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POV Easton

Frustriert hockte Easton auf seinem Bett. Er hatte so ein gutes Gefühl bei Cody gehabt. Der Bär ließ sich sogar bei seinem heiligen Schwimmritual beobachten. Und jetzt? Jetzt war er wieder bei Null und kannte nicht einmal den Grund. Cody mied ihn, versuchte nicht mit ihm im gleichen Raum zu sein, wenn es sich vermeiden ließ. Was hatte er nur falsch gemacht? Wütend schrie er in sein Kissen.
Es klopfte an seiner Tür. „Was?!", fauchte er. Selbstverständlich hatte East längst den Geruch seines Betas erkannt. Wollte er ihn wieder mit imaginären Blümchen und Herzchen quälen?
Seufzend setzte sich Ralph vor ihm aufs Bett. „Das kann nicht so weitergehen, Alpha. Seit vier Wochen verschanzt du dich hier. Du weißt, was passieren wird. Du hast es doch bei Nate und mir miterlebt!" Easton schwieg. Natürlich wusste er, dass irgendwann sein Instinkt durchbrechen würde. Das würde vermutlich wesentlich unangenehmer enden als bei Onkel Nate.
„Mir geht es gut, Ralph. Ich will ihm nicht unter die Augen treten bis ich verstehe, was los ist." Sein Beta seufzte theatralisch.
„Komm doch bitte mit auf den Winterball.", schlug der Rothaarige vor, „Nate macht die Aufsicht und er würde uns mitnehmen." East lächelte schmal. „Das heißt dann wohl, ich bin dafür da, dich daran zu erinnern deine Augen von meinem Onkel zu lassen.", schmunzelte der Alpha. „Ja. Das ist eine hervorragende Idee. Wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen?" Fixend boxte East seinem besten Freund gegen die Schulter. „Du hast eine Stunde um fertig zu werden!"
Nach exakt 58 Minuten stand der junge Alpha fertig angezogen vor der großen Treppe. Lächelnd betrachtete er das Paar vor sich. Nate hielt seinen kleinen Beta im Arm und ließ sich einen keuschen Kuss auf die Wange geben. Neid kochte in Easton hoch. Er würde sich doch bereits mit einer freundschaftlichen Umarmung zufrieden geben. Ein bisschen Körperkontakt. Mehr brauchte er nicht. Alleine der Gedanke den Bären niemals umstimmen zu können, verhagelte ihm die Stimmung.
„East? Alles gut?" Eilig nickte er. Ralph kam auf ihn zu und zog ihn fest in seine Arme. Vielleicht ist Cody in der Schwimmhalle. Dann kannst du in Ruhe mit ihm sprechen. Belustigt grinste der Alpha. Ich bin euer Babysitter., korrigierte Easton über den Link. Wärst du mal die letzten Wochen mit zur Schule gekommen. Verschwörerisch zwinkerte ihm sein Beta zu bevor er losgelassen wurde. „Kommst du?" Verwirrt nickte der Alpha und folgte den Gefährten nach draußen.
Die Fahrt zur Schule verlief schweigsam. Es lief Easton genügend Zeit seinen Onkel und seinen Beta genau zu studieren. Ab dem Highway verschränkten die beiden ihre Hände auf der Mittelkonsole. Beide mit einem besonnenen Grinsen auf den Lippen. Was genau sollte hier neu sein? Verwirrt lehnte sich East zurück. Vielleicht wollte ihn Ralph nur ablenken? Schließlich versuchte er das seit Wochen vergeblich.
Auf dem Lehrerparkplatz stiegen die drei aus. Nate legte wie selbstverständlich seinen Arm um Ralphs Hüfte. Ach. Die beiden waren aufgeflogen. Das war tatsächlich neu. Mit einem breiten Grinsen lief er den beiden hinterher. Kurz vor der Turnhalle, in der der Winterball stattfand, lösten sich die beiden. Während Nate sich mit seinen Kollegen unterhielt, drehte sich Ralph zu seinem Alpha. „Wie ist dann denn passiert?" Der Beta lächelte verschmilzt. „Den Füchsen hat es Spaß gemacht mich zu ärgern.", begann er zu erzählen.

>> Rückblick <<
Allein und deprimiert lief Ralph durch die Gänge der Schule. East, dieser Verräter, weigerte sich sein Zimmer zu verlassen. Nur wegen diesem eingebildeten Bären! Er hatte jetzt auch noch Schwimmunterricht. Wenn nicht sein Mate das unterrichten würde, hätte er geschwänzt nur um diesem Bären aus dem Weg zu gehen. Frustriert feuerte Ralph seine Tasche in die Ecke. Eilig zog er sich um.
In der Halle tobten die meisten bereits im Wasser herum. Missmutig betrachtete er das Chorwasser. „Na los. Rein mit dir." Charmant lächelnd drehte Ralph sich zu Nate um. „Muss ich da wirklich rein?" Sein Mate betrachtete ihn grinsend und legte seine Hand auf Ralphs Brust. Sofort entfachte es ein Feuer auf der nackten Haut.
„Ja.", sagte Nate und schubste ihn nach hinten. Fluchend tauchte Ralph auf. „Verdammt, Nate! Was sollte das?" Der Lehrer lachte nur und pfiff dann zum Unterrichtsbeginn. Er ordnete zehn Runden zum warm machen an.
Ralph war erleichtert, das Wasser verlassen zu dürfen. Dank Nate musste er jetzt seine Haare waschen. Angeekelt roch er an sich. Bäh. Chor. Warte kurz., hörte er Nate über den Link sagen. An der Hallenwand lehnend verweilte der junge Beta. Ein paar Schülerinnen sammelten sich um Nate. Oh man. Konnten die nicht endlich gehen?
„Oooh. Traut sich das Wölflein nicht alleine in die Umkleide?", säuselte Trevor, „Ganz ohne deinen Alpha." „Halt die Fresse! Sonst säbelt jemand dein buschiges Fuchsschwänzchen ab. Schipp, schnapp.", giftet der Beta zurück. Als wenn er sich vor einem Fuchswandler fürchtete. „Pass lieber auf. Nicht, dass dir jemand Wolfskraut unterjubelt!", fauchte der Fuchs und zeigte drohend seine spitzen Zähne. „Vor deinem Fuchsmaul hat niemand Angst und jetzt verpiss dich!" Ralphs Blick suchte Nate. Er stand unverändert in der Traube aus Mädchen. Eine Füchsin wagte es doch tatsächlich seinen Mate anzufassen! Der Beta versuchte den Schein zu wahren, betete darum die Beherrschung zu behalten. Seine Fingernägel wurden länger. Er ballte Fäuste. Zum einen um sie zu verstecken, zum anderen um sich mit dem Schmerz abzulenken. Er konnte den Blick nicht abwenden. Damit verriet er unbewusst seinen Mate. „Ach schau an. Der Beta hat einen Gefährten. Ist ja echt widerlich!" Ich bring ihn um! Aus Versehen schickte Ralph diesen Gedanken.
Plötzlich wurde Trevor nach hinten gezogen. Mit einem Aufschrei landete er im Wasser.
„Raus hier! Aber dalli!" Die Schülerschaft folgte eilig der Ansage des Lehrers. Nur Ralph, Trevor, Nate und Cody blieben zurück. Der Bär zog unbeeindruckt seine Bahnen.
„Strafrunden. Vier Stück. Danach kannst du gehen!", schimpfte Nate. Dann drehte er sich zu Ralph um. „Du musst dich besser unter Kontrolle halten.", wisperte er sanft. Der junge Beta senkte den Kopf. Eine einzelne Träne lief über seine Wange. „Was hast du denn?" Überfordert wurde er angesehen. „Ich habe uns gerade voll verraten.", jammerte der Rothaarige. „Das ist nicht schlimm. Hörst du?" Beruhigend zog Nate ihn in seine Arme.
„Also wirklich! Lehrer und Schüler geht ja wohl gar nicht!", fauchte der Fuchswandler hinter den Gefährten, „Ihr seid doch..." Überrascht drehten sich die Wölfe um. Cody stand dort im Becken. Strampelnd Beine waren noch zu sehen und Luftblasen. Plötzlich tauchte Trevor auf. Hustend holte er Luft. „Du hast den Coach wohl nicht gehört. Runden schwimmen und dann verpissen!", machte ihn der Bär an, „Es soll Leute geben, die ihre Ruhe haben wollen!" Der Fuchs zog den Kopf ein. Schnell sprang er auf den Beckenrand und lief in die Umkleide.
„Vielen Dank, Cody." Der Bär winkte ab. „Dafür lassen Sie mich ab sofort mit dem Schwimmteam in Ruhe." Ohne eine Antwort abzuwarten, schwamm der Bär gemächlich weiter. Nate grinste seinen jungen Mate an. „Wir sollten gehen." Ralph nickte überrascht.
Besorgt strich der Coach über die Krallenspuren. „Geh duschen. Ich hole Verbandsmaterial." Nickend lief der Rothaarige zu den Waschräumen. Er beeilte sich, denn er wollte in Nates Arme zurück.
Später lagen die beiden in Ralphs Zimmer. „Tut es noch weh?" Der Beta schüttelte den Kopf. „Was machen wir jetzt? Trevor wird nichts davon abhalten unser Geheimnis in die Welt zu posaunen." verzweifelt hielt sich Ralph an seinem Gefährten fest. „Dann soll er es tun!", knurrte Nate, „Die wichtige Frage ist doch, ob das irgendetwas an unserer Verbindung ändert." Verwirrt blickte er auf. „Aber Nate, die kündigen dich meinetwegen noch! Das will ich nicht!" Leise lachte der Ältere. „Beruhige dich, Liebling. Die Franklin-High ist eine Wandlerschule. Für Mateverbindungen gibt es besondere Klauseln. Ich kann nur gekündigt werden, wenn ich dich bevorzugen würde. Heißt, bessere Noten oder der Gleichen.", erklärte der Wolf. „Das mit der besseren Note im Wasserpanschen würde tatsächlich auffallen.", lachte Ralph, „Dann bin ich ja beruhigt." Der Ältere starrte ihn überlegend an. „Es gibt noch einen Grund von der Schule zu fliegen.", murmelte der Ältere. Mit hochgezogenen Augenbrauen wartete der Beta. „Naja. Wenn wir beim Sex erwischen würden." Ralph starrte ihn sprachlos an bevor er in schallenden Gelächter ausbrach. „Du wolltest doch meine Jungfräulichkeit bis zu meinem 21. Geburtstag bewahren." Nate zog eine Grimasse. „Du bist auch noch zu jung dafür!", stimmte er lächelnd mit ein. „Also bitte. Andere vögeln schon mit 13. Ich wollte mich eben für meinen Gefährten aufsparen." Besitzergreifend zog ihn Nate näher. „Ich möchte trotzdem noch warten. Bitte, Ralph. Ich möchte etwas Besonderes daraus machen" Lächelnd küsste er Nate auf die Nasenspitze. „Lass uns erstmal morgen überleben."
Der nächste Schultag begann wieder ohne den Alpha. Allerdings interessierte das heute kaum jemanden. Trevor schien sich ein gewaltiges Eigentor geschossen. Die meisten Schüler beglückwünschten Ralph. Ein paar Mädchen drücken ihren Neid aus, versprachen allerdings gleichzeitig seinen Nate nicht mehr anzuhimmeln. Oder es zumindest kläglich zu versuchen.
>> Rückblick Ende <<

Easton pustete laut los. „Du hast eine Eifersuchtsattacke hingelegt?" Sein Beta zog eine Schnute. „Dein Ernst? Ich dachte, du interessierst dich mehr dafür, dass Cody uns einfach so geholfen hat." Das war ein Argument. „Weißt du, wie es ihm geht?" Eigentlich wollte East heute nicht an den Bären denken. Sein Beta zuckte mit den Schultern. „Er ist wie immer, würde ich sagen. Vermutlich lässt er sich nicht blicken." Damit rechnete der Alpha bereits. Es wäre untypisch für den Bären. Ralph packte den Alpha an der Hand. „Wir machen jetzt Party!"
In der Halle wuselten bereits viele Schüler herum. Sein Onkel lehnte an der Wand und schaute sich gewissenhaft um. „Ich drücke ihn kurz!" Schon stand Easton alleine da. Um ihn herum viele verliebte Paare. Er hätte kotzen können. Tief atmete er durch. Cody war bestimmt im Wohnheim. Nur wenige Meter lag zwischen ihnen. Sein Blick ging zu Ralph. Er flirtete offen mit Nate, der versuchte die Schüler im Auge zu behalten. Nein. Das hielt er nicht aus. Seufzend dreht sich der Alpha zur Tür.
Draußen hatte es angefangen zu schneien. Mitten auf dem Schulhof blieb er stehen. Mit ausgebreiteten Armen legte er den Kopf in den Nacken. Leise rieselte der Schnee auf ihn nieder.
Plötzlich stieg ihm Codys berauschenden Geruch in die Nase. Kurz überlegt der Alpha. Dann lief er los. Vor dem Wohnheim musste er gezwungenermaßen stoppen. Wieso hatte er keinen Zugang zum Wohnheim? Niedergeschmettert blieb er vor der verschlossen Glastür stehen. Der Alpha hockte sich auf die niedrige Mauer. Wie sollte er da jetzt reinkommen?
Als hätte ihn jemand erhört, verließ eben eine Horde Schüler das Wohnheim. East ergriff die Chance. Wie ein Gentleman hielt er den nachfolgenden Damen die Tür auf bevor er ins Wohnheim schlüpfte. Dritter Stock, Zimmer 333. Vor der Tür atmete er nochmal tief durch, bevor er klopfte. Ein paar Minuten stand er wie bestellt und nicht abgeholt vor der Tür.
„Was willst du hier? Solltest du nicht mit deiner Meute feiern?" Mit verschränkten Armen stand der Bär vor ihm. „Du weißt, wieso ich hier bin." Unbeeindruckt zuckte Cody mit seinen durchtrainierten Schultern. Wie gerne Easton diese berühren wollte.
„Ich sagt dir bereits: Ich bin Einzelgänger und werde es bleiben. Ich. Brauche. Dich. Nicht!" Eine Sekunde später wurde ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Betrübt stand der Wolf vor dem Appartement. Sein feines Gehör vernahm leises Schluchzten. Er ließ sich mit dem Rücken an der Tür hinabgleiten.

Das Spiel von Bär und WolfWhere stories live. Discover now