15. Kapitel

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Linda bemühte sich, nicht laut aufzuschreien, so wütend war sie. Bereits den ganzen Tag brummelte und grummelte Thorin vor sich hin, steckte alle mit seiner Unruhe und seiner schlechten Laune an. All das entlud sich nun in der Nachbesprechung der gestrigen Verhandlungen mit Bard.

Eigentlich sollten sie alle einen Schritt weiter gekommen sein mit ihren ihnen zugeteilten Aufgaben. Eigentlich. Denn irgendwie hatten Tauriel und Linda heute die restlichen Schilder falsch aufgehängt oder der König störte sich an der Tatsache, dass sie die Elbin bis zu den Küchen mitgenommen hatte. Wow. Als sähe sie diese nicht jeden Tag zweimal zu den Mahlzeiten.

Das Ganze machte noch schlimmer, dass das Lindas eigene Schuld war. Die Rothaarige war ihrer Idee, sich proaktiv in das Leben der Zwerge einzumischen (so hatte sie es zumindest dargestellt), von vornherein ablehnend eingestellt gewesen. Und das Mädchen hätte ahnen müssen, dass die Verletzung noch so schlimm war, dass sich Tauriel aufgrund der durch die Anstrengung entstandenen Schmerzen bis zum Abendessen hinlegen musste – und sie vermutlich die nächste Woche über vielsagend anschweigen würde.

Kíli lief ebenfalls mit einer Miene wie sieben Tage Regenwetter herum (als ob sie das im Erebor wahrnehmen würden), die Aktenarbeit in Balins Bibliothek hatte rein gar nichts Lustiges an sich. Was vielleicht auch daran lag, dass die beiden Turteltäubchen unter dem Blick von Bifur so tun mussten, als ob sie sich nicht kannten.

Deswegen war der liebestolle Braunhaarige nun auch nicht mehr anwesend, Thorin hatte sich – mit zwergischen Flüchen verziert – dazu hinreißen lassen, dass Kíli zunächst die Elbin auf ihr Zimmer begleitete und danach eine Schicht im Handwerkerkommando in der Steinhalle übernahm.

Es war dieselbe Runde wie gestern, Dwalin hatte am Morgen kurz vorbeigeschaut, Anweisungen von seinem Bruder entgegengenommen und war wieder verschwunden. Rückblickend hätte die junge Frau ihn wohl bitten sollen, sie trotz ihrer koordinativen Unfähigkeiten mitzunehmen. Eine kreisrunde, mit Skeletten und Trümmern gespickte Halle zu entrümpeln und danach Wände und Türen auszubessern klang weitaus besser, als mit drei genervten Durins und Bifur zum zehnten Mal denselben Punkt zu diskutieren.

„Dáin hat uns nicht gesagt, wann er wiederkommt, oder ob er überhaupt wiederkommt, deshalb müssen wir diese Dinge nun ohne ihn entscheiden!", brauste Fíli auf. Der Kronprinz zeigte Nerven, oh ja. Selbst der grundberuhigte Schüler seines Mentors (Balin, normalerweise die Vernunft in Person) hatte seit gestern Abend einen unergründlichen Drang, seine Lippen missmutig herunterzuziehen.

Jap, es ging um den Cousin aus den Eisenbergen, welcher anscheinend genau dort angekommen war und einen Raben gen Einsamer Berg gesendet hatte. Dessen Inhalt... erschloss sich Linda gerade mehr oder weniger, obwohl sie ihn nicht lesen durfte und sie eigentlich über den Schatz und erste Schätzungen bezüglich der bei der Restaurierung Thals benötigten Goldmenge redeten.

Sie hatte sich schon recht lange ausgeschaltet und berechnete weiter ihre Ausführungen, die die Idee von Bilbo weiterverfolgten, nämlich mithilfe des Raumplans eine ungefähre Schätzung des Werts von Thrórs Hort zu berechnen. Nun, und Linda war inzwischen bei einer so immensen Zahl angelangt, dass sie sich recht sicher war, dass sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen hatte.

So blickte sie erst auf, als Thorin weitaus lauter als zuvor losbrüllte: „Ich lasse mir nicht von einem dreckigen Seestädter mein Gold stehlen!"

Sie schaute etwas verwirrt drein, dann wandte sie sich wieder den Skizzen zu. Also, Volumen war a hoch drei und beachtete man, was nach Balins Schätzung pro Quadratmeter an Wert vorhanden war... hatte sich Linda wirklich nicht verrechnet. Sie überflog noch einmal kritisch die Zeilen. Tinte auf Pergament stand eine so gewaltige Endsumme da, dass die junge Frau noch nicht einmal den Namen dieser Zahl kannte.

Tochter der Fremden - Mittelerde-FFWhere stories live. Discover now