Kapitel 12

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Ich saß wie sonst auch im Unterricht nur dieses Mal etwas Gedanken versunkener.
Daher bekam ich nicht mit, dass mich bereits mehrere Leute angesprochen zu haben schienen.

,,George?'' nahm ich meinen Namen nun wahr, nachdem mir Nick mit seinen Fingern gegen den Kopf geschnippt hatte.
,,Was?'' entgegnete ich ihm und schaute ihn an, während ich mir die Stelle rieb, gegen die er geschnippt hatte.

,,Deine Nase'' sagte er.
Irritiert starrte ich ihn an, als ich nur wenige Sekunden später etwas Feuchtes an meiner Nase spürte und aus dem Augenwinkel einen Bluttropfen auf den Tisch plumpsen sah.

Mit meinen Fingern berührte ich vorsichtig meine Nase und sah auch dort Blut kleben.
Ich stand auf, während ich mir die Nase zuhielt. Alle schauten mich an.
,,Ich gehe kurz auf die Toilette'' rief ich Miss Jordan zu.
,,Alles in Ordnung, George?'' fragte diese, woraufhin ich stumpf nickte und auf die Toilette verschwand.

Dort angekommen hielt ich meinen Kopf über eins der Waschbecken, während ich mir Papier schnappte und es an meine Nase hielt.
Ich hatte schon lange nicht mehr ein so starkes Nasenbluten.
Ich wusste nicht einmal, ob ich je überhaupt so ein starkes Nasenbluten hatte.

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schaute nach oben.
Schließlich tat man das doch so bei Nasenbluten, oder nicht?

Plötzlich bekam ich einen Schwindelanfall, weshalb ich mit meinem Oberkörper gegen das Waschbecken knallte, mich aber mit der linken Hand noch daran abstützen konnte.
Was war los mit mir?

Ich hörte wie hinter mir die Türe aufging und Karl mit meinem Rucksack hereinkam.
,,Nick hat Miss Jordan gesagt, dass du lieber nach Hause solltest'' sagte er.
,,Danke'' entgegnete ich ihm und nahm meinen Rucksack.

,,Ist alles ok? Soll ich dich nach Hause begleiten?'' fragte er.
,,Nein nein, passt schon.''
Zusammen liefen wir aus der Toilette.
,,Meld dich, wenn du Zuhause bist'' entgegnete mir Karl noch, bevor ich das Schulgebäude verließ.

Das Nasenbluten hatte inzwischen aufgehört, jedoch brummte mir seit dem Schwindelanfall der Kopf. So etwas hatte ich noch nie oder zumindest konnte ich mich an so etwas nicht erinnern.

Als ich Zuhause ankam schien mein Vater nicht da zu sein.
Womöglich war er arbeiten.

Ich betrat mein Zimmer, ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen und mich auf mein Bett.
Irgendwo war dieses Nasenbluten meine Rettung, denn ich war verdammt müde und hätte noch knappe fünf Stunden vor mir gehabt.

Als ich meine Augen schloss, öffnete ich sie wenige Sekunden später wieder, da ich Clays Stimme wahr nahm. Ich schaute zur Seite und sah ihn dort nur mit einer Boxershorts bekleidet und nassen Haaren stehen.

Irritiert starrte ich ihn an.
,,Was? Darf ich keinen alltäglichen Sachen nachgehen, nur weil ich indirekt tot bin?'' scherzte er.
,,Ich hab ja sonst nichts zu tun, wenn du in der Schule bist'' fügte er hinzu.

,,Du könntest dort ja auch einfach auftauchen'' fing ich an.
,,Wäre schließlich nicht das erste Mal, huh?'' zwinkerte ich ihm zu.
Ertappt schaute er mich an.

,,Ich dachte schon, du hättest das vergessen'' lachte er auf.
,,Dass du damals der blonde Typ warst, den ich auf dem Schulhof gesehen habe, weil er mich angestarrt hat und ich zu der Zeit noch nicht wusste, dass dieser mein Geisterfreund werden würde?'' lachte ich ebenfalls.

,,Von welcher Art Freund sprichst du?'' kam es mit einem neckenden Ton von ihm, während er sich zu mir begab und über mich beugte.
Wassertropfen seiner nassen Haare fielen mir auf die Wange und liefen hinunter.
,,Gute Frage'' entgegnete ich ihm in einem sanften und ebenfalls neckenden Ton.

Ich wollte ihn, so sehr.
Doch jedes Mal, wenn ich bereits vergessen hatte, dass er nur ein Geist war, auch wenn er mir so lebendig vorkam, schlich sich dieser Gedanke ein, dass er eben tot war und sich niemals etwas Ernstes daraus entwickeln könnte.

Ich wollte nicht nur diese Art von Freund bleiben, mit dem er ab und zu seinen Spaß hatte.
Ich wollte mehr als das, viel mehr, doch es ging nicht und das zog mich herunter.

Das erste Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, eine Person gefunden zu haben, mit der ich mir mein Leben vorstellen konnte und ausgerechnet diese Person oder Geist hatte selbst keins wirklich mehr.

,,Worüber denkst du nach?'' fragte er mich.
,,Was ist mit deiner Nase passiert?'' fragte er direkt als nächstes, bevor ich dem anderen antworten konnte.

,,Dich und unwichtig'' antwortete ich kurz und knapp, bevor ich meine Hand an seinen Hinterkopf legte und in einen Kuss hinein zog.


Ich hatte die letzten Tage Besuch, daher konnte nichts kommen.
Aber jetzt bin ich wieder voll und ganz da! :D

Seductive SpiritWhere stories live. Discover now