9. Kapitel

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Fíli starrte ins Leere, als würde er dort eine Möglichkeit zum Schlafen finden, denn die schien er sehr dringend zu benötigen, das Mädchen hatte seine müde Haltung und die Augenringe längst bemerkt. Sie durchquerte die Länge des Saals, während Bilbo leise hinter sich die Tür schloss. Ihr war die Aufgabe zugekommen, mit dem Zwerg zu reden.

Linda servierte dem älteren Durinprinz einen Teller, den er mit einem Nicken dankbar entgegennahm. Doch anders als die Tage zuvor beließ sie es nicht dabei; sie blieb stehen und wartete darauf, dass er sie fragend anschaute. Was er Augenblicke später, den Löffel in der Hand, tat.

„Bilbo und ich möchten wissen, was hier eigentlich grade los ist." Sie verschränkte die Arme vor ihrem Bauch. Zu ihrer Unterstützung stellte sich der Halbling neben sie, bemaß Fíli mit skeptischem Blick.

Der Zwerg sah sie beide gelinde überrascht ein. „Das wisst ihr nicht?"

„Wie denn, wir sitzen hier herum und machen Essen, das ihr dann schweigend und zutiefst erschöpft verschlingt! Nichts gegen euch, die Situation ist gerade echt stressig, und so sind wir wenigstens keine Last, aber ein bisschen was wüssten wir gerne schon."

„Ich dachte, wo ihr doch...", murmelte der Blonde. Seine Worte verloren sich in der köstlichen Brühe. „Ach, egal. Nun denn, es gab einige Schwierigkeiten mit den Menschen in den Vorhallen und wir verhandeln mit Bard. Die Wachposten passen Tag und Nacht auf, dass keiner in den Berg geht, sonst passiert was wie vor... einigen Tagen."

Das war doch mal ein Anfang. Linda konnte sich die sarkastischen Kommentare nicht verkneifen, sonst ertrug sie es kaum, dass er ihr immer noch nicht in die Augen sehen konnte. Wie lange war die Schlacht jetzt fern, Monate? Es fühlte sich so an.

„Und wo ist Gandalf?", mischte sich Bilbo ein.

„Er ist bei den Menschen. Keine Ahnung." Fíli seufzte.

„Wolltet ihr nicht zunächst den Schatz abmessen, bevor ihr mit den diplomatischen Beziehungen anfangt?", hakte Linda nach.

„Ja, ja, wollten wir!", rief der Zwerg aus. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Entschuldigung. Ja, das war der Plan gewesen. Es gab Komplikationen."

Bilbo und die Frau sahen sich vielsagend an. Der sonst sehr beherrschte Kronprinz fuhr bei der leisesten Nachfrage aus der Haut? Sie mussten alle unglaublich gestresst sein. Gut, dass sie nicht versucht hatten, den König anzusprechen.

„Danke für die Informationen. Linda und ich werden sich weiterhin um die Küche kümmern und auch nicht in die Vorhallen gehen, wenn du uns bitte einmal Gandalf vorbeischickst. Sobald wie möglich." Der Halbling redete mit kluger Zunge.

Fíli nickte. „Jetzt würde ich gerne meine Suppe...", brummelte er und die beiden verzogen sich.

„Also", fing der Hobbit an, als sie in der Küche allein waren, „ich glaube nicht, dass es an dir lag, dass Fíli so kurzsilbig war."

Linda bedankte sich mit einem halb genervten Blick. „Was auch immer im Oberstübchen dieses Zwerges falschläuft, sodass er mich nicht mehr ertragen kann, ist ja wichtig bis zum Gehtnichtmehr. Aber wie bist du darauf gekommen, dass die anderen uns nicht bei den Menschen haben wollen?"

Der Halbling verkniff sich ein Grinsen. „Das war etwas, was mir Thorin gleich zu Anfang erklärt hat. Er ist bei so etwas immer sehr beschützerisch, und da Óin dir dies auch nach deiner Verletzung gesagt hat, vermutete ich, dass es für uns beide gilt."

Der König hatte also Bilbo und sie als Schwachstellen identifiziert, die nicht nach außen dringen sollten. Hmpf. Doch Bard kannte sie eh schon, was sollte das Versteckspiel? Natürlich hatte Bilbo recht. Die Reaktion des Prinzen eben hatte verdeutlicht, dass sie beide von den Menschen fortzuhalten von vornherein ein Ziel Thorins gewesen war.

Tochter der Fremden - Mittelerde-FFWhere stories live. Discover now