8. Kapitel

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„Bald." Bilbos Blick verschwand in der Ferne. Bald.

Linda hätte gerne noch weiter geredet. Über das Leben, über Pläne für die Zukunft und was er mit dieser komischen Aussage von eben hatte sagen wollen. Aber der Hobbit meinte, er wäre müde und war wenig später eingeschlummert.

Eher sie sich's versah, erwachte auch das Mädchen aus einem unbequemen Schlaf. Vorsichtig streckte sie ihre Glieder und sah, dass der Halbling noch seelenruhig da lag. Aber was hatte sie dann geweckt? Die Sonnenstrahlen, die sie kitzelten.

Das Schauspiel am Abend hatte wunderbare Bilder in den goldenen Sand der Münzen gezeichnet, der Morgen schaffte ein noch schöneres Kunstwerk. Ganz ruhig beobachtete Linda die Farbwechsel und fühlte sich unglaublich klein. Die gewaltigen Hallen, die langsam erleuchtet wurden, taten ihr Übriges.

So versunken in diesem Anblick träumte sie, dass sie erst im letzten Moment die Rufe hörte. „Bilbo? Linda! Könnt ihr mich hören?"

Kíli! Schnell wie ein Blitz war sie völlig wach.

„Ja, hier, hier oben!", brüllte sie. Ihr Herz pochte laut.

Der Hobbit schreckte ruckartig hoch. „Was, was..."

„Entschuldigung." Ihre Mundwinkel hoben sich nach oben. „Kíli hat uns gefunden."

Der Zwerg tauchte wenig später neben ihnen auf, er hatte die Treppen genommen, und nicht den anstrengenden Weg quer durch die Halle über den Schatz wie sie. Müde lächelte er ihnen entgegen. „Alles gut bei euch?"

„Alles prima. Und ihr?" Linda brauchte Antworten, jetzt! Ihre Geduld existierte gar nicht mehr.

Kíli gähnte. „Niemand von den Zwergen verletzt. Von den Menschen, vier oder fünf, drei werden noch vermisst. Halbstarke, die wohl ihre Kräfte messen mussten." Seine Augen verbohrten sich stahlhart in den Gedanken der jungen Menschen, es war kein warmes Braun wie sonst.

„Und ihr seid seit gestern Morgen wach." Bilbo lebte auch wieder, widerwillig.

„Ja. Wir mussten alles sichern, in die unteren Ebenen hinabsteigen." In diesem Moment sah er so aus, als ob er die Verantwortlichen gerne dreimal durch den Erebor gejagt hatte, egal wie gerne er jetzt schlafen wollte.

„Können wir helfen? Du siehst aus, als würde sie dringend ein Bett brauchen."

„Und was zu essen", grummelte der Zwerg.

Linda schaute Bilbo an. Er blickte zurück. Der Halbling zuckte mit den Schultern. „Ich kann kochen, so ist das nicht."

Der Braunhaarige war tatsächlich eingeschlafen. Eigentlich wollte er Wache halten, während die beiden ausgeschlafen Gestalten ein Essen für die Gemeinschaft zauberten. Wozu auch diese Übervorsicht? Linda hatte nicht weiter nachgebohrt.

Nun ja, eher kochte der Hobbit und das Mädchen lernte. Jetzt wusste er ja, warum sie zu nichts gebrauchen war – und wunderte sich nicht, wie bei ihrem ersten Treffen, dass sie nicht einmal ein Feuer anschüren konnte. Wobei, das hatte sie inzwischen gelernt.

Mit der Zeit durchdrang die Küche ein wundervoller Geruch, der ihre aller Lebensgeister erweckte. Die Frau begann, das hier richtig zu genießen. Niemand war verletzt, echoten Kílis Worte durch ihren Kopf. Das Allerwichtigste.

Und jetzt hatten die Zwerge noch mehr Stress bekommen als sie sowieso schon ausgesetzt waren, sie verstand die Erschöpfungserscheinungen vollkommen. Ebenfalls, als nach und nach einige Gemeinschaftsmitglieder eintrudelten und ohne einen Gruß sich einen Teller schnappten.

Bofur hatte ein müdes Lächeln für sie übrig, als er ihr beim Tellerzusammentragen half. Er gähnte seit einer ganzen Weile fast ununterbrochen, doch konnte ihr, bevor er im Stehen einschlief, noch kurz die aktuelle Situation zusammenfassen: „Thorin und Fíli halten bei den Menschen solange die Stellung, bis sie jemand ablöst, Balin und Dwalin wollten noch eine Kontrollrunde unten drehen. Wir können-"

Tochter der Fremden - Mittelerde-FFWhere stories live. Discover now