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"Langweilig?", fragte man mich und ließ mich abrupt den Kopf hoch reißen. "Ähm?", brachte ich nur raus. "Ob ich sie langweile mit meinem Vortrag!" Ich sah meinen Mentor an und schüttelte den Kopf. "Nein Herr Dr. es ist nur, dass ich mit den Gedanken etwas abgelenkt bin. Entschuldigung. Kommt nicht wieder vor." Mit hoch gezogener Augenbraue drehte er sich zurück an seine Präsentation und hielt weiterhin seinen Vortrag vor mir und weiteren Assistenten, so wie Studenten. Ich hingegen schenkte dem nur mein halbes Augenmerk. Ich war in Gedanken bei Jin der seine Operation schon heute früh um halb Acht hatte und ich somit keinerlei Möglichkeit hatte vorher vorbei zu kommen und Informationen zwischen durch gab es auch keine. Ich war nervös und konnte mein zittriges Bein kaum ruhig halten und dennoch schaffte ich es irgendwie etwas aufs Papier zu bringen, dass halbwegs so aussah wie Notizen. "Bleib bei der Sache. Auch wenn es schwer fällt", mahnte mich der Dr. nochmals nachdem Vortrag und lief mit mir zurück zu unserer Station. "Ja, entschuldigen Sie. Kommt nicht wieder vor." Zur letzten Aufmunterung klopfte er mir auf die Schulter und hatte etwas Verständnis für mich. "Schon gut. Ich weiß das du bemüht bist und deshalb mache ich mir auch keine Sorgen, dass du mich hier demnächst ersetzt. Aber denk daran: du musst unbedingt Privates immer fern halten. Immer! Es beeinflusst nicht nur deine Entscheidungen. Diese Mädchen hier .... Du kennst sie. Einige kennen keine Skrupel jegliche Information aus zu nutzen. Naja aber wenigstens hast du Glück das du schwul bist." Ich fiel kurz vom Glauben ab und dachte mich verhört zu haben. "Ähm wieso?" Er stoppte kurz und kratzte sich verlegen am immer kahler werdenden Kopf. "Weißt du als ich in deinem Alter war hab ich den Fehler gemacht eine Patientin zu persönlich zu behandeln. Zu freundlich. Am Ende sollte sie auf eine andere Station, weil ich nicht weiter helfen konnte und so warf sie mir vor ich hätte sie belästigt." Sein Grinsen dabei brachte auch mich zum lächeln, wenn auch nur ein wenig. "Endlich mal ein Vorteil." Auf der zweiten Etage trennten sich unsere Wege und ich ging in die dritte Etage um meine Sachen zu holen und meinen Feierabend im Krankenhaus zu verbringen.
Ich versuchte jede freie Minute zu nutzen und hatte meine Lernmaterialien immer dabei. Um alles als E-Programm aufs Tablet oder Laptop zu bekommen kostete es mich zwar einiges und das nutzte die Uni so gerne aus, aber ich konnte mir sonst keine Möglichkeiten mehr schaffen. Schließlich war auch mein Tag begrenzt und ich war froh, dass Jin meinen Kinderwunsch erst einmal nicht nach ging. Andernfalls wäre ich wohl nun total aufgeschmissen.

"Na alles klar? Wie geht's dir?", fragte ich sofort los, als ich Jin im Zimmer liegen sah und ich meine Sachen direkt achtlos auf den nächstbesten Stuhl warf. "Als hätte sich ein Elefant auf mich gesetzt.", lächelte er schräg und versuchte sich aufzurichten, nur um fest zu stellen, dass es absolut nicht ging und sich wieder vorsichtig zurück legte. "Liegen Jin, liegen. Mehr darfst du nicht hat der Arzt gesagt und falls du auf's Klo musst darfst du klingeln. Da hängt ne hübsche Bettpfanne für dich." Sein Blick fragte mich ob ich ihn verarschen wollte. "Willst du was trinken?" Jin überlegte kurz. "Passe!" Ich war froh das Jin seinen Humor noch nicht verloren hatte und es erleichterte mich auch ihn nach der OP so munter zu sehen, auch wenn er über Kopfschmerzen klagte und Recht Wortkarg war. "Hunger?" Als er nickte zog ich meine Tüte aus der Tasche. "Ich war vorher noch beim Bäcker. Dachte mir schon das du was willst." Ich packte ihm ein paar belegte Brötchen aus und sah zu wie er mühselig im liegen aß ohne sich mehr als nötig zu bewegen. "Das wird jetzt noch ne Weile so bleiben. Mindestens die nächsten sechs Wochen." Er seufzte auf und war absolut nicht begeistert von seinen Aussicht. Davor bekam ich eine fast Endlosliste an Dingen die er gerne im Krankenhaus hätte und darauf stellte ich mich auch mit ein. "Fein, ich werde dir alles bringen und kann dann hier bei dir auch selbst für die Prüfungen lernen." Mein Besuch war kurz, denn mein Feierabend heute war Recht spät gewesen. Dafür würde ich mich die nächsten Wochen so früh wie möglich auf den Weg zu Jin machen.

"Bin wieder da!", rief ich erschöpft und streifte meine Schuhe achtlos ab, ließ sie im Hauseingang liegen und stapfte über die kleine Stufe an der Tür. "Felix?" Ich suchte nach ihm, während ich mich meines Sakkos und Krawatte entledigte. "Hier." Sein Rufen leitete mich direkt in sein Zimmer und so wie selbstverständlich entledigte ich mich dem Rest meiner Klamotten in seinem Zimmer. Ich war müde vom langen Tag, griff mir den erst Besten Hoodie auf seinem Bett und kroch von unten nach oben in sein hinein. Oben angekommen ließ ich mich aufs Kissen fallen und wartete bis Felix dazu kam. "Harter Tag? Wie geht's Jin?" Er riss die Decke unter mir weg nur um uns gemeinsam zu zu decken. "Gut, Jin ist zäh wie Unkraut." Fest umklammerte ich Felix Bauch und versuchte zu schlafen. "Ich hab es dir abgenommen und alles wegen seinem Krankengeld ect erledigt. Aber es ist halt keine 100%. Wenn wir sparen geht's. Aber .... Wir hätten ihm nicht allein die Finanzen anvertrauen sollen. Wusstest du das er hier das Meiste bezahlt?" Ich dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. "Was heißt das Meiste?"
"Aufgeteilt zahlt er allein schon die Hälfte von allem, aber keine Ahnung was er sonst noch so alles bezahlt. Bestimmt noch sowas wie Versicherungen. Das müsstest du doch wissen." Ich überlegte kurz. "Ich weiß nur ein paar Dinge. Ich gucke es mir morgen an. Jin kann's mir auch sagen. Sein Mund funktioniert wieder tadellos." Ein wenig bereute ich es Jin all unsere Finanzen überlassen zu haben und so nun da stehe und keine Ahnung habe.

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