Kapitel 6

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Ich spürte, wie zarte Finger meinem Arm hinauf glitten und über meine Lippen fuhren.
Wie die Last auf mir nun zu einem angenehmen Druck wurde.
Zärtliche Küsse an meinem Hals, während mir eine Hand über dem Kopf festgehalten wurde.
Ein lustvolles Atmen dröhnte mir ins Ohr, bevor ich zarte Lippen auf meinen spürte.

,,George?'' riss mich Nicks Stimme aus meinen Gedanken.
,,Hm?'' machte ich und schaute ihn an.
,,Ich hab dich jetzt dreimal gefragt, ob es was Neues von deinem Geist gibt'' sagte er.
,,Oh...nein ich denke nicht'' antwortete ich, ohne groß darüber nachzudenken.

,,Oho, du glaubst also jetzt doch daran, huuh?'' neckte er mich daraufhin.
,,Das habe ich nicht gesagt.''
,,Sicher'' grinste er, woraufhin ich grinsend meinen Kopf schüttelte.

Wir saßen im Unterricht, doch ich konnte mich die ganze Zeit schon nicht konzentrieren.
Alles woran ich dachte war die letzte Nacht.

Beim Gedanken am Geist - was, wenn er, sie oder was auch immer es war dafür verantwortlich war? Nein, das klang doch völlig absurd.
Es gab keine Geister.

Auch wenn ich noch immer überzeugt war, dass es sie nicht gab, fing ich irgendwo doch an sie zu glauben. Anders konnte ich mir das alles nicht mehr erklären. Schließlich passierten seitdem wir das Quija Board benutzt hatten merkwürdige Sachen.

Als ich Zuhause ankam, meinen Rucksack ins Zimmer gebracht hatte und in die Küche lief, sah ich meinen Vater dort sitzen. Er war also doch schon heute wieder zurück.
Er sah nicht begeistert aus und als ich sah, was vor ihm auf dem Tisch lag, wusste ich auch wieso.

,,Was hat das in deinem Zimmer zu suchen?'' fragte er mich und deutete auf das Quija Board.
Ich starrte ihn sprachlos an, wie hatte er es gefunden? Ich hatte es doch in die Ecke meines Wandschrankes gelegt.

,,Ich weiß nicht, vielleicht hat es irgendjemand dahin gelegt'' entfuhr es mir unbedacht, woraufhin er spottend auflachte.
,,Natürlich. Ich wusste nicht, dass außer uns noch jemand in diesem Haus lebt'' entgegnete er.

Ernst schaute er mich an.
,,Ich habe dir gesagt, dass du die Finger von diesen Sachen lassen sollst'' fing er an.
,,Was hast du nicht daran verstanden?'' fuhr er fort.

,,Ich...''
,,Du was? Ganze Sätze George, du bist kein kleines Kind mehr'' kam es von ihm.
Ich musste mir ein Augenverdrehen verkneifen.

Ich atmete einmal durch.
,,Nick, Karl und ich wollten damit Mom kontaktieren...'' erzählte ich ihm also die Wahrheit.
Fassungslos starrte er mich an.

Er fuhr sich seufzend mit seiner Hand übers Gesicht.
,,Sie ist tot George, nichts wird das ändern können. Damit müssen wir beide klarkommen'' sagte er.

,,Klar, dir fällt es doch sowieso leicht.''
,,Seit ihrem Tod kümmerst du dich um nichts anderes mehr als deine Arbeit. Wann war das letzte Mal, dass du mich gefragt hast, wie es mir geht? Wie ich mit ihrem Tod klarkomme?'' entfuhr es mir.

Sprachlos schaute er mich an.
,,So siehst du das Ganze also, ja?'' fragte er.
Ich nickte nur stumpf.

Er fing an, leicht mit seinem Kopf zu nicken und nachzudenken.
,,Du hast recht'' sagte er.
Ich dachte mich verhört zu haben, doch er gab mir tatsächlich recht.

Er stand auf und kam langsam auf mich zu.
,,Tut mir leid, dass ich nicht für dich da war.''
Er zog mich in eine Umarmung.

Ich konnte kaum glauben, dass er sich bei mir entschuldigt und recht gegeben hatte.
Die ganze Zeit über hatte ich schon angenommen, dass es ihm scheißegal war, doch es schien ihm wirklich leidzutun.

Nachdem ich für ein paar Minuten noch mit meinem Vater gesprochen hatte, bat er mich das Quija Board zurück in die Kisten meiner Mutter zu bringen. Sie war zwar schon seit Monaten verstorben, aber ihre Sachen hatten wir noch alle auf dem Dachboden.

Als ich in mein Zimmer lief, während ich auf mein Handy schaute, fiel es mir beinah aus der Hand, als sich mein Blick zum Bett richtete.

Vor wenigen Sekunden hatte ich das Quija Board eigenhändig auf dem Dachboden entsorgt und nun lag es vor mir.





Seductive SpiritWhere stories live. Discover now