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"Du hast was getan?" Schon am frühen Morgen ging die Brüllerei wieder los. Nur dieses Mal übers Telefon. Jins Rücktritt ging schon am nächsten Morgen durch alle Medien und brachte die gesamte Sportwelt in Aufruhr. "Doch habe ich und ich bleibe dabei. Meine Entscheidung ist richtig und für mich wichtig." Anders als sein Vater brüllte er nicht, sondern zog sich ganz entspannt das Shirt über den Kopf, danach die Socken und während sein Vater noch darüber lamentierte wie viel Arbeit beide, aber besonders Jin selbst, in sein Talent und Können steckten schlüpfte Jin schon in seine Jeans und schloss final den Gürtel. Ich war noch lange nicht soweit und kam erst jetzt aus der Dusche, suchte meine Sachen aus der Schublade und spürte wie sich Jin näher an mich ran stellte. "Wieso? Weil es wichtig für mich ist.", antwortete er auf eine mir unbekannte Frage und streichelte über meinen nackten Rücken. Er küsste auch meinen Nacken und ließ anschließend die Hand an meiner Hüfte. Da er so nah an mir stand war es mehr als kompliziert meine Sachen heraus zu holen und noch schwieriger wurde es, als er meinen Schwanz über dem Handtuch leicht massierte. "JIN!", flüsterte ich und drängte ihn mit dem Ellbogen etwas zurück. Frech grinsend hörte er noch immer seinem Vater zu und setzte sich zurück auf die Bettkante. "Ich hätte schon viel früher aufhören sollen. Ich habe nur angefangen, weil du es wolltest, weitergemacht weil ich so irgendwie wusste Aufmerksamkeit zu bekommen. Diese dumme Aufmerksamkeit war mir so wichtig und ich wusste nicht mal wieso." Er beobachtete mich beim Umziehen und während ich dabei war ein Hemd aus zu suchen krabbelten seine Zehen an meinen Füßen herum. Wie eine Katze vor einem Auto sprang ich zu Seite und sah ihn nur weiter vor sich her grinsen. Er wusste mittlerweile ganz genau das meine Füße nicht nur empfindlich waren, sondern ein No-Go ohne meine Erlaubnis. Zickig bekam einen Schlag dagegen die Schulter - für ihn aber eher weniger der Rede wert. Viel eher grinste er weiter und schien sichtlich gut gelaunt zu sein. "Keine Ahnung, aber ich werde schon noch etwas finden..... Nein naja nein vielleicht nicht so viel wie früher, aber..... Nein aber .... Ach jetzt hör doch Mal zu!", Jin fing immer wieder neu an und wurde scheinbar immer wieder unterbrochen. "Lass mich nur machen." Damit legte er endlich auf. "Ich nehme an er wollte wissen was du zukünftig machen willst? Würde ich auch gerne." Ich machte mir Sorgen um unsere Zukunft, doch mein Gegenüber eher weniger und zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Wird sich sehen. Mach dir keinen Sorgen. Aber ich weiß was ich jetzt machen will." Am Handgelenk packte er mich so fest daß ich mich gegen den Ruck nicht ansatzweise wehren konnte. "Nicht doch Jin! Du hast Zeit, ich nicht.", widerspenstig versuchte ich es ihn davon abzuhalten meine Brust zu küssen. "Nur kurz.", nuschelte er und leckte über einen meiner Nippel. "Nein auch nicht kurz!" Ich windete mich aus seinen Händen und zog mich schlussendlich fertig an. Es war merkwürdig zusammen mit Felix das Haus zu verlassen und Jin wie einen Hausmann alleine zu lassen. Um ihn beschäftigt zu halten haben wir extra nicht gründlich aufgeräumt. Vielleicht auch den ein oder anderen Zahnpastafleck hinterlassen - nur um ihn zu beschäftigen in weißer Voraussicht, dass jemand wie er es nicht gewöhnt war untätig herum zu sitzen.

