenken, wofür dieser Raum gedacht war. Dann fiel mir in der linken Ecke ein schmaler Durchgang auf und ich brachte mich ungelenk in eine stehende Position. Nervös wischte ich mir den kalten Schweiß von der Stirn und trocknete meine klammen Handflächen an meiner Sporthose, während ich auf die Öffnung zuging. Schnell erkannte ich jedoch, dass es sich lediglich um ein minimalistisches Bad handelte. Toilette und Waschbecken, mehr gab es in dem winzigen Raum nicht. Apathisch kehrte ich in den größeren Raum zurück und steuerte auf die Matratze zu. Mit spitzen Fingern hob ich das Laken an und rechnete jeden Moment damit, dass eine Ratte oder Ähnliches herauspurzeln würde. Sowohl die Matratze als auch das Laken sahen nicht sonderlich einladend aus. Sie waren dreckig und teils mit dunklen Flecken gesprenkelt. Die rostig wirkenden Stellen sprachen für sich und ehe ich es hätte verhindern können, rebellierte mein Magen. Ich ließ das Laken los und spurtete ins Bad und übergab mich mehrfach ins Klo bis mit dem Würgen nichts mehr kam. Ich fühlte mich elend und hatte kaum Kraft, mich wieder vom Boden zu erheben doch ich wollte dringend meinen Mund ausspülen. Dies tat ich an dem kleinen Waschbecken und wusch mir bei der Gelegenheit mit dem eiskalten Wasser auch vorsichtig die Tränenspuren aus dem Gesicht.
Mechanisch und steif verließ ich den Raum. Der Matratze konnte ich keinen Blick mehr zuwenden, sodass ich mich in der gegenüberliegenden Ecke mit der größtmöglichen Entfernung zur Tür auf den Boden gleiten ließ. Mit dem Fuß schob ich etwas Geröll und Metallteile zur Seite und umschlang mich selbst mit den Armen um mir etwas Wärme zu spenden. Es war furchtbar kalt in diesem Keller und schon bald spürte ich, wie mir die Augen immer wieder vor Erschöpfung zufielen und ich mich deshalb kraftlos zur Seite kippen ließ. Die Kälte bahnte sich sofort und unerbittlich ihren Weg in meinen Körper doch ich konnte nichts mehr dagegen tun, denn schon bald wurde alles schwarz und ich driftete unaufhaltsam ab.

Stefan POV

Ich musste mich mit aller Kraft beherrschen, nicht zurück in den Keller zu stürmen und der kleinen Schlampe eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Egal was sie getan hatte, es musste mehr als nur übel gewesen sein und es überstieg mein Vorstellungsvermögen, mir auszumalen wie sie es geschafft hatte, Mark so dermaßen aus der Fassung zu bringen. Nie zuvor hatte ich einen von uns auch nur im Ansatz so erlebt. Mark hatte draußen getobt, um sich geschlagen und wir anderen hatten oben am Fenster gestanden und perplex zugesehen und gehofft, dass er nicht gleich mit dem nächstbesten Gegenstand unseren draußen stehenden Fuhrpark zu Hackfleisch verarbeiten würde.

So sehr es uns alle interessiert hatte, was diese Reaktion in ihm ausgelöst hatte, so war uns auch bewusst, dass wir ihn im Leben nicht danach fragen würden, das wäre sonst definitiv Suizid gewesen.
Also würden wir darauf warten müssen, dass er sich uns von sich aus anvertraute oder alternativ würden wir es nie erfahren. Außer wir prügeln es aus der Kleinen heraus. Ich ballte meine Hände zu Fäusten bis es zu brennen begann, um mich selbst davon abzuhalten. Andernfalls hatte das Mädchen nicht mehr lange zu leben. Vielleicht wollte Mark sich für was auch immer aber auch selbst an Samia rächen, deshalb hatte ich mit den anderen beschlossen, sie zunächst am Leben zu lassen, bis wir etwas gegenteiliges von Mark hören würden.
Ich gebe zu, dass ich der jungen Frau im Leben nicht zugetraut hatte, uns so aus dem Häuschen zu bringen. Dafür war sie eigentlich viel zu eingeschüchtert und ängstlich aber irgendwie schien sie es ja offensichtlich geschafft zu haben, auch wenn sie selber dabei völlig aufgelöst und verstört gewirkt hatte.
Während wir oben im Zimmer schweigend herumsaßen und standen und darauf warteten, dass Mark zurückkommen würde, entschieden wir, dass einer von uns der Kleinen noch einen Besuch abstatten sollte. Unsere Neugier stieg mit jeder verstrichenen Minute noch weiter ins Unermessliche. Von Mark war nichts mehr zu sehen oder zu hören, er hatte das Gelände offensichtlich verlassen. Kein gutes Zeichen.

Schließlich war Damian es, er sich von der Wand abgestoßen hatte und auf die Kellertür zusteuerte.
Er hatte sich bisher die meiste Zeit rausgehalten wenn es um die Entführte ging und ich hoffte, dass er sich so weit unter Kontrolle haben würde, dass er Samia nicht augenblicklich töten würde. Ich hoffte es nicht für die Frau sondern weil es meiner Meinung nach Marks Anspruch war, das früher oder später zu erledigen.

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