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Ihr Blick fiel für eine Sekunde auf mich dann zurück auf die Sekretärin dessen Namen ich überhaupt nicht wusste.

Aber es war mir auch egal. Es dauerte einige Sekunden bis sie zu Wort kam und noch immer sichtlich irritiert über ihren Fehler sagte „Nein ist in Ordnung ich bin hier gleich fertig"

Die Tür schloss sich und für einige Sekunden herrschte Stille. Ihr Blick war dabei nicht auf mich gerichtet. Offenbar schien sie zu überlegen bevor sie einen Blick in ihre Unterlagen warf.

„Ms Andrews...natürlich" murmelte sie dann leise und auch mir begann allmählich klar zu werden, dass sie sich wohl offenbar verlesen hatte.

„Und Sie sind?" fragte sie dann als ihr Blick sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder auf mich richtete.

„Lorenzo Cooper" stellte ich klar und erneut herrschte reine Verwirrung in ihrem Gesicht.

„Mr. Cooper Sie stehen nicht im Terminkalender" fing sie sofort an und ich nickte.

„Ich wurde gerade her geschickt aber scheinbar kann ich gehen" Die Situation war unangenehm. Nicht nur für sie als Lehrerin sondern auch für mich.

„Geben Sie dem Lehrer der Sie her geschickt hat bitte Bescheid, dass ein kurzfristiges Gespräch nicht möglich war" erklärte