1. Kapitel

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Wie von weit fern hörte Linda leise Gespräche, Geplauder, das wieder verschwand, unverständliche Wörter, die immer lauter wurden. Ein Chaos in ihrem Kopf. Dieser pochte unerträglich, bis endlich, endlich die Gestalten ihre Unterhaltung beendet hatten.

Ruhe. Köstliche, erfrischende Ruhe.

Sie wollte schlafen, bis sie nicht mehr aufwachte. Die Konturen um sie waren verschwommen, sie kuschelte sich tiefer in ihre Kissen. Ein letzter Gedanke huschte durch ihren Kopf: Sie befand sich sicherlich nicht mehr bei den Göttern Mittelerdes.

Es war dunkel in dem Raum, in welchem sie wenig später wieder aufwachte. Die unerträglichen Kopfschmerzen hatten sich zu weniger schlimmen reduziert, Linda konnte wieder selbstständig denken.

Sie spürte das schwere Laken auf ihrem Körper. Es herrschte eine angenehme Wärme vor, außerhalb des Bettes sicherlich nicht, bemerkte sie, denn ihr Atem bildete kleine Wölkchen. Langsam gewöhnten sich die Augen des Mädchens an die Dunkelheit.

Die junge Frau befand sich in einem Zimmer mit hohen Decken und keinen Fenstern. Sie hoffte inständig, dass diese vom Erebor kündeten und nicht von einem sterilen, anonymen Krankenhaus in ihrer Welt, auf der Erde.

Das Mädchen sehnte sich mit jeder Faser ihres Körpers danach, nach Mittelerde zurückzukehren. Nicht die Welt brauchte sie, sondern sie brauchte diese Welt. Es gab noch so viele ungelöste Geschichten, so viele Leute, die sie nicht zurücklassen konnte.

Und Fíli. Lebte Fíli? Die Valar hatten das nicht verraten. Linda seufzte leicht.

Sie wollte sich nicht bewegen, nicht der strengen Kälte preisgeben. Und immer noch pochte es unter ihrer Stirn, ihre Glieder waren so schwer, sie selbst so müde. Noch einmal schwanden Lindas Gedanken in Irmos Gärten.

Ein strenger Gestank durchzog das Zimmer. Missmutig, weil aus ihren Träumen gerissen, rümpfte Linda die Nase. Vorsichtig öffnete sie zuerst das eine, dann das andere Auge.

Eine überraschende Helligkeit blendete sie. Schnell kniff sie wieder ihre Lieder zusammen. Aus der Richtung, aus der der seltsame Geruch kam, vernahm die junge Frau verschiedenste Geräusche. Sie konnte sie nicht zuordnen, also musste sie, widerwillig und unter innerlichen Protesten, den Kopf neigen und erneut blinzeln.

Nach einigen Sekunden hatte sich Linda daran gewöhnt und sie konnte erkennen, welches Bild sich ihr bot. Óin beugte sich über einen Tisch und tat irgendeine, zweifelhaft riechende, Sache.

Ein feines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sie konnte gar nicht aufhören zu grinsen. Der Götter hatten ihr Wort gehalten. Sie war zurück.

Der Zwerg drehte sich um und erfasste die Situation mit einem einzigen Blick. „Linda, wie schön!" Er eilte auf sie zu. Seine Augen leuchteten.

„Du musst ausgehungert sein, willst du etwas essen?"

Automatisch nickte die junge Frau. Autsch. Ein scharfer Schmerz stach ihr in die Schläfe.

Óin hatte ihr gequältes Einatmen trotz seiner Hörschwäche gehört. „Ja, ja, es ziept zwar, doch es heilt. Eine oberflächliche Wunde. Ich befürchte nur, wenn ich dir die Salbe jetzt auftrage, vergeht dir der Appetit."

Es wurde der jungen Frau innerlich warm. Sie lächelte erneut. Alle Gemeinschaftsmitglieder hatten sich mit der Zeit, irgendwie, auf beiläufige Art und Weise, in ihr Herz gestrichen.

Der Grauhaarige versicherte ihr noch, sofort wieder da zu sein und beschwor sie, weder einzuschlafen noch ihr Bett zu verlassen– wie sollte sie auch auf solch eine bescheuerte Idee kommen– dann war er durch die Tür entschwunden.

Tochter der Fremden - Mittelerde-FFNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