Ace verzichtet auf geistige Duelle

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"Nein. Neinneinnein - Ich schwör dir, wag es nicht, ich fick deine Mutter du -!" Was auch immer Devon in seiner sehr beachtlichen Drohung noch hatte unterbringen wollen, ging unter, als der andere Junge es schaffte, ihn ins Wasser zu raufen. Mit einem lauten Platschen fielen nun beide Jungen in den Brunnen zurück, und die umstehenden Mitschülerinnen kreischten und kicherten.

Ein Großteil der Klasse hatte sich am Rand des Lake Conway versammelt, wo sie gerade ihr Picknick veranstalteten. Wer sich um Reisekosten keine Sorgen machte, war zurück zur Hauptstraße geflitzt, wo japanisches Barbecue angeboten wurde und man neben Supermärkten auch einen Chick-Fil-A fand. Einer ihrer lautesten und aufdringlichsten Jungen hatte noch darüber gelacht, wie angenehm es war, eine Fastfood-Kette zu haben, bei der man gleichzeitig Mittag essen und Schwuchteln hassen könne. Ein "So nicht, Ethan!" von der Lehrerin hatte ihn zumindest wieder zum Schweigen gebracht. Nur der Gedanke blieb.

Ace Johnson saß nicht inmitten der Gruppe. Genau genommen saß er fast hundert Meter vom Wasser und ungefähr fünfundzwanzig von den Klassenkameraden entfernt, die sich am weitesten von der Herde wegbewegt hatten. Auf seinem Schoß ruhte sein Pad und im Rucksack neben ihm sein Zeichenblock, und beides hatte ihm auf dieser Reise bislang geholfen, nicht den Verstand zu verlieren. Selbst, wenn seine Klassenkameraden diesen Gedanken manchmal verlockend erschienen ließen.

Er ignorierte das aufgeregt-freudige Gekreische eines der Mädchen, während seine Finger ungelenk über die Tastatur huschten.


Verstohlene Blicke folgten ihm, aber keiner traute sich ihn anzusprechen. Er hatte Neryn besiegt. Er hatte ihn wirklich besiegt! Und jetzt wusste die Schülerschaft nicht mehr, ob sie wirklich noch zu ihrem grausamen Möchtegern-Anführer stehen wollte ... denn was, wenn auch alle anderen Worte von Asriel wahr waren?

Er selbst musste sich vor keinem rechtfertigen. Asriel wusste, wer er war. Er war Asriel deVartos, Sohn von König deVartos und einer leibhaftigen Göttin, und das letzte, was ihm Sorgen machte, war ein alberner kleiner Schulmobber. Doch wenn er wollte, dass die Anderen zusammen mit ihm die Welt retteten, dann würde er sich um diese Nervensäge kümmern müssen. Ob er wollte oder nicht.

"Asriel?" Der Braunhaarige hielt inne und starrte dem Schwarzhaarigen entgegen. Damian. Damian, der eigentlich Neryns bester Freund war, aber ganz anders als all seine streitsüchtigen, sadistischen Deppenfreunde schien. Immerhin hatte er ihm bei der Prüfung im Wald geholfen...

... und dann hübsch genannt? Nein, das konnte Ace nicht schreiben. So schnell sollte sich die Beziehung zwischen Damian und Asriel nicht ergeben, vor allem, weil Damian ja eigentlich noch einer der Bösen war. Er legte die Stirn in Falten und knabberte nachdenklich an seinem Zeigefinger, während seine Hände über den Rand des Pads strichen. Komm schon, komm schon_... was ließ sich noch über Damian sagen, was die Leser zu diesem Zeitpunkt schon wussten?

Als er endlich seine Worte gefunden hatte, nahm er nur aus dem Augenwinkel wahr, wie das Schülergrüppchen auf der anderen Seite der Wiese verschwand. Die Jungen, die sich gerade noch still gebalgt und veralbert hatten, wurden nun wieder lauter.


...und war nicht anwesend, als Neryns Schoßhündchen versuchten, ihn in der Prüfung zu blamieren. Asriel sagte:

"...Warum klingt jedes einzelne Wort aus deinem Mund unklug?"

Ace zuckte zusammen und hob den Blick ein wenig. Das war ganz und gar nicht, was er Asriel hatte sagen lassen wollen, und seine Gedanken waren auch eher deshalb abgeglitten, weil sich eine Schülergruppe inzwischen deutlich über seine fünfundzwanzig-Meter-Markierung gewagt hatte. Da gehörten die nicht hin. Niemand außer Ace gehörte hier hin.

FrostbyteWhere stories live. Discover now