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Cayden hob die Augenbrauen an „Ist das der indirekte Versuch mir zu sagen, dass du Depressiv bist?" er nahm meine Frage mit einem lachen.

„Es geht nicht um mich" versicherte ich ihm. „Wir reden hier rein Theoretisch" fügte ich dann hinzu. „Das ist eine komische Frage Enzo. Aber ich glaube ich wüsste nicht was zu tun ist" Cayden klang nachdenklich.

„Als du letztes Jahr das erste mal Suspendiert warst hat sich eine aus der Unterstufe umgebracht. Aber niemand hat sich so wirklich dafür interessiert" Cayden zuckte mit den Schultern.

„Wieso nicht?" fragte ich und er hob erneut die Augenbrauen an „Was ist los mit dir Enzo? Hat die Fields dir geraten dich umzubringen oder wieso interessiert dich das Thema auf einmal so brennend?" Ich schwieg.

„Glaubst du die schmeißen dich raus?" wechselte mein bester Freund plötzlich das Thema und ich zuckte mit den Schultern.

„Dieses mal ist doch alles gut gegangen" erklärte ich und er erwiderte „Dieses mal schon aber du weißt genau, dass es nächstes mal nicht so gut ausfallen wird" Cayden hatte Recht. Ich benötigte einen Notfall Plan denn es würde sicherlich dieses Schuljahr nicht nur bei diesem einen Vorfall bleiben.

Vielleicht könnte mich eine Bekanntschaft mit dem Mädchen im schlimmsten Fall davor bewahren von der Schule geschmissen zu werden. Wenn es also jemals dazu kommen sollte dann würde zumindest Mrs. Kingsley gegen meinen endgültigen Verweis argumentieren.

Immerhin würde sie sehen wie sehr ich mich doch bemühen würde jemandem zu helfen. „Weißt du was? Ich muss gehen. Sag Mr. Roberts ich hätte Migräne oder so" während ich diese Worte sagte setzten sich meine Beine bereits in Bewegung.

„Was ist dein Problem man?" hörte ich Cayden rufen als ich mich etwas von ihm entfernt hatte und antwortete ihm in der gleichen Lautstärke „Erklär ich dir nachher" bevor er seinen Weg fort setzte. Ich betrachtete meinen Plan als ziemlich schlau. Immerhin gab es kaum etwas was Schulpsychologen lieber sahen als Schüler die sich füreinander einsetzten.

Als ich wenige Sekunden später vor dem Sekretariat in dessen Bereich ebenfalls das Büro fiel ankam blieb ich stehen. Vermutlich sollte ich warten bis sie heraus käme.

Wenn ich es mir recht überlegte hatte ich keine Ahnung über das Thema Suizid. Bisher hatte ich mich nie damit auseinander gesetzt. Doch vermutlich sollte ich zumindest ein bisschen Bescheid wissen wenn ich mich mit jemandem unterhalten wollte der so verrückt wäre sich selbst umzubringen.

Ich zog mein Handy hervor, öffnete Google und gab das Wort Suizid ein. Mir wurde gleich die Nummer einer Telefonseelsorge empfohlen also beschloss ich meine Suche anders zu formulieren.

Statt Suizid tippte ich also stattdessen die Frage Wieso haben Menschen Suizid Gedanken? In die Suchleiste ein. Erneut wurde mir gleich als erstes Ergebnis die Nummer einer Telefonseelsorge empfohlen.

Ich hatte eigentlich eher auf einen kleinen Text mit einer kurzen Erklärung gehofft ohne, dass ich extra eine Website öffnen musste.

Für mich machte es keinen Sinn so verrückt zu sein sich das Leben nehmen zu wollen. Ich lehnte mich also an die Wand gegenüber des Sekretariats an und wartete.

Während ich wartete durchforstete ich einige Websites welche allerdings kaum hilfreich waren und mir meine Frage nicht beantworteten.

Ich wartete also sicherlich zwanzig weitere Minuten bis die Tür des Sekretariats sich endlich öffnete. Das Mädchen kam wie ich es erwartet hatte heraus. Mittlerweile hatte sie ihre Kapuze absetzt und wie ich es bereits eben vermutet hatte sollte sie wohl tatsächlich ihre ungekämmten braunen Haare retuschieren.

Sobald sie mich sah setzte sie ihre Kapuze gleich wieder auf. Und ohne mich auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen lief sie gleich los. Sofort setzten sich meine Beine in Bewegung um ihr zu folgen.

„Hey warte mal!" versuchte ich sie ohne nachzudenken dazu zu bewegen stehen zu bleiben. Tatsächlich blieb sie stehen.

„Ich weiß wir kennen uns nicht aber-" sie unterbrach mich noch bevor ich zu ende sprechen konnte „Ich weiß genau wer du bist Lorenzo Cooper" Diese Worte überraschten mich.

Ich wusste, dass ich nicht ganz unbekannt war doch mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Die meisten Leute nannten mich lediglich Enzo und es war merkwürdig, dass sie meinen vollen Namen kannte.

„Jeder kennt mich" schoss es aus mir heraus.

„Ziemlich arrogant" erwiderte sie „Was willst du?" fügte sie anschließend skeptisch hinzu. „Du kennst scheinbar meinen Namen aber ich kenne deinen nicht" setzte ich an.

Ich war ziemlich schlecht darin Gespräche zu führen denn die meisten meiner Gespräche endeten mit einer Körperlichen Auseinandersetzung. „Du hast meinem Bruder vor dem Schuljahr die Nase gebrochen. Ich glaube daher kaum, dass wir einander irgendwas zu sagen haben" zischte sie.

„Somit ist mein Name glaube ich auch ziemlich irrelevant für dich" erneut setzte sie ihren Weg fort. Niemals hätte ich gedacht, dass die beiden Geschwister sein könnten.

Das machte die Situation irgendwie schwieriger als angenommen. Doch so leicht wollte ich meinen Plan nicht fallen lassen. Immerhin war dieser Plan seit langem der gescheiteste den ich jemals hatte.

Außerdem hatte das ganze nun einen weiteren Reiz bekommen. Zu gerne würde ich sein Gesicht sehen wenn er erfahren würde, dass ausgerechnet ich mit seiner Schwester befreundet war.

Allein deshalb konnte ich meinen Plan nicht aufgeben.

„Und nur, weil dein Bruder und ich Probleme miteinander haben kannst du nicht mit mir reden?" fragte ich also nachdem ich sie eingeholt hatte.

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(876 Wörter)

:)

97 DaysWhere stories live. Discover now