18. Wir sehen alles (Mark POV)

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Hallöchen allerseits, ich habe es mal wieder zustanden gebracht ein kleines Kapitel auf den Weg zu bringen (:
Auf Dauerschleife lief dabei „Million Reasons" von Lady Gaga, ich liebs einfach und irgendwie hat es beim Schreiben gepasst.
Viel Spaß euch beim lesen und bis ganz bald, denn ich habe noch ein zwei Kapitel in Arbeit 🤭
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Aus dem Augenwinkel nahm ich eine wage Bewegung wahr. Ich verlangsamte meinen Schritt und blickte aus dem Küchenfenster, hinaus in den Garten. Samia war auf dem Steg, auf dem sie lange in der Sonne gesessen hatte, aufgesprungen, schwankte leicht und Stefan packte sie. Auch aus der Entfernung konnte ich die Panik der jungen Frau deutlich sehen. Automatisiert schloss sich meine Hand immer fester um den Griff des Brotmessers, welches ich gerade zum Tisch bringen wollte. Jedoch entschärfte sich die Situation draußen zu meiner Überraschung ziemlich schnell und das ungleiche Duo machte sich auf den Weg zum Haus. Samia ging ca einen halben Meter hinter Stefan her, neben ihm sah ihr zierlicher Körper völlig verloren aus. Skeptisch blickte die junge Frau dem Gebäude entgegen was mich unwillkürlich zum Schmunzeln brachte. Unsere Kleine war definitiv ein Draußenmensch was ich nur zu gut verstehen konnte. Wenn ich zur Abwechslung mal die Zeit hatte, war ich auch gerne in der Natur. Joggen, Mountainbike fahren, oder mit dem Motorrad , da war ich für alles offen, Hauptsache an der frischen Luft.
Inzwischen betraten die zwei passend zum Essen den Raum. Stefan setzte sich auf seinen Stammplatz aber Samia blieb unsicher in einigen Entfernung zum Tisch stehen. Nervös fummelte sie an dem Ärmel des Männerpullovers herum weshalb ich mich entscheid sie aus der Situation zu erlösen.
„Setz dich einfach hin wo du magst. Wir pflegen hier das Prinzip der freien Platzwahl." zwinkerte ich ihr zu und zu meinem Erstaunen zuckte sie weder wie erwartet zusammen als ich sie ansprach, noch blieb sie vor Schreck angewurzelt stehen. Nein, stattdessen nickte sie kurz und ging dann ohne großes Zögern zu Stefan herüber und setzte sich neben ihn. Auch Stefan blickte sie erstaunt von der Seite an was Samia natürlich nicht entging.
„Es ist doch in Ordnung, dass ich mich zu dir setze?" hörte ich sie vorsichtig fragen. Stefan brauchte einen Moment um sich zu fangen.
„Ähm, ja klar. Wie Mark schon meinte, hier darfst du überall sitzen. Ich habe nur damit gerechnet, dass du mich wohl eher meiden würdest. Ich hoffe dir ist bewusst, dass du jetzt beim Essen doppelt unter Beobachtung stehst."
aufmerksam hörte ich den beiden zu und wartete gespannt auf ihre Antwort.
„Uhm, ja ich habe es irgendwie befürchtet. Ich.." sie räusperte sich kurz. „Ich wollte nur nochmal fragen ob dein Angebot wirklich gilt, dass du mir das Haus nachher zeigen könntest?"
Okay, ich hatte definitiv was verpasst. Samia konnte in ganzen Sätzen sprechen und das freiwillig und mit Stefan? Ich würde mir Stefan definitiv im passenden Moment zur Seite nehmen und erfragen was die zwei da draußen besprochen haben.
„Na klar, wir machen gleich eine Roomtour aber nur wenn du vernünftig isst."
Mit nun wieder gesenktem Kopf nickte die Frau und begann, nun scheinbar wieder verstummt, zu essen. Ebenso wie Stefan behielt ich ein Auge darauf, dass unser unfreiwillige Gast genug aß. Übermäßig groß war die Portion zwar nicht, die sie zu sich nahm aber dennoch alles in allem zufriedenstellend und in Zukunft sicherlich ausbaufähig aber für den Moment würden wir es ihr vorerst durchgehen lassen. Während meine Männer und ich im regen Gespräch waren, verhielt sich Samia still, doch sie schien nicht so weggetreten wie noch vor wenigen Stunden sondern immer wieder versuchte sie scheinbar unserem Gespräch zu folgen. Ihrem verwirrten Blick nach zu urteilen mit keinem großen Erfolg denn nach all den Jahren hatten wir uns eine sehr individuelle Verständigung mit vielen Codes, Abkürzungen und Deckwörtern angeeignet. Es war jedoch besser wenn sie in einigen Bereichen keinen Schimmer behielt, wovon wir sprachen. Die Themen würden ihr nur wieder Angst einjagen und das konnte sie jetzt, wo sie halbwegs entspannt war, definitiv nicht gebrauchen.
Die Stunden, die sie draußen verbracht hatte, schienen ihr wirklich gut getan haben notierte ich mir in Gedanken, um mich daraufhin wieder dem Gespräch zuzuwenden.
Salvatore würde in ca einer Stunde hier aufschlagen und ich hoffte, dass die Zusammenkunft nicht allzu lange dauern würde. Der schmierige Kerl war uns allen nicht sonderlich sympathisch aber im Moment brauchten wir ihn für die Verknüpfung der Märkte. Sollte es sich ergeben, würden wir ihn allerdings zu einem späteren Zeitpunkt aus dem Weg schaffen.
Bald waren die Teller leer und die Mägen voll, sodass Damian begann den Tisch abzuräumen und ich begann leise seufzend ihm zu helfen. Unser Küchen- und Haushaltspersonal war ein jahrelang eingespieltes Team und hatte darum gebeten, ein einziges Mal gemeinsam Urlaub machen zu dürfen. Optimal war es nicht aber ich schätzte ebenso wie die anderen Männer ihren Arbeitseinsatz, den sie täglich, beinahe rund um die Uhr für uns leisteten, sodass wir ihnen diesen Wunsch erfüllt haben. „Wir sind ja keine Unmenschen!" grinste ich in mich hinein. Da unser Personal unweigerlich Dinge von sensiblem Inhalt mitbekam und gewiss auch Dinge zu sehen bekam und somit Wissen hatte, welches nicht nach außen dringen sollte, haben wir auf ein Übergangspersonal verzichtet.
Als ich zurück ins Esszimmer kehrte, waren Samia und Stefan nicht ausfindig zu machen, vermutlich waren sie zu der besagten Roomtour aufgebrochen. Ich hoffte inständig, dass Stefan es nicht versauen und die Geschichte zwischen den beiden glatt laufen würde. Samia hatte das erste mal offensichtlich einen Wunsch geäußert und war ein kleines bisschen aufgeweckter als zuvor. Da durfte nichts schief gehen denn so wie ich die Kleine bisher kennengelernt hatte, reichte eine einzige falsche Bewegung um sie völlig einzuschüchtern. Ich beschloss also zumindest mit einem Ohr auf ungewöhnliche Geräusche im Haus Acht zu geben, musste aber noch einige Dokumente für unseren anderen heutigen Besuch ausarbeiten. Ich seufzte also und setze mich mit den Unterlagen an den Esstisch. Gott, hatte ich kein Bock auf diesen Wixxer von Salvatore. Ein eiskaltes Grinsen legte sich auf meine Lippen während ich mir vorstellte, auf welche Arten ich den Kerl qualvoll verrecken lassen könnte und hoffentlich bald auch würde.

Stefan POV

Schon während des Essens konnte ich spüren wie die Frau neben mir mit jeder Minute, die verging, nervöser wurde. Ich vermutete, dass ihr wohl doch etwas mulmig bei dem Gedanken daran war, alleine mit mir das Haus zu erkunden. Während Samia also meinen Blick mied, brannte der von Mark umso stärker auf mir und ich konnte ihm seine Fragen über das, was draußen zwischen Samia und mir passiert war, förmlich ansehen. Die Aufklärung würde allerdings noch auf sich warten lassen, da Salvatores Besuch bei uns noch auf dem Tagesprogramm stand. Deshalb war es ganz günstig, dass wir Samia aus der Schusslinie nahmen, denn der Kerl konnte wirklich unausstehlich sein.
Nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten und Samia in der Zeit völlig verloren zwischen uns Zickzack gelaufen war, um immer von allen möglichst viel Abstand zu halten aber sich dennoch in irgendeiner Form nützlich zu machen, wank ich sie zu mir herüber. Nervös zupfte sie an dem Bund des Sweatshirts aber sie beeilte sich zu mir zu kommen. Dennoch sah sie sich beinahe suchend um und mir war bewusst, dass sie nach Mark sah. Ich verschränkte bewusst die Arme und sah die junge Frau mit einer hochgezogenen Augenbraue an was ihr natürlich nicht entging.
„Dass wir hier alle gleichermaßen das Sagen haben ist dir wohl noch nicht bewusst genug?" fragte ich scharf.
Samias Blick flog zu mir und ich konnte sehen, wie ihr vor Schreck die Farbe aus dem Gesicht wich. Mitten in ihrer Bewegung erstarrt, blieb sie drei Meter vor mir stehen.
Ich stieß mich mit der Schulter vom Türrahmen ab und ging betont langsam auf sie zu. „Muss ich vielleicht etwas nachhelfen, damit du es so langsam mal verstehst?"
Augenblicklich konnte ich Angst in ihrem Gesicht aufflammen sehen und sie begann verzweifelt mit dem Kopf zu schütteln.
„Nein bitte nicht, Stefan." flüsterte sie mit brüchiger Stimme und sah mich flehend an.

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