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Das letzte mal das ich eine Schlägerei verloren hatte war lange her. Ehrlich gesagt so lange, dass ich nicht einmal genau sagen konnte wie lange.

Seit die Sommerferien vorbei waren war ich in keine Schlägerei mehr verwickelt gewesen.

Vor den Sommerferien allerdings war ich drei Wochen suspendiert worden. Ich hatte einem Kerl die Nase gebrochen, weil er mich dumm angesehen hatte.

Meiner Meinung nach hatte er es mehr als verdient denn irgendjemand musste es früher oder später tun. Und immerhin konnte ich ihn sowieso nicht wirklich leiden.

Nach diesem Vorfall hatten meine Eltern eine Abmachung mit der Schule getroffen.

Um nicht von der Schule zu fliegen hatten sie beschlossen mich zu einer Antiaggressionstherapie zu schicken, in der Hoffnung mein wie sie es ausdrückten gewalttätiges Verhalten würde sich dann dem besseren zuwenden.

Am Anfang fand ich die Therapie scheiße aber irgendwie hatte sie mir tatsächlich geholfen.

Auch wenn ich das niemals für möglich gehalten hätte.

Ich konnte endlich zumindest einen kleinen Teil meiner Wut erforschen und das ganze war demnach irgendwie ziemlich aufschlussreich.

Als die Schule also wieder losging war ich wesentlich entspannter als zuvor und für ein paar Wochen lief es erstaunlich gut.

Meine Konzentration schien irgendwie besser zu sein und irgendwie machte es mir sogar Spaß zur Schule zu gehen. Etwas was ich ebenfalls nicht für möglich gehalten hatte.

Aufgrund dessen war ich zu der Schlussfolgerung gekommen, dass die Therapie tatsächlich etwas gebracht haben musste. Bis heute dachte ich das zumindest.

Der Tag hatte nicht gut begonnen und ehrlich gesagt wäre ich am liebsten erst gar nicht zur Schule gekommen. Doch ich hatte mir einen Ruck gegeben.

Ich hatte mir selbst gesagt, dass der Tag bestimmt besser werden würde.

Bis dieser Kerl mich dumm von der Seite angemacht hatte.

Ich wollte mich nicht darauf einlassen immerhin hatte ich ihm vor nicht einmal vier Monaten die Nase gebrochen.

Wieso also provozierte er mich?

Das hatte ich mich gefragt und ich war zu keiner logischen Antwort gekommen. Hätte er es nur besser auf sich beruhen lassen dann wäre ich nicht wütend geworden und dann säße ich jetzt nicht hier und würde auf die Schulpsychologin warten.

Ich war mir sicher, dass Sie meine Eltern über diesen Vorfall informieren würden was mich sogar etwas nervös machte.

Die Stühle vor dem Raum in welchem man mich gleich hinein bitten würde waren bis auf mich leer was irgendwie erleichternd war.

Ich hätte definitiv nicht die Nerven dafür mir jetzt Gedanken um einen merkwürdigen Seitenblick zu machen.

Diesen hatte ich oft genug bekommen. Als die Tür sich öffnete und eine Stimme mich mit den Worten „Sie können jetzt hereinkommen" hineinbat verdrehte ich die Augen.

Ich empfand das Gespräch als unnötig zumal ich meiner Meinung nach gar nicht hier sein brauchte. Dieser Kerl... er sollte statt mir hier sitzen und sich mit diesem scheiß herumschlagen müssen.

Ich hatte mich nur verteidigt.

Als ich den Raum betrat war ich gleich zu Beginn etwas verwirrt.

„Ich dachte ich habe ein Gespräch mit Mrs. Kingsley?" sprach ich sofort aus was ich dachte.

Normalerweise war Mrs. Kingsley für mich zuständig. Ich hatte schon oft ein Gespräch mit ihr führen müssen gerade, weil meine Schullaufbahn bisher nicht ganz so reibungslos verlaufen war.

Im Normalfall wurde ich zweimal die Woche zu Mrs. Kingsley geschickt aus den unterschiedlichsten Gründen heraus. Man könnte meinen ich sah diese Frau öfter als ich manche meiner Lehrer sah.

„Mrs Kingsley ist heute verhindert weswegen ich sie vertrete. Wir beide hatten bisher nicht das Vergnügen. Ich bin Lauren Fields stellvertretende Schulpsychologin. Normalerweise bin ich nicht für Mrs. Kingsley's Schützlinge verantwortlich aber man informierte mich über die Dringlichkeit dieses Gespräches" sie lächelte aufmunternd und meine Laune verschlechterte sich.

Es war schon immer ziemlich anstrengend mit Mrs. Kingsley zu reden doch mir jetzt einen Vortrag von einer wildfremden Frau anhören zu müssen stand nicht unbedingt ganz oben auf der Liste von Dingen die ich gerne tat.

Sie schien meinen Blick ganz offensichtlich zu bemerken.

„Hören sie Mr. Andrews ich kann verstehen, dass Sie über diese Angelegenheit lieber mit Mrs Kingsley sprechen würden aber Sie können sich sicher sein, dass auch ich ihnen zuhören werde. Alles was Sie erzählen wird diesen Raum nicht verlassen"

Andrews?

„Wie geht es ihnen heute?" wollte sie wissen und lächelte mir erneut aufmunternd zu.

„Gut..schätze ich" antwortete ich und wollte gleich hinzufügen, dass ich nicht mit Nachnamen Andrews hieß..

„Ich bin nicht-" fing ich also an doch ich wurde gleich unterbrochen „Ich weiß Suizid Gedanken können beängstigend sein und ich weiß auch, dass der Gedanke daran sich einer fremden Person zu öffnen sehr schwierig ist. Aber wie schon gesagt wird nichts diesen Raum verlassen weswegen Sie völlig unbesorgt sein können"

Suizid?

Ich begann zu glauben diese Frau wusste nicht ganz wen sie hier überhaupt vor sich hatte.

Abgesehen davon, dass mein Nachname überhaupt nicht Andrews war wusste ich überhaupt nicht weshalb sie über Suizid sprach.

Ich war hier, weil ich jemandem ins Gesicht geschlagen hatte und nicht, weil ich daran dachte mich umzubringen.

Demnach stand mir sicherlich die Verblüffung ins Gesicht geschrieben. Würde ich mich umbringen wollen dann würde ich sicherlich nicht mit der Schulpsychologin darüber reden.

Mir kam erneut der Gedanke, dass sie wirklich keinerlei Plan hatte weswegen ich eigentlich hier war und offensichtlich hielt diese Frau mich für irgendjemanden nur nicht für mich selbst.

„Um Sie besser zu verstehen würde ich gerne wissen wie lange Sie schon unter solchen Gedanken leiden"

Erneut wollte ich ansetzen um sie auf ihrem Fehler aufmerksam zu machen doch ein klopfen an der Tür ließ mich nicht zu Wort kommen.

Die Sekretärin öffnete die Tür wenige Sekunden später einen kleinen Spalt „Ich weiß Sie sind gerade in einem Gespräch aber Ms. Andrews wartet vor der Tür. Soll ich einen neuen Termin ausmachen?" das Gesicht von Mrs. Fields veränderte sich schlagartig.

Offensichtlich wurde ihr Fehler ihr genau in diesem Moment bewusst.

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(974 Wörter)

Kapitel 1 als kleinen Vorgeschmack

97 DaysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt