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POV Cody

Verträumt lief Cody ums Eck. Er hatte sich die halbe Nacht mit seiner neuen Stoppuhr beschäftigt. Eigentlich wollte er sie zurückgeben. Einfach, weil er sich nicht bestechen lassen wollte. Dank der Gravierung und weil er sich in das Teil verliebt hatte, würde er sie doch behalten.
Am Eingangstor hetzte Easton auf ihn zu. Alleine. Das kam selten, nein, eigentlich nie vor. Cody wollte sich auf die Zunge beißen, doch sie war deutlich schneller. „Alles ok?" „Dir auch einen schönen guten Morgen." Der Alpha atmete einmal tief durch bevor er weiter sprach. „Es ist alles gut. Ich habe nur verschlafen." „Natürlich. Und ich bin ein russischer Tanzbär." Cody wunderte sich gerade selbst über seine eigene Neugierde. Vielleicht lag das auch an diesem betörenden Duft. Der Alpha betrachtete ihn wissend.
„Ralphs Mate hat sich gestern mit meinen Eltern angelegt. Deswegen bleibt er heute Zuhause." Cody musste kurz überlegen. Er ging einfach davon aus, dass es um den Beta ging. Der Schulgong erinnerte daran, wo sie eigentlich sein sollten.
Überrascht betrat Cody am Nachmittag die Schwimmhalle. Um diese Uhrzeit war sie in der Regel vom Schwimmteam belegt. Ihm konnte es recht sein. Mehr Platz für ihn. Dachte er. Honigduft mischte sich zum Chor. „Was willst du hier. Easton?" „Zeit tot schlagen.", antwortete der Wolf, „Ich müsste mir Zuhause nur Blümchen und Herzchen antun. Das ertrage ich gerade nicht, wo mein Mate mich doch zum Teufel wünscht." Cody lachte frech. „Nahe dran. Ich würde dich auf den Mond schießen." Er warf Easton die Stoppuhr zu. „Heute werden es 46." Der Bär stützte sich ins Wasser. Munter schwamm er auf und ab. Er kannte den Grund nicht, doch Easton motivierte ihn zusätzlich. Das würde er natürlich niemals zugeben. Honigduft erfüllte ihn als er auftauchte. Die sturmgrauen Augen fixierten ihn. Studierten jede seiner Regungen.
„Bereit?" Nickend zog sich der Bär aus dem Wasser um auf das Podest zu klettern. „OK. Wie gestern. 3... 2... 1!" Auf Kommando ging es zurück in die Flut.
Bahn um Bahn kämpfte sich der Bär durch. Seiner großen Klappe wollte er definitiv nicht danken. Seine Schultern schmerzten heute ab gut zwanzig Bahnen. Schlapp machen war nicht. Vor allem nicht vor diesem Wolf. Erschöpf schwamm Cody die Bahn zurück. Die letzten 50 Meter. Dann war definitiv Schluss für heute. Erleichtert klopfte er auf den Beckenrand. Gleichzeitig hörte er das Piepsen der Stoppuhr. „Nicht schlecht. Du hast dich übertroffen. Zehn Minuten länger, aber insgesamt 50 Bahnen.", erklärte der Alpha, „Muss ich dich aus dem Wasser ziehen oder schaffst du das noch?" Cody hörte zu. Allerdings brauchte sein Gehirn für die Verarbeitung länger. Eindeutig zu viel des Guten heute. Müde versuchte Cody sich hochzuziehen. Seine Arme gaben unter seinem Gewicht nach. Gerade noch fasste der Alpha ihm unter die Achseln und zog ihn mit Schwung aus dem Becken. Dabei verlor Easton seinen festen Stand. Mit einem Aufschrei landete der Wolf auf dem Fliesenboden. Unbeholfen lag Cody halb auf ihm. Er hätte jetzt einfach einschlafen können. Eingehüllt im Honigduft. Leise schrillten die Alarmglocken. Er nahm sie kaum wahr. Zu verführerisch einfach in der Wärme liegen zu bleiben. Eine Hand kraulte sanft durch seine nassen Haare. Wohlig seufzte der Bär.
„Ich würde ja gerne hier liegen bleiben.", wisperte Easton, „Aber du bist nass und ich habe keine Wechselklamotten dabei." Träge hob der Bär den Kopf. Seine Matratze sollte schweigen. Er sah direkt in die sturmgrauen Augen, die ihn belustigt anblickten.
„Wenn du erlaubst, trage ich dich in dein Zimmer. Ich verspreche hoch und heilig, dass ich danach wieder gehe!" „Schwöre es bei deinem buschigen Wolfsschwanz.", murmelte Cody im Halbschlaf. Er hörte ein leises Ja bevor er kurz den kalten Boden spürte ehe er hochgehoben wurde.
Cody hatte keine Ahnung wie er in sein Bett gekommen war. Der Wolf allerdings hielt sein Wort und war fort. Nur sein Geruch verriet, dass er hier gewesen sein musste. Lächelnd drehte sich Cody in die Decke ein.

