Kapitel 17

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Sie starrten mich beide an.
Ich konnte mir schon anhand ihrer Blicke vorstellen, was sie sich dachten.
,,Sagt schon, ich bin nicht mehr ganz dicht im Kopf'' entgegnete ich ihnen daraufhin.

,,Wieso hast du uns das verschwiegen?'' fragte Karl.
,,Weil ich wusste, dass ihr mich genauso anschauen werdet, wie ihr es gerade tut.''
,,Und mir versuchen würdet das auszureden'' fügte ich hinzu.

,,Ja! Weil dieses Ding dich tötet, falls du es noch nicht mitbekommen hast!'' wandte Nick mit lauter Stimme ein.
,,Dieses Ding hat auch einen Namen'' zischte ich.

,,Oh tut mir leid, war ich zu deinem toten Freund etwa respektlos?'' spottete er.
Fassungslos starrte ich ihn an.
,,Nick, das reicht'' wandte Karl ein.

,,Er hat recht, es reicht'' fing ich an.
,,Ich will, dass du gehst'' fuhr ich fort.
,,Ehrlich? Das ist das, was du willst?'' kam es nun fassungslos von Nick.
Ich nickte.

,,Okay, gut'' rief er, während er bereits in Richtung Zimmertüre lief.
,,Dass unsere Freundschaft gerade auseinanderbricht spielt wohl keine Rolle mehr, schließlich stirbst du ja bald eh'' rief er noch, bevor er ging.

,,Du weißt, dass er das nicht so meint'' sagte Karl.
,,Wie er sagt, es spielt keine Rolle mehr'' entgegnete ich ihm.
Er legte seinen Kopf schief und schaute mich unsicher an.
,,Das meinst du doch nicht ernst, George...''

Es herrschte für mehrere Sekunden Stille.
,,Er macht sich nur Sorgen, genau wie ich...'' sagte er.
,,Es gibt nichts worüber man sich Sorgen machen müsste'' antwortete ich ihm.
,,Er hat aber nicht unrecht...dieser Geist tötet dich.''
,,Darüber bin ich mir bewusst, Karl.''

,,Warum tust du das dann? Wieso riskierst du deinen Tod? Bedeutet dir deine Familie...wir...dir etwa gar nichts...?'' fragte er.
,,So ist das nicht...'' murmelte ich.
,,So sieht es aber aus.''

,,Ich weiß, was ich riskiere...'' fing ich an.
,,Ich will es eigentlich auch gar nicht riskieren, aber ich kann ihn auch nicht verlieren...'' fuhr ich fort.
,,Ihn?'' fragte er verwundert.
,,Clay, sein Name ist Clay...'' erzählte ich ihm.

,,Ich verstehs nicht...wie funktioniert das zwischen euch überhaupt? Ich meine...er ist tot und ein Geist...?'' kam es verwirrt von ihm.
,,So gesehen schon, aber er ist wie ein normaler Mensch...jedenfalls für mich...''

,,Wo ist er jetzt?'' fragte er.
,,Weiß ich nicht, er war vorhin zuletzt kurz hier.''
,,Wieso konnten wir ihn nicht sehen?'' fragte er irritiert.
,,Weil er sich euch nicht zeigt.''

Karl wollte noch vieles über Clay wissen.
Er schien wirklich interessiert und erstaunt über das Ganze gewesen zu sein.
Natürlich machte er sich dennoch Sorgen.

Als Karl sich verabschiedet hatte dachte ich über Nick nach.
Ich hatte überreagiert, ich hätte ihn nicht wegschicken sollen.
Er war mein bester Freund und machte sich nur Sorgen...

Ich lag noch immer auf meinem Bett und starrte gegen die Decke, als ich meine Matratze seitlich von mir etwas hinuntergehen spürte, als hätte sich jemand dort hingesetzt.
Ich richtete meinen Oberkörper etwas auf und sah Clay wieder dort sitzen, dieses Mal etwas näher an mir.

,,Ich wollte mich mehr von dir fernhalten, aber selbst nach drei Stunden scheiter ich...'' Er starrte auf den Boden und spielte nervös mit seinen Händen.
Nun schaute er mich wieder an.

,,Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich in dich verliebt habe, George...wie sehr es weh tut zu wissen, dass dich meine Liebe umbringt...'' murmelte er.
,,Ich weiß es, mir geht es nicht anders, Clay'' versuchte ich ihn zu beruhigen.

,,Wie soll das mit uns weiter gehen?'' fragte er unsicher nach.
Seufzend ließ ich mich zurück auf mein Bett mit meinem Oberkörper fallen und starrte wieder gegen die Decke.
,,Ich weiß es nicht...''

Plötzlich tauchte Clay in meinem Blickfeld wieder auf, da er sich über mich gebeugt hatte.
Sanft umfasste er mit seiner Hand meine Wange.
,,Du bist einfach so wunderschön...'' flüsterte er wieder.
,,Hast du dich mal angeschaut?'' entgegnete ich ihm grinsend.
Er lächelte.

Zart strich er mit seinem Daumen über meine Lippen, während er mir fest in die Augen schaute.
,,Ich liebe dich, George'' hauchte er.
,,Küss mich'' befahl ich ihm schon.
,,Aber...-'' fing er an, doch ich unterbrach ihn.
,,Küss mich einfach...bitte...'' Danach ließ er sich es nicht noch einmal sagen und legte seine Lippen auf meine.

Ich wollte nicht mehr daran denken, was passieren würde, wenn wir weiter so machen würden.
Ich wollte ihn...ich wollte ihn lieben und geliebt werden.
Durch ihn fühlte ich mich besonders...sicher...gut...begehrt...geliebt....

Ich zog ihm sein Shirt aus, woraufhin er mich mit geweiteten Augen anstarrte.
,,Wir können nicht...ich meine...wir wissen nicht, was passiert...was es mit dir tut...'' nuschelte er.
,,Das ist mir egal. Ich will dich Clay, nur dich...'' entgegnete ich ihm.

Er schluckte und schien nachzudenken, doch auch er konnte wohl einfach nicht anders oder nein sagen. So war es der Tag, der Abend, an dem wir miteinander schliefen und auch wenn es mich meinem womöglichen Tod näher brachte, war es der beste Tag und Abend meines Lebens.

Seductive SpiritWhere stories live. Discover now