Kapitel 20

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Ich schmiss die Tabletten, die mir Dr. Gray schon mitgegeben hatte, auf meinen Schreibtisch, dass sie beinah schon dahinter flogen.
,,Solltest du die nicht lieber sorgfältig zur Seite legen?'' kam es von Clay.
,,Warum? Ich nehme die Dinger sowieso nicht.''

,,Das solltest du aber, George'' sagte er.
,,Weshalb? Vom Sterben halten die mich nicht ab'' zischte ich.
,,Das kannst du nicht wissen, wenn du sie nicht nimmst.''
Ich verdrehte meine Augen.

,,Warum gehst du mit dem Ganzen so um, als wäre es dir völlig egal?'' fragte er mich.
,,Jemand will dir helfen und du nimmst diese Hilfe nicht an, warum George?'' Sein Blick war ernst.

,,Weil man mir nicht helfen kann'' entgegnete ich ihm.
,,Oder weil du keine Hilfe willst, weil du denkst, dass du für immer mit mir zusammen bleiben kannst, wenn du stirbst'' sagte er, während er aufstand und mich nun mit verschränkten Armen anstarrte.

Ich wollte nicht sterben, das stimmte.
Ich wollte aber auch nicht die Liebe meines Lebens verlieren und wenn die einzige Lösung mein Tod war akzeptierte ich das.

Warum meine Mutter eine Affäre mit einem Geist einging, obwohl sie meinen Vater hatte wusste ich nicht, aber vielleicht reichte ihr diese Liebe einfach wirklich nicht mehr, so wie Tante Mary es sagte. Auch wenn es nicht die Affäre entschuldigte oder was sie meinem Vater damit angetan hatte.

Clay hatte nicht unrecht.
Ich wollte mir nicht helfen, um mit ihm für immer zusammen sein zu können.
Ich verstand aber nicht, warum er dagegen war.
Liebte er mich etwa doch nicht so sehr, wie er es immer sagte?

,,Ich dachte du liebst mich?'' entfuhr es mir daraufhin.
,,Das tue ich George. Ich liebe dich mehr als alles, was ich je lieben konnte.'' fing er an, während er auf mich zukam, meine Hüften mit seinen Händen umschlang und mir in die Augen schaute.
,,Aber ich will nicht, dass du dein Leben deshalb aufgibst'' fuhr er fort.

,,Ich will, dass du dein Leben lebst. Dass du aufs College gehst, Spaß hast und eines Tages eine tolle Familie'' fing er dieses Mal an.
,,Was bringt mir das alles, wenn ich dich dafür nicht mehr an meiner Seite habe?'' fragte ich ihn.
,,Wir wissen doch beide, dass mir das alles nur möglich wäre, wenn... - ''
,,Wenn ich dich verlassen würde, ja'' vollendete er meinen Satz.

,,Und das will ich nicht, Clay!''
,,Es ist mein Leben und wenn ich es beenden will ist das meine Sache!'' fügte ich hinzu.
,,Was wurde aus...ich will nicht sterben...ich habe Familie und Freunde...huh?'' entgegnete er.
Ich löste mich aus seinen Armen und trat zwei Schritte zurück.
,,Die kommen auch gut ohne mich klar'' murmelte ich.

,,Wer kommt gut ohne dich klar?'' ertönte plötzlich Nicks Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um und sah ihn an meiner Zimmertüre stehen, mit den Händen in den Hosentaschen.

,,Nick? Was tust du denn hier?'' entfuhr es mir.
,,Karl hat mir erzählt, dass du heute im Krankenhaus warst...ich wollte nur schauen, wie es dir geht...'' antwortete er.

,,Störe ich?'' fragte er nun.
,,Nein wieso?'' Irritiert schaute ich ihn an.
,,Du scheinst dich gerade zu unterhalten'' sagte er, als ich bemerkte, dass sein Blick gar nicht mehr auf mir, sondern...auf Clay lag.

,,Kennen wir uns?'' fragte Nick ihn daraufhin.
,,Indirekt sag ich mal'' entgegnete Clay ihm, während er an mir vorbeilief und Nick seine Hand hinhielt, wie ein wahrer Gentleman.

,,Warte...du kannst ihn sehen?'' entfuhr es mir verwundert.
Beide schauten mich an.
,,Ja, wieso?'' kam es nun verwirrt von Nick, als ihm ein Licht aufging.

,,Oh shit, du bist...-''
,,Georges Freund...oder eher Geisterfreund, ja'' scherzte Clay.
,,Heilige Scheiße'' rief Nick.

Es waren schon einige Minuten vergangen, in denen Nick da war.
Er saß auf meinem Bett und starrte noch immer Clay an.
,,Ich hab deine Hand geschüttelt...'' murmelte er wieder.
,,Du bist ein Geist...'' Er wiederholte sich mit seinen Sätzen immer wieder. Clay grinste nur vor sich hin, er fand es amüsant.

,,Was ich letztens zu dir gesagt habe Nick...'' fing ich an und erlangte seine Aufmerksamkeit.
,,Das war nicht so gemeint...'' Entschuldigte ich mich.
Er stand auf, kam auf mich zu und zog mich in eine Umarmung.
,,Es tut mir auch leid man...'' murmelte er.

Er war noch eine Weile da und unterhielt sich oder experimentierte viel mit Clay.
Als mein Vater dann wiederkam, der nachdem er mich vom Arztbesuch Zuhause abgesetzt hatte, noch einmal wohin musste, ging Nick kurz darauf nach Hause.

Ich hatte Nick zur Haustüre gebracht und als ich mein Zimmer wieder betrat wurde mir auf einmal total seltsam. Meine Hände fingen an zu zittern, während ich immer mehr mein Gleichgewicht verlor.

,,Clay...'' rief ich, der sofort auf mich zukam und auffing, da meine Beine mich nicht mehr halten konnten.
,,George, was ist los? George?!'' kam es besorgt von ihm.
Während mir langsam immer mehr schwarz vor Augen wurde sah ich nur noch, wie Clay aus meinem Zimmer rannte.


Scheint so, als würde es doch eher bis Kapitel 22 statt 21 gehen, also eins mehr, haha.




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