POV Easton

Sein Mate würde ihn morgen umbringen. Allerdings war es ihm das wert. Bevor er das Appartement verließ, drückte er Cody einen Kuss auf die Wange. Mit einem fetten Grinsen betrat er das Rudelhaus. Auf der Haupttreppe hockte Ralph. Er sprang dem Alpha in die Arme. „Du warst bei Cody.", murmelte der Beta und schnuppert an ihm. Der Alpha nickte grinsend. „Geht es dir besser?" Der Rothaarige lächelte glücklich. „Nate ist grade beim Arzt. Heute schläft er bei mir!" Ralph ließ sich wieder auf die Beine stellen. „Sei mir nicht böse. Aber ich möchte ins Bett." Hinter den beiden knurrte es. East und Ralph drehten sich verwirrt um. Erschrocken hielte Nate sich den Mund zu.
„Tut mir Leid." „Alles gut." Bäumchen wechsle dich. Ralph nahm seinen Gefährten in den Arm. „East wollte ins Bett. Das könnten wir auch machen." Eilig joggte der Alpha nach oben. Er wollte die beiden wirklich nicht beim Kuscheln sehen.
In seinen Kopf tauchte der schlafende Bär auf. Diese wohldefinierten Muskeln. Seine dunklen Augen. Die haselnussbraunen Haare. Und dieser Minzduft! Grinsend legte sich East aufs Bett. In seiner Hose zog es. Scheiße. Die Wände waren für Wolfsohren nicht gerade schalldicht. Ralphs Zimmer direkt neben seinem. Egal. Sollte ihn der Beta morgen auslachen. Entspannt zog sich der Wolf aus. Cody auf ihm liegend. Das war definitiv das Beste heute. Er stellte sich vor, wie der Bär wieder auf ihm lag, sich anzüglich bewegte. East schloss die Augen. Eine Hand legte er auf seinen Mund, die andere um seinen Penis. Langsam wurde seine Hand schneller. Der Wolf spürte feine Küsse in seinem Nacken, Finger auf seiner Brust. Die dunklen Augen in Kombination mit dem Kräutergeruch brachte Easton über die Klippe.
Gelöst grinste er bevor er laut anfing zu lachen. East dachte daran zu duschen. Allerdings hätte er dann aufstehen müssen. Duschen verschob sich auf den nächsten Morgen.

Mit feuchten Haaren lief East nach unten. Nate und Ralph hockten Nahe beieinander. Als der junge Alpha das Esszimmer betrat, grinste sein Beta breit wissend.
„Wird sicher laut werden, wenn Cody hier einzieht.", neckte ihn Ralph. „Haha. Ich wusste, du hörst es.", brummte der Alpha. „Nate dachte, eine Katze wäre rallig.", lachte Ralph ausgelassen. Eastons Onkel lief rot an. Es freute den Wolf, dass sein Beta wieder lachte. Aber diese Sprüche konnte er sich echt sparen.
„Mal sehen, was Nate sagt, wenn du bettelnd unter ihm liegst.", konterte der Alpha. Der Ältere stand wortlos auf und verließ den Raum.
„Wirklich, Easton? War das nötig?" „Du hast angefangen." Ralph schnaubte erzürnt. „Ich habe stundenlang Nate zu gequatscht, dass er mit mir Frühstück, verdammt!" East zuckte nur mit den Schultern. Normalerweise war er nie rücksichtslos. Vielleicht hatte der Name des Bären gereicht um seine Eifersucht freien Lauf zu lassen. „Tut mir leid.", murmelte der Alpha ehe er sich setzte, „In nächster Zeit bitte einfach keine Witze über Cody. Einverstanden?" Der Beta spürte natürlich sofort die Gemühtsänderung. „Wir sind wohl beide heute zickig.", seufzte Ralph, „Nimmst du mich später mit zur Schule?" Friedlich gestimmt, nickte der Alpha.
Die Fahrt begann mit angenehmem Schweigen. Allerdings hatte East da ein paar Fragen. „Wieso blockierst du unseren Mindlink?" Ralph zuckte mit den Schultern. „Vermutlich Selbstschutz. Ich mache das nicht mit Absicht." Aber dein Dad hat mir gezeigt, wie ich es auflöse. Der Alpha grinste über die gelinkten Worte.
„Und Nate? Alles gut zwischen euch?" Wieder ein Schulterzucken. „Deine Mum hat ihm wohl ziemlich den Kopf gewaschen. Sie meinte, er wäre viel zu unreif für sein Alter auf dem Papier. Nate hat versprochen uns eine Chance zu geben. In der Schule will er es geheimhalten und das ist, denke ich, auch gut so. Ich habe auch keine Lust auf Gerüchteküche und so weiter.", erklärte der Beta, „Aber was ist mit dir? Nennt Cody dich noch immer ‚stinkender Wolf'?" Kurz musste Easton lachen. „Nein. So hat er mich tatsächlich lange nicht mehr genannt. Meistens reagiert er genervt. Allerding scheint er sich an meine Gegenwart zu gewöhnen. Gestern durfte ich sogar kurz mit auf sein Zimmer." Stolz schwang in der Stimme des jungen Alphas mit. Sein Beta lachte trotzdem. „Deswegen deine Soloeinlage gestern!" Warnend knurrte Easton. „Halt bloß die Klappe! Sonst organisiere ich eine Blaskapelle für euren ersten romantischen Abend mit Happy End!" Ralph schnaubte abfällig. „Dann hast du mindestens fünf Jahre Zeit. Vor meinem 21 will Nate mich nicht vollständig markieren. Das hat er mir schon klar gemacht." Die restliche Fahrt schmollte der Beta. Eigentlich sollte er froh sein. Zum einen akzeptierte Nate ihn, zum anderen wollte er warten. Man hörte oft ganz andere Geschichten. Aber Easton wusste seinen Beta in sicheren Händen. Auf dem Parkplatz stiegen die beiden aus. Der Lehrerparkplatz war ebenfalls gut befüllt. Gerade lief Eastons Onkel zu seinem Auto. Er hatte wohl etwas vergessen. Ihm entging nicht der sehnsüchtige Blick seines Beta. „Ralph!", raunte er ihm zu, „Nicht hier! Schon vergessen?" Seufzend riss er den Blick los. „Wie soll ich das fünf Jahre aushalten, East?" So gerne würde er den Wolf in den Arm nehmen und trösten. Aber solange Nate in Geruchsweite war, verbot sich das von selbst. Schließlich wollte er nichts provozieren. Stattdessen schlug er Ralph freundschaftlich auf die Schulter. „Wird schon. Vielleicht kannst du ihn mit 18 überzeugen." Nach Außen versuchte East zu lächeln. Innerlich könnte er weinen. Denn Cody würde sowas vermutlich nie zu lassen. Gestern hatte sich der Bär nur selbst überschätzt. Sonst hätte Easton ihn nie berühren dürfen.
„Bei deiner Laune würde ich normalerweise fragen, ob wir schwänzen. Allerdings reißt mir Nate dann auf ganz unromantische Weise den Arsch auf.", kicherte Ralph, „Was ist los? Denkst du gerade an Cody? Warum lädst du ihn nicht einfach ins Fischhaus ein? Bären stehen doch bekanntlich auf Fisch." Überlegend setzte sich der Alpha in Bewegung.

Das Spiel von Bär und WolfWhere stories live. Discover now