3

641 30 1
                                    

POV Cody

Cody schwamm bereits die zehnte Bahn als ihm wieder dieser komische Geruch in die Nase stieg. Zeitgleich bemerkte er diesen Wolf von vorhin. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, sich die Namen seiner Mitschüler zu merken. Wozu auch?
Der Bär tauchte am Beckenrand ab und schwamm in die andere Richtung. Wortfetzen schallten zu ihm herüber. Der Lehrer verdonnerte die Wölfe zu Strafrunden. Unbemerkt rollte Cody mit den Augen. Er wollte diese Wölfe nicht im Wasser haben. Ganz besonders diesen Alpha nicht. Er verwirrte ihn mit seiner bloßen Anwesenheit. Er hatte ihm Gefühl, was der Grund sein konnte. Trotzdem. Bei Bären offenbarten sich selten Gefährten. Von Natur aus dazu verdammt Einzelgänger zu sein. Damit hätte Cody prima leben können. Aber mit diesem Alpha konnte er nicht umgehen.
Normalerweise blieb der Bär noch länger im Schwimmbecken. Daraus wurde heute nichts. Die beiden Wölfe mussten ihre Strafrunden ableisten.
Genervt verließ er die Halle.
In seiner Wohneinheit brühte er sich Minztee auf. Heute Nachmittag wollte er noch zur Kletterhalle. Gegen sechs Uhr machte er sich auf den Weg zum Klettercenter. Er hatte hier keinen Spint. Der würde extra kosten. Cody würde auch ohne Schuhe klettern, doch das ließ die Hausordnung nicht zu. Der Bärenwandler stand vor der Free-Climb-Wand. Grinsend sah er nach oben und drückte auf den Timer seiner Uhr. Heute wollte er seinen Rekord brechen.
Leichtfüßig schwang er sich von einem Klettergriff zum Nächsten.
In Windeseile erklomm er die Wand. Seine Armebanduhr piepste. Er hatte sich um eine lächerliche Sekunde verbessert. Nicht sein bester Tag. Cody kletterte nach unten. Naja. Immerhin eine Sekunde. Nächstes Mal würde er mehr schaffen. Sein persönlicher Rekord stand bei zwei Stunden. Nun ja. Eine Stunde, 59 Minuten und 59 Sekunden.
Er kletterte noch ein paar einfache Hindernisse ehe das Center für heute seine Pforten schloss.
Auf dem Weg zurück zum Schulgelände musste Cody die halbe Stadt durchqueren. Das war es jedes Mal wert. Nur heute hätte er auf die lange Fahrt verzichten können. Der nervige Geruch. Der gesamte Bus stank danach. Dieser Alpha musste das Gefährt vor kurzem verlassen haben. Das Glück schien ihm heute ständig hinterher zu laufen. Oder eher das Unglück?
Seufzend beobachtete er die Verlaufstafel bis endlich seine Haltestelle angezeigt wurde. Endlich kommt er dem Geruch entfliehen. So schnell er konnte rannte er zu seinem Zimmer 333.

POV Easton

Frustriert lief East durch die Gegend. Seit Wochen versuchte er den Einsiedlerbären zu fassen zu bekommen. Doch er entwischte ihm immer wieder. Es konnte doch nicht so schwer sein! Es konnte doch nicht so schwer sein! Cody musste es doch ebenfalls spüren. Dieser Drang zu kuscheln oder mehr.
„Beruhige dich. Lass uns heute zur Küste laufen.", schlug sein Beta vor, „Dann kommst du auf andere Gedanken." Easton rümpfte die Nase. So sehr er laufen liebte. Im Moment wollte er nur Codys Nähe genießen.
Der Bärenwandler hatte darauf, zu seinem Leid, überhaupt keinen Bock. In der Schule ignorierte ihn sein Gefährte. Nach dem Unterricht verschwand Cody sofort im Wohnheim. Eastons Keycard war für das Wohnheim gesperrt. Schließlich war er dort nicht untergebracht.
Er ließ sich auf den Vorschlag seines Betas ein. Mit dem Auto fuhren die beiden ins Rudelgebiet um Raymond nahe Seattle. Easton parkte sein Auto vorm Rudelhaus, in dem seine Eltern, der 1. Beta seines Vaters samt Anhang, Ralph und er wohnten.
„Lass uns aufbrechen." Der Schwarzhaarige zog eilig seine Schuluniform aus und warf sie ungeachtet auf den Fahrersitz. Anschließend kackten seine Knochen und er rannte in seiner Wolfsgestalt davon. Ralph schaute ihm hinterher bevor er ihm endlich folgte.
Ein paar Stunden später hockten die beiden ausgepowert im Strandhaus des Rudels. In Decken gewickelt genossen sie die Brise des Meeres. „Besser?" Der Alpha nickte. Genießend schloss er die Augen. „Wieso eigentlich dieser Bär? Ich verstehe es nicht." Was sollte East darauf antworteten? Das Schicksal hatte es eben so entschieden. Einen tieferen Sinn würde er vielleicht noch erkennen.
„Hoffentlich wird deine Beziehung einfacher als die von Ashton.", murmelte sein Beta. Er wusste, worauf Ralph hinauswollte. Ashton ist der 1. Beta seines Vaters und dessen bester Freund. Easton konnte sich noch gut erinnern als vor acht Jahren dieser Streuner in ihrem Revier aufgetauchte. Er war ein Berglöwe mit dem Namen Raoul. Der Alpha nannte den Kater bis heute Streuner. Mit Aston handelte er sich deshalb regelmäßig Schlagabtausche ein. Am Ende vertrugen sich die beiden Freunde in der Regel wieder oder ignorierte sich wochenlang. Raoul beachtete die Streitereien gekonnt nicht. Der stolze Wandler hatte Oswald, Eastons Vater, einmal frech vorgeschlagen, das Rudelgebiet zu verlassen. Jedoch würde er Ashton mitnehmen. Als sein Beta die Idee sogar noch unterstützte, blieb dem Alpha kaum etwas übrig als den Kater widerwillig ins Rudel aufzunehmen.
„Ich befürchte es wird schlimmer.", murmelte Easton, „Cody ist stur und er hat mich neulich ‚stinkender Wolf' genannt." Neben sich hörte er ein unterdrücktes Lachen. „Was?!" „Naja. Wenn dein Fell nass vom Tümpel ist, stinkst du tatsächlich." East rollte mit den Augen. „Da waren wir neun und du hast mich da rein geschubst!" Nun war es mit Ralphs Beherrschung dahin. Er lachte ungehalten laut los. Typisch sein Beta. In Gesellschaft blieb er stehts zurückhaltend seinem Alpha gegenüber. Kaum waren die beiden allein, zeigte Ralph seine wahre Seite. Aber genau das schätzte Easton so an ihm.
„Dafür wurden Duschen erfunden.", murmelte der junge Alpha. Ralph klopfte ihm auf die Schulter. „Für Cody stinkst du trotzdem. Was willst du gegen tun?" Überlegend zuckte East mit den Schultern. Tatsächlich hatte er noch nicht darüber nachgedacht. Was störte den Bären nur so an ihm? Er konnte niemanden fragen. Leider kannte er keinen anderen Bärenwandler. Nichts Vergleichbares.
Seufzend schaute er aufs Meer hinaus. Wolken bildeten sich am Himmel. „Wir sollten nach Hause laufen." Der Beta schmunzelte. „Sonst stinkst du wieder wie ein nasser Hund." East rollte mit den Augen. „Wir könnten auch hier schlafen. Es ist Freitag. Was meinst du?" „Es wäre eine gute Idee.", antwortete sein Beta nach kurzem Überlegen, „Damit hast du Abstand zu diesem Bären." Verwundert drehte der Alpha den Kopf. „Wieso nennst du ihn nie beim Namen?" Ralph sah ihn verdutzt an. „Dachte, es wäre leichter für dich." Wieder so eine Eigenart, wieso Ralph sein Beta ist.

Das Spiel von Bär und WolfWhere stories live. Discover now