"Was meinst du wie lange er heute braucht bis er fertig und gelangweilt ist?", fragte Felix während er rückwärts hinaus fuhr und raus auf die Straße. "Ich geb dem höchstens bis Mittags. Danach wird ihm langweilig und er wird mich terrorisieren." Ich lachte und überspielte mein ungutes Gefühl tief im Inneren, solange bis ich an der Klinik abgesetzt wurde und zunächst meinem Mentor folgen musste. Er bombadierte mich mit vielen neuen Dingen und ich hörte fleißig zu - nebenbei ließ er mich Teile seiner Arbeit machen, aber ich nahm es als weitere Lektion und Vorbereitung nach seinem Rücktritt und meinem fertigen Studium dies zukünftig so oder so zu machen. Endlich fertig schlenderte er mit mir durch die Flure. Vorbei an Max im Übungsraum, der mit einigen Mädchen, gerade einige Yogaübungen machte und auch vorbei am Zimmer meines Kollegens der noch im Gespräch mit Isabell und ihrer Familie war. Dieses Mal zusammen mit ihrer Mutter - ohne Jin oder seinem Vater war es wesentlich ruhiger. So ruhig  wie auch der Rest vom Tag und meine Laune stieg auch immer höher an, als der Doktor meine Akten im laufen überflog und meine Arbeit lobte. "Der Fall Isabell muss für Sie besonders hart gewesen sein. Wie geht ihr Partner damit um? Neulich ging es ja noch hoch her.", er schmunzelte etwas, sah aber gleichzeitig sorgenvoll aus.
Das Gebrüll ging auch an ihm nicht vorbei und es war mir sogar mehr als unangenehm. "Nun das stimmt, es war...nein es ist noch schwer, aber er beginnt damit alles aufzuarbeiten und auch so etwas wie eine Selbstfindungsphase." Als ich Sorgenvoll mit ihm durch den Flur lief, bereit Feierabend zu machen, lachte er plötzlich. "Das ist doch schon einmal etwas. Die Kinder sind meistens diejenigen die ihre Eltern wieder in die Spur bringen."
In Gedanken daran ob dies auch für die Kinder der Kinder galt und das Baby vielleicht sogar Jin wieder in die Spur bringen könnte erblickte ich eben jenes wohl bekannte Gesicht. Es war Nachmittag und Jin hatte wie vorhergesagt Langweile entwickelt, aber das er ausgerechnet an der Sitzung mit seiner Mutter teilnehmen wollte überraschte mich doch sehr. Neugierig verabschiedete ich mich vom Doktor und lehnte verbotenerweise mein Ohr gegen die Tür. "Ich will ihr aber nicht verzeihen! Sie wollte mich nicht. Was für eine Mutter tut so etwas?", hörte ich Isabell klar und deutlich, aber nicht mit minder gebrochener Stimme. "Eine kranke und verzweifelte Mutter." Ich hörte Jin, der tatsächlich seine Mutter in Schutz nahm.
Ich wollte noch weiterlauschen, als die Tür unter mir aufgerissen wurde und ich mich eilig nach Hinten beugen musste. "Warte doch." Jin wollte sie aufhalten doch in all ihrer Erregung schubste sie ihn von sich und blieb noch im selben  Augenblick geschockt stehen. Ein schmerzhaftes Stöhnen ließ auch mich nach vorne preschen. Versehentlich stieß sie Jin gegen eine Ecke der Kommode neben der Tür, auf der eigentlich einge Pflanzen meines Kollegen standen - nun mit zerschlagenem Topf traurig da lagen. "Tut mir leid! Tut mir leid!", rief sie panisch und beugte sich zu ihm vor. Jin krümmte sich vor Schmerz und hielt sich den Rücken. "Das wollte ich nicht!", verzweifelt versuchte sie Jin zu stützen der langsam immer weiter runter sank. "Warte komm her." Ich half ihr ihn zu stützen und auf einen Stuhl zu verfrachten. "Wenn du jemanden die Schuld geben willst, dann jedem Einzelnen hier.", knirschte er unter Schmerzen und versuchte den Rücken durch zu strecken. "Wohin willst du laufen mh? An einen Ort an dem du keine Probleme hast? Glaub mir ich hab's versucht, aber vor deinen eigenen Gedanken oder Gefühlen kannst du nicht weglaufen." Nachdem er fertig war richtete er sich wieder auf und ausnahmsweise ließ er mich ihm helfen und um gestützt hinaus zu gehen. Isabell hatte beschlossen zu bleiben und nahm sich Jins Worte tatsächlich zu herzen. Als gäbe es da dieses seltsame Geschwisterband, dass ich mit Cindy hatte, als sie damals als schwangerer Teenie da stand.

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