𝐄𝐢𝐧 𝐧𝐞𝐮𝐞𝐬 𝐋𝐞𝐛𝐞𝐧

𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 9

Im Auto habe ich das tolle Vergnügen hinten, zwischen Alex und Flo, zu sitzen.
An der Schule angekommen, wird mir von allen viel Glück für den Chemie-Test gewünscht, was ich dankend zu Herzen nehme.
Nachdem ich hechelnd oben angekommen bin, sehe ich schon Lotta. Meine beste Freundin. Lotta steht schon vor der Tür und zieht mich erst einmal in eine Umarmung. Sie weiß was los ist und auch, was die letzten Tage passiert ist.
„Guten morgen du blind-Fisch!“, begrüßt sie mich. Ja... Vielleicht brauche ich eine Brille.
„Guten morgen du Wasserpflanze!“, so nenne ich sie seid Jahren, da sie immer so viel trinkt. Ich hingegen bin manchmal froh, wenn ich einen halben Liter am Tag schaffe.
„Du... Lotta. Du musst mich abfragen!“, ja, ich wurde schon mehrfach von den Männern abgefragt, doch die Angst, den Test zu verhauen, ist zu groß.

Herr Maier, unser Chemie Lehrer, teilt gerade alle Blätter aus. Mit meinem Bein wibbel ich auf und ab und nebenbei beiße ich auch auf meiner Lippe rum.
Herr Maier teilt uns mit, dass wir die Blätter jetzt umdrehen dürfen und wünscht uns noch viel Glück. Nachdem ich das Blatt umgedreht und mir die Aufgaben durchgelesen habe, steigt meine Panik ins unmenschliche.

Wie heiße ich überhaupt? Welches Datum haben wir und in welche Klasse gehe ich?

Mit großem Schrecken stelle ich fest, dass ich nicht einmal die drei ‚einfachsten‘ Aufgaben gelöst kriege. Mir wird heiß und kalt gleichzeitig. Mein Kopf arbeitet auf Hochtouren, um überhaupt irgendeinen Lösungsansatz zu finden. Vor lauter Nervosität fange ich an, an meinen Händen zu kratzen. Alles dreht sich. Auch mein Magen. Zittrig lehne ich mich zurück und versuche nicht durchzudrehen. Meine Atmung geht viel zu hektisch, was leider ehr weniger hilfreich ist, wenn einem schlecht ist.
Es sind gerade mal fünf Minuten vergangen. Es fühlt sich an, wie mehrere Stunden. Das Blatt, welches vor mir liegt, ist nach wie vor leer. Meine Übelkeit nimmt zu.
Nach weiteren drei Minuten stehe ich hecktisch auf und hetze aus dem Raum. Mein Plan? Ins Badezimmer kommen. Die Realität? Ich sacke mitten im Flur auf die Knie und beginne heftig zu weinen. Meine Atmung geht weiterhin viel zu schnell und trotzdem nur stoßweise. Die wenige Nahrung, welche ich zum Frühstück zu mir genommen habe, bahnt sich ihren Weg zu meinem Mund. Eigentlich sollte ich jetzt ins Badezimmer rennen, aber mein Versuch auf die Beine zukommen, wird mit einem starken Schwindelgefühl quittiert. Ich kann mich nicht mehr beherrschen und lasse alles raus, was raus muss. Hinter mir öffnet sich die Tür und schon kniet Lotta hinter mir und hält mir die Haare aus dem Gesicht.
Nachdem ich meinem Mageninhalt zu Boden gelassen habe, lasse ich mich in Lottas Arme fallen.
„Schhhhhh. Es ist alles gut. Herr Maier hat schon deinen Bruder angerufen. Er holt dich gleich ab.“, so behutsam, wie sie nur kann, redet Lotta auf mich ein. Die Tränen fließen immernoch und ständig entweicht mir ein lautes Schluchzen.

Nach vielen weiteren Minuten, in denen wir so auf dem Boden saßen, hören wir Schritte von der Treppe kommen. Kurz darauf erscheinen Alex und Flo neben uns. Beide in Dienstkleidung.
Alex kniet sich auf die andere Seite von mir und zieht mich in seine Arme, während Lotta den Chemie-Raum betritt um meine Tasche zu holen. Ich schluchze weiter vor mich hin, während ich wieder das Gefühl der Übelkeit verspüre. Vorsichtig schiebe ich mich von Alex weg und starte die zweite Runde. Geistesgegenwärtig greift Flo nach meinen Haaren, während Alex mich an den Armen stützen muss, da ich sonst einfach umfallen würde. Beide reden nonstop auf mich ein.
Als die zweite Runde beendet ist, greifen mir beide Männer unter die Arme um mich auf die Beine zu ziehen. Lotta hatte zwischenzeitlich meine Tasche rausgebracht und an Flo weitergereicht.

Im Auto lassen ich mich kraftlos auf den Sitz plumpsen. Alex nimmt neben mir Platz und Flo setzt sich hinters Steuer.
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Hattet ihr schonmal ein Blackout?
Wir hören uns im nächsten Kapitel. Bis dann <3