Ace findet neue Freunde

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Bin nach ein paar Wochen Praktikum nun in Corona-Quarantäne. Die Erkältung ist unschön, aber wenigstens komme ich endlich dazu, das hier zu vervollständigen und rauszuhauen :3


"Stehenbleiben!" Branwyns Stimme schallte durch den Flur. Sie klang genauso beeindruckend, wie sie mit der schweren Waffe über ihrer Schulter aussah - oder anders, sie hoffte, dass sie beeindruckend klang. Und auch so wirkte. Ein wenig Einschüchterungsvermögen käme ihr gerade ganz gelegen.

Schritt eins war erreicht, als ihr Ziel tatsächlich innehielt und sich umdrehte. Auf zu Schritt zwei. "Und lass deine Waffe fallen", war, was sie an gezischten Worten nachschob, garniert mit einem ausgesprochen bitterbösem Blick. Wo Nero Schritt eins brav befolgt hatte, schien er sich mit Schritt zwei schwerer zu tun.

"...Soll das ein Witz sein?" Er sah anders aus. Nero-hafter, wenn das denn eine korrekte Beschreibung war. Jung und zu hübsch und wie jemand, der Branwyn im Schulflur beiseite rempelte, weil es unter seiner Würde war, ihre Existenz auch nur zu beachten. Falls sie noch unterbewusst gehofft hatte, dass sein zerrütteter Zustand irgendwann mal ein Quäntchen Bescheidenheit hervorzaubern würde, zerstob diese Hoffnung spätestens jetzt. Branwyn nahm die Worte als Ansage, die Waffe noch einmal zu heben und den Finger an den Abzug zu legen.

"Glaub mir, das ist alles andere als ein Witz. Waffe runter und sag mir, wo ... Cat ..." Branwyn hielt inne, nicht aus Unsicherheit, sondern weil Überraschung ihre Zunge kurz lähmte. Katherine war um die Biegung vom Flur getreten, dicht hinter Nero, und wenn die blauen Flecken im Gesicht nicht ausreichten, um sich ihr Schicksal auszumalen, dann tat es die Tatsache, dass sie nichts trug außer Socken, Stiefeln und einer überlangen Jacke, die ihren Körper bis etwa zur Hälfte der Oberschenkel bedeckte. Branwyn spürte sich die Zähne fletschen. "West, du verdammtes Schwein!"

"Was soll ich denn jetzt schon wieder gemacht haben?", erkundigte das besagte Schwein sich gereizt, während Katherine sich an ihm im Flur vorbeischlängelte und die Hände hob. Mutig, wenn man bedachte, dass es auf der Hurensohn-Seite des Flurs nicht einmal eine Kommode gab, hinter der man sich im Fall von Branwyns nervösem Fingerzucken retten konnte.

"Branwyn, bitte beruhig dich."

"Ohhh, ich bin absolut ruhig!" Branwyns Augen zuckten nervös umher und sie konnte spüren, wie die Hysterie an ihrer Stimme kratzte. "Glaub mir, was immer er dir angedroht hat zu tun -"

"Er hat mir überhaupt nichts angedroht! Nur die Leute gekillt, die das hier zu verantworten haben." Sie deutete dabei mit beiden Daumen auf ihr Gesicht. "Also, bitte, entspann dich einmal und sag uns, was los ist..." Als hätte er irgendwas zu melden, hielt Nero das für den richtigen Zeitpunkt, hinzuzufügen:

"Und warum treibst du dich mit diesem Spasten rum?" Oh, was war das? Was hatte der arme, kaputte Junge mit der armen, kaputten Stimme da vor sich hinraspeln wollen? Fürchtete er schon, dass Mani ihn verraten hatte? Alle Verwirrung beiseite - das sorgte für kurze Befriedigung bei Branwyn.

"Dieser Spast hat uns gerettet und zur Flucht verholfen - oh, und außerdem hat er uns alles über dein wahres Ich erzählt, Virrio." Letzeres zischte sie ihm entgegen. In Neros Gesicht regte sich kein Muskel. Egal. Unter seiner Fassade kochte es hoffentlich gewaltig.

"Wer?", erkundigte Katherine sich stockend, und Nero setzte mit unschuldig gehobenen Brauen hinzu: "...Ja. Wer?"

"Du." Branwyn hätte gerne noch mehr hinzugefügt, aber ihr geheimnisvoller Verbündeter kam ihm mit dem Reden zuvor. "Virrio Kawa. Ratgeber im südlichen Konsulat. Eine der Ratten, die die neue Tempelordnung, die Eyes und Azmodai anstrebten, nicht akzeptieren wollte ... und der geflohen ist, nur um Eyes jetzt zu jagen und wieder auszuliefern." Neros Blick wurde abfälliger, so lange, bis er am Ende schnaubte.

FrostbyteWhere stories live. Discover now