35. Katz und Maus

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Guten Morgen zusammen,

ich wünsche viel Spaß beim lesen und allerseits ein sonniges Wochenende 🥰

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(Mark POV)

Meinen linken Arm stürzt ich auf ihrer Kopfhöhe ab, und mit der rechten Hand wollte ich mich ihrer Wange nähern, die von den Schlägen gerötet war als sie reagierte.
„Hör auf! Hör bitte sofort auf!" weinte die Frau und ihr Atem ging hektisch während sie kläglich versuchte mich von sich zu stoßen. Kurz lächelte ich sie zufrieden an, ehe ich meine Hand entfernte und mich ein gutes Stück zurückzog. Die Frau ließ ihre Chance nicht ungenutzt, duckte sich zur Seite unter mir weg und sprang wie ein gejagtes Reh zwei Meter von mir weg, in Richtung der Tür die sie wohl für ihre Rettung hielt.
Ich richtete mich vollständig auf und drehte mich  zu ihr um. Die junge Frau schnappte noch immer panisch nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und wischte sich verstohlen die Tränen weg.

„Das war doch gar nicht so schwierig, oder?" hake ich nach um ihr deutlich zu machen was ich mit meiner Handlung bezwecken wollte, denn ich war mir sicher, dass sie bisher nicht verstand.
Ihr verwirrter Blick bestätigte meine Vermutung.

„Ob es für dich so schwierig war auszusprechen was du willst beziehungsweise was du nicht willst."
Verunsichert sah sie mich an wobei sie es zu meinem Erstaunen erstmalig schaffte, mir länger in die Augen zu sehen als nur eine halbe Sekunde. Einen Augenblick verlor ich mich in ihren warmen braunen Augen die mir so ungewöhnlich vertraut vorkamen.
„Ja ich habe mich nicht getraut weil ich dachte du..."
„Dass ich dich vergewaltigen will? Glaubst du das wirklich?"
„Warum sonst solltest du mich da sonst so.. bedrängen?" hauchte sie atmenlos und ihr ganzer Körper zitterte.
„Um dich zu lehren, dass es durchaus hilfreich sein kann auszusprechen was man denkt und wie man fühlt. Trau dich doch einfach, was soll noch schlimmer werden?"
Samia blinzelte einige Male ehe der Groschen in ihrem naiven Universum fiel.
„Du..du hast das eben gespielt?" fragte sie geschockt.
„Schlaues Mädchen!" lobte ich eher ironisch
„Ich hoffe du hast nicht wirklich gedacht, dass ich dich vögeln will? Vor allem so liebevoll?"
Ein raues Lachen konnte ich mir nicht verkneifen.
„Woher soll ich denn wissen was du willst oder was du vor hast?! Du bist ebenso durchschaubar wie ein schwarzes Loch! Wie soll ich jemanden wie dich einschätzen können?" hauchte sie verzweifelt.
„Keine Sorge, das wirst du niemals können aber du musst mal von deinen naiven Denkweisen wegkommen und dich wehren. Zumindest mit Worten alles andere lassen wir mal außenvor. Das ist bei dir Zwerg so oder so hoffnungslos."
Für einen kurzen Moment sah ich Wut in ihrem Blick auflodern doch sie erlosch binnen einer Sekunde wieder.
„Nein, das war gut, behalt die Wut und lass sie raus. Hau mir alles an den Kopf was du willst und ich verspreche dir es hat keinerlei Konsequenzen für dich. Das wird dir gut tun, vertrau mir." forderte ich Samia auf und wieder loderte ein kleines Feuer in ihr, doch ohne etwas Unterstützung würde es nicht groß genug werden um auszubrechen.
„Hmm, was ist los? Traust du dich nicht? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit für so kleine Schwächlinge wie dich oder muss ich dich doch erst ordentlich durchnehmen damit du dein Maul aufkriegst?" Ich wollte noch weiter ausholen doch anhand der schimmernden Röte der Wangen der Entführten konnte ich ablesen, dass ich das gar nicht brauchen würde und tatsächlich regte die Frau sich.

„Es reicht! Was glaubst du eigentlich wer du bist zu meinen so über mich bestimmen zu können? Im Gegensatz zu euch habe ich nie auch nur einer Fliege etwas zu Leide getan. Ich habe es nicht verdient, dass ihr mir das hier antut, dass du mich zusätzlich so fertig machst. Wenn du mich doch angeblich ach so gut lesen kannst, dann nutze meine Angst doch nicht auch noch so schamlos aus, du.. du elendiger.... Mistkerl!" die Wangen der Frau vor mir waren gerötet von ihrem verhältnismäßig langem Redefluss und sie zitterte stark am ganzen Körper. Ob vor Wut oder vor Angst konnte ich dieses Mal tatsächlich nicht sagen ebenso wie ich die vereinzelten Tränen nicht zuordnen konnte, die ihr während der Standpauke über die erhitze Haut gelaufen waren.

Dennoch konnte ich mein tiefes Lachen nicht zurückhalten was mir einen Blick einbrachte, der die perfekte Mischung aus entnervt, verwirrt und kampflustig darstellte.
„Elendiger Mistkerl?" lachte ich und konnte es einfach nicht fassen. „Du darfst alles raushauen was du magst und mehr fällt dir nicht ein?" Beantwortete ich ihre unausgesprochene Frage.
Ich war davon überzeugt, dass sie mir nicht mehr oder richtige Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte weil sie sich nicht getraut hatte, sondern weil sie wirklich nichts anderes auf Lager hatte.
„Fluchen und beleidigen ist wohl nicht so deins nehme ich an?" ich musterte die junge Frau, die zu meinem Erstaunen nicht wieder in ihre übliche Haltung zurück verfiel sondern tatsächlich ihre schlanken Arme vor der Brust verkreuzte und mich noch immer direkt ansah.
„Nein, das ist nicht meine Welt und ich würde mir wünschen, dass das auch so bleibt." antworte sie prompt und beinahe giftig.
„Sehr gut, Fräulein! Behalte diese Einstellung bei. Das beleidigen hat die aber offensichtlich gut getan, dafür das das nicht so deine Welt ist." stellte ich mit ihren eigenen Worten fest und sie musterte mich nur argwöhnisch.

Dabei fielen mir zum ersten Mal die vielen aber unscheinbaren Sommersprossen um und auf ihrer Nase und auf ihren Wangen auf. Diese rundeten ihr unschuldiges Antlitz gänzlich ab und ihre auffällig braunen Augen hatten mich aufmerksam im Blick.
„Wirst du mich jemals gehen lassen? Ich verstehe nicht warum ich hier bleiben muss." hauchte sie ohne Vorwarnung beinahe stimmlos und fügte dann noch hinzu „Du weißt doch, dass ich mich niemals trauen würde jemandem etwas zu erzählen. Also warum bin ich noch hier?"
Na klasse. In die Richtung sollte ihr neu gewonnener Mut eigentlich nicht gehen und ich konnte nur schwer ein seufzen unterdrücken.
„Samia bitte." sagte ich streng und hoffte ihren Gedanken damit erstmal Einhalt geboten zu haben.

Die junge Frau verstand zum Glück, dass sie an dieser Stelle besser nicht weiter nachhaken sollte, wenn sie mich einigermaßen bei Laune halten wollte und nickte niedergeschlagen.

„Ich gehe dann mal zurück in das andere Zimmer." Ihre Worte klangen viel eher nach einer Frage statt einer Aussage und so tat ich ihr den Gefallen und antwortete ihr.
„Ja, du kannst gehen, also zumindest in dein Zimmer aber sei pünktlich zum Essen, verstanden?" Ich war bemüht um einen nicht allzu dominanten Tonfall doch ich befürchte, der Erfolg hielt sich in Grenzen.
„Ja, verstanden. Ich bin pünktlich unten." sprach Samia monoton und drehte sich dann zügig um und verschwand aus meinem Reich.

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