Kapitel 18

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Am nächsten Morgen blieb ich mal wieder Zuhause. Dieses Mal jedoch, da mein Vater es wollte. Er war der Meinung, dass ich nach diesem Zusammenbruch noch nicht sofort wieder zur Schule gehen sollte.

Ich lag in meinem Bett, während Clay neben mir lag und meine Hand unter der Decke festhielt. Mein Bauch kribbelte noch immer von gestern Abend. Was er für Gefühle in mir auslöste war unglaublich.
Wie sehr ich mich in ihn verliebt hatte, war ebenfalls unglaublich.

Natürlich war mir auch noch immer bewusst, dass er tot war oder welche Risiken das Ganze mit sich trug. Mir war aber auch bewusst, dass ich ihn viel zu sehr liebte und brauchte, um ihn gehen lassen zu können.

Wenn die Konsequenz unserer Liebe mein Tod war konnte ich das nicht ändern.
Genauso wenig, wie ich meine Liebe zu ihm ändern konnte.

Ein Klopfen an meiner Zimmertüre riss mich aus meinen Gedanken.
Mein Vater stand dort, mit einem Käsebrötchen und einer Eistee Flasche in den Händen und kam langsam auf mich zu. Er stellte die Sachen neben meinen Bett auf die kleine Kommode.

,,Wie gehts dir?'' fragte er mich.
,,Gut, schätze ich'' antwortete ich ihm.
Es machte mich irgendwo nervös, dass Clay noch immer neben mir lag und noch immer meine Hand unter der Decke festhielt, obwohl er ihn nicht sehen konnte.

,,Vielleicht solltest du dich beim Arzt mal durchchecken lassen. In letzter Zeit gehts dir immer häufiger nicht gut'' sagte er.
,,Ich hab nur zu wenig geschlafen und getrunken, halb so wild'' entgegnete ich ihm.
Er musterte mich mit einem besorgten Blick.

,,Du nimmst aber keine Drogen oder so ein Zeug, oder?'' fragte er mich nun aller ernstes.
,,Was? Nein? Wie kommst du da jetzt drauf?'' entfuhr es mir verwundert.
,,War nur ein Gedanke...schließlich bist du mittlerweile in einem Alter, wo man als junger Mann das ein oder andere ausprobiert...'' sagte er.

Aus dem Augenwinkel konnte ich Clay sein Grinsen sehen.
Mein Vater stand auf und wollte mein Zimmer wieder verlassen, als er sich noch einmal zu mir umdrehte.
,,Ich finde es gut, wenn du dich vielleicht noch heute mit mir zu Dr. Glasstein begeben würdest.''

,,Du solltest es machen'' kam es von Clay, nachdem mein Vater mein Zimmer verlassen hatte.
,,Warum? Ich weiß doch längst, woran es liegt.''
,,Vielleicht können die Ärzte dir aber helfen...verhinder, dass du - ''
,,Dass ich sterbe?'' unterbrach ich ihn, woraufhin er stumpf nickte.

,,Wieso sollten sie mir helfen können? Meiner Mutter konnte es auch keiner'' murmelte ich.
,,Deine Mutter war wahrscheinlich aber auch nie beim Arzt, weil sie genau dasselbe dachte'' entgegnete er.

Ich wusste wirklich nicht, ob meine Mutter je beim Arzt war und sich untersuchen lassen hatte.
Ich konnte mich nur an einmal erinnern, wo sie meinte, dass sie bald einen Arzttermin haben würde, dadurch, dass es ihr so schlecht ging. Bevor sie aber dort hingehen konnte starb sie. Sie hatte wahrscheinlich zu lange gewartet.

,,Okay'' sagte ich.
,,Hm?''
,,Ich mache es'' gab ich nach.
,,Aber nur wenn du mitkommst'' fügte ich hinzu.
,,Alles was der Herr wünscht'' kam es in einem neckenden Ton von ihm, während er mir einen Kuss auf die Stirn gab.

Ich hatte keine großen Hoffnungen, aber wenn es die Chance gab, mit Clay zusammen sein zu können und dem Tod entfliehen zu können aufgrund von ärztlicher Hilfe war es das beste, was ich tun konnte.

Zudem würde ich so Clay und vor allem meinen Vater beruhigen können.
Wie mein Vater auf Drogen kam war mir noch immer ein Rätsel.
Sah ich etwa aus wie jemand, der Drogen zu sich nahm?

Seductive SpiritWhere stories live. Discover now