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POV Easton

„Es gibt einen Grund, wieso ich meinen Geburtstag hasse." Cody fummelte an seiner hinteren Hosentasche. Durch seine ungeplante Verwandlung hatte er seine Ersatzklamotten an, die er im Rudelhaus bunkerte. Das Rudel hatte die überlebenden Habseligkeiten von Cody zusammengesucht und sie zurückgegeben. Darunter sein Portmonee und das leicht Iedierte Smartphone. Ersteres fischte der Kodiakbär aus seiner Tasche. Daraus zauberte er ein altes zerknittertes Bild. Ein junges Paar mit einem Säugling. Sie wirkten glücklich.
„Das sind meine Eltern.", wisperte Cody. Instinktiv zog Easton seinen Liebling näher. „Ich... Es war meine Schuld. Mum und Dad sind losgezogen, weil ich mir Lachs zum Geburtstag wünschte. Sie... sie kamen nie mehr zurück." Eine Träne löste sich aus den schwarzen Knopfaugen. Überfordert streichelte Easton ihm über die Brust. Ihm musste ganz schnell etwas einfallen!
„Darf ich?" Er nahm dem überraschten Cody das alte Foto aus der Hand. „Mister und Misses Jameson. Ich schwöre feierlich Ihnen Sohn zu lieben und zu ehren, mit meinem Leben zu beschützen und ihm stets treu ergeben zu sein." Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete Cody verwirrt sein Tun. Easton gab ihm sein Andenken zurück. „Denkst du, deine Eltern wären zufrieden mit mir?" Sein Gefährte starrte ihn sprachlos an. „Du bist so ein Spinner, Easton!" Schmal lächelnd legte Cody seinen Kopf auf die Schulter des Alphas. „Danke. Ich denke, meine Eltern wären begeistert von dir."
Bis zum späten Nachmittag blieb das Paar in ihrer Höhle. Die Zeit vertrieben sie sich mit Späßen, Erinnerungen und viel kuscheln.
„Wollen wir los?" Codys Nervosität kam zurück. East konnte sie deutlich spüren. „Dein Vater ist ein friedfertiger Alpha, richtig?" Der junge Alpha nickte. „Mach dir keine Sorgen. Meine Mum hat ihn voll und ganz im Griff. Dazu hast du Raoul und Ashton auf deiner Seite. Nate und Ralph sind auch beim Essen dabei. Es kann überhaupt nichts passieren!" Aufmunternd küsste East ihn an der Schläfe.
Wie am Vormittag führte der Wolf Cody an der Hand zurück zur Siedlung.
Vor dem Rudelhaus blieben die Wandler stehen. „Bereit?" „Nein. Aber besser wird es nicht." Gewappnet betraten sie das Gebäude. Das Konferenzzimmer war mit Luftschlangen und Ballons geschmückt. Codys sonst von Miesepetrigheit geprägten Augen strahlten heute heller als jeder Stern der bekannten Galaxis. Raoul nahm das Geburtstagsbärchen in den Arm.
„Happy Birthday, mein Kleiner." „Danke." Das feine Wispern ging fast unter als sich die restlichen Anwesenden praktisch zum Gratulieren auf den Bärenwandler stürzten.
„Dein Vater stößt in zehn Minuten dazu.", flüstere die Luna ihrem Sohn zu, „Er hat noch ein wichtiges Gespräch zu führen." Der junge Alpha nickte lächelnd. „Cody ist gerade froh nicht überfordert zu sein. Dad kann sich ruhig Zeit lassen." Der Bär bekam von allen Seiten Glückwünsche und kleine Geschenke überreicht. Lächelnd stand East hinter ihm. Es freute den Alpha, wie entspannt Cody im Familiengewusel wirkte.
„Deine Cupcaketorte." Sanft schob der Wolf seinen Mate näher an den Tisch in der Mitte des Raums. Mehrstöckig türmten sich Cupcakes in einem Spiral Ständer. „Gefällt es dir?" Nickend drehte sich Cody in Eastons Armen. „Danke." „Du musst dich nicht bedanken, Liebling." „Also... Zeit, die Torte zu killen!", warf Ralph ein. „Du kannst deine eigene Torte schlachten!" Sanft zog Nate den jungen Beta in seine Arme. „Cody. Deine Torte, deine Regeln." Mit der Hand wies Nate freundlich auf das Gebäck. Grinsend griff das Geburtstagskind nach einem Cupcake mit einer goldenen 18 aus Zucker als Topping. „Die Schlacht ist eröffnet!", grinste Cody und hielt das Gebäck wie eine Trophäe in die Luft. Das ließ Ralph nicht zwei Mal sagen und schnappte sich den nächsten Cupcake. Die Familie verteilte sich auf die freien Plätze. Jeder mit einem oder mehreren Miniküchlein. Der Platz des Alphas blieb selbstverständlich frei. „Wo ist dein Vater?", fragte Cody nach einiger Zeit. „Er muss noch etwas erledigen." Der Bär nickte nervös.
Plötzlich flog die Tür auf. „Wo ist der Prachtmate meines Sohnes?" Oswald kam freudestrahlend in den Konferenzraum. Statt sich zu melden, wirkte Cody als würde er gleich unter dem Tisch verschwinden.
„Dieser Prachtkerl da!" Easton hatte seinen Beta für die Worte umbringen können. Was dachte er sich dabei? Der Alpha hielt seine Nase in die Luft. Verdutzt setzte er sich ohne Cody aus den Augen zu lassen. Misstrauen lag in seinem Blick. „Was genau bist du?", forderte Oswald. „Ich bin ein Kodiakbär, Sir." Der Alpha schnaubte genervt. „Wieso?", knurrte er wütend, „Erst dieser Streuner und jetzt ein Zottelbär? Womit habe ich das verdient?" „Oswald!", zischte Ashton von der Seite. Raoul rümpfte nur beleidigt die Nase. Luna Nora ging da gleich rabiater vor. Sie schlug ihrem Ehemann drei Mal auf den Hinterkopf. „Sag mal? Was benimmst du dich so daneben? Du repräsentierst das gesamte Rudel!", fauchte sie ungehalten, „Entschuldige dich bei Cody. Sofort!" Wiederspruch war zwecklos. Die Tatsache spürte jeder am Tisch – ob Wolf oder nicht. Das Alpha-Paar fochte kurz ein Blickduell aus bevor der Alpha ergeben seufzte. „Entschuldige, Cody. Willkommen im Baker-Rudel." East fand seinen Vater nicht sehr überzeugend. Sein Liebling wirkte geradezu eingeschüchtert. Trotzdem traute sich der stolze Bär zu antworten. „Danke, Sir."

POV Cody

Erleichtert fiel Cody in das große Bett. Die letzten paar Stunden wurden nervenaufreibend. Alpha Oswald ließ ihn kaum einen Moment aus den Augen. Einzig Eastons Arm um ihn schien eine sichere Barriere zu sein.
„Alles gut?" Der Braunhaarige nickte. „Schlafen?" Wieder eine zustimmende Kopfbewegung. „Morgen noch und dann wieder langweiliger Schulalltag.", maulte der Wolf. Ja. Ihr letztes Schuljahr. Das würden sie auch noch hinter sich bringen und so langsam würde sich Oswald vielleicht auch an den Zottelbären gewöhnen. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief Cody in Eastons Armen ein.

Das Spiel von Bär und WolfWhere stories live. Discover now