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POV Easton

Cody war heute definitiv nicht gut drauf. Am Rudel konnte es kaum liegen. Sie respektierten ihn. Nicht zuletzt, weil East ihn angeschleppt hatte. Vielleicht lag es an dem Familienessen. Da kam East aber leider nicht daran vorbei. Wieso musste er auch gestern vor seiner Mutter prahlen heute endlich seinen Mate vorzustellen? Und warum bei der Schicksalsgöttin musste sein Vater in diesem Moment ins Zimmer platzen? Wie gesagt. Da kam er nicht mehr raus. Cody damit leider auch nicht.
Der Bärenwandler wirkte für andere ruhig. Doch East kannte seinen Gefährten besser.
Was hat er denn?, meldete sich Ralph über den Mindlink. Er soll später mit zum Familienessen. Sein Beta starrte ihn an. „Das wird lustig.", rutschte ihm raus. Easton zuckte mit den Schultern, während der Bär beharrlich schwieg.
„Was ist so lustig?", mischte sich Onkel Nate ein. „Wirst du sehen, Liebling.", säuselte Ralph ihm ins Ohr ehe der Ältere einen Kuss erhaschte. „Wie war der Ausflug mit den Welpen?" „Grauenvoll!", murmelte der Lehrer, „Aber jetzt lass dich drücken, Neffe." Widerwillig ließ Ralph von seinem Gefährten ab um Platz für seinen besten Freund zu machen. „Alles Gute zum achtzehnten, mein Großer." Lächelnd erwidert East die freundschaftliche Umarmung. „Danke, danke, Onkel. Jetzt musst du mich aber loslassen, sonst ist Ralph beleidigt." „Gar nicht!", maulte der Beta und zeigte so, wie Recht der Alpha hatte. Lachend wurde Ralph in die Arme seines Gefährten gezogen. „Hast du auch brav für die Prüfung gelernt als ich weg war?" „Oh bitte. Flirtet wo anders.", grummelte Cody, „Diese Herzchen und Blümchen sind ja ekelhaft!" Der Rothaarige schnaubte aufgebracht, während Nate ergeben lachte. „Nur weil bei euch Stacheldraht herum liegt, müsst ihr anderen nicht die Laune verderben!" „Stacheldraht?" Cody wandte sich an Easton. Doch der zuckte mit den Schultern. „Entschuldigt uns. Wir sehen uns später beim Essen."
„Was war das denn?" Belustigt lachte der Alpha. „So bin ich auch drauf, wenn ich dich eine Woche nicht gesehen habe." Erschrocken wurde er angesehen. „Du scherzt." „Nein. Ich zeige dir das bloß nie." Der Bär schüttelte den Kopf. „Wann sind wir eigentlich mal ehrlich zueinander?" Easton schwieg. Zu viele Ohren, die zuhörten.
„Wollen wir einen Spaziergang machen?" „Musst du nicht noch Hände schütteln?", entgegnete der Bär. „Es ist mein Geburtstag.", wisperte der Alpha, „Da entscheide ich das zum Glück." Grinsend schlichen sich die beiden nach draußen.
„Du bist nervös.", murmelte Easton. Der Bär zuckte nur mit den Schultern. Sie liefen nebeneinander im Wald und genossen die Ruhe.
„Ich... ich habe Angst... vor deinem Dad." Leise lachte der junge Alpha. „Wieso das denn? Er kennt dich und meine Mum liebt dich." Abrupt blieb Cody stehen. Easton lief noch ein paar Schritte weiter ehe er sich umdrehte.
„Woher willst du das wissen?" „Instinkt.", antwortete der junge Alpha. Oh jeh. East wusste was jetzt passieren würde. Es war am Gesichtsausdruck des Bären ablesbar. Codys Unsicherheit kehrte zurück. Manchmal brach sie durch. Und wenn sie durchbrach, dann kam sie als alles vernichtender Dämon. Seufzend schnappte sich Easton die Hände des Bären und zog ihn näher.
„Es ist alles in Ordnung, Cody.", sprach er ihm leise zu, „Meine Familie wird dich willkommen heißen." Der Bär schüttelte den Kopf. „Und wenn nicht? Selbst du würdest nicht mit mir sprechen oder auch nur darüber nachdenken mit mir etwas zu unternehmen, wäre ich nicht dein Gefährte!"
Easton versuchte ein genervtes Seufzen zu unterdrücken. So fing das immer an. Der Moment, in der Unsicherheit sich in Wut wandelte.
„Cody. Beruhige dich. Es wird alles gut gehen. Rudel halten zusammen." „Ich. Bin. Kein. Wolf. Easton!", knurrte ihn der Bär an und riss seine Hände los. „Nein. Du bist ein wunderschöner Kodiakbär und mein Mate." Beruhigend streichelte er Codys Arm. „Du hast mich vorhin gefragt, wann wir endlich ehrlich zueinander sind. Dabei bist du das auch nie." Der Bär rümpfte die Nase. „Ich weiß, dass du es aus Selbstschutz machst. Aber genauso will ich dir nicht auf die Nerven gehen." Schweigend betrachtete ihn der Bär. Diese wundervollen dunkel Augen. Die sinnlichen Lippen, die meist verstimmt und selten zur Geltung kamen. „An was denkst du gerade?" Ertappt schwieg der Wolf. „Das wird nie passieren!", fauchte ihn Cody ungehalten an, „Ich dachte, das hätten wir geklärt?!" Verschmitzt lächelte der Alpha. „Träumen darf ich doch." Augenverdrehend stampfte Cody Richtung Rudelhaus davon. Easton blieb zurück. Der Bär brauchte etwas Zeit für sich. Manchmal verhielt sich Cody widersprüchlich. Der Alpha würde es fast als Tagesform bezeichnen. Ab und an ließ der Bär Körperkontakt zu. Sogar seltene Kuschelmomente gab es. Dann gab es Tage wie heute, die gut anfingen und in einer Diskussion oder einem heftigen Streit endeten. Sein Beta war da viel weiter. Aber eigentlich hatte East gerade keine Lust über glückliche Beziehungen nachzudenken. Frustriert lief er den Pfad zum Rudelhaus zurück. Auf halber Strecke kam ihm Ralph entgegen.
„Hattet ihr Streit?" Besorgnis trübte die Stimme des Rothaarigen. Der Wolfswandler winkte ab. „Meinungsverschiedenheit." Zweifelnd wurde er angesehen. „Cody ist abgehauen. Was genau nennst du Meinungsverschiedenheit?" Darauf hatte Easton keine zufriedenstellende Antwort. „Es ist Cody. Er kriegt sich wieder ein." Ralph schüttelte verständnislos den Kopf. „Auch Gefährten können sich entzweien, East." „Als ob ich das nicht wüsste. Cody will keine Beziehung! Es fällt ihm oft sogar schwer in meiner Nähe zu sein." Enttäuscht schlug Easton gegen den nächsten Baumstamm. „Beruhige dich!" Kurzer Hand wurde der Alpha in den Arm genommen. Sofort fiel East eine Veränderung an seinem Beta auf. Erschrocken schob er seinen besten Freund sanft von sich.
„Ihr habt..." Lächelnd nickte Ralph und zeigte ihm stolz die Bisswunde. „War's schön?" „Der Kenner schweigt und genießt." Der dumme Satz brauchte ein Lächeln auf Eastons Lippen. „Jetzt komm. Das Essen wartet."

Das Spiel von Bär und WolfWhere stories live. Discover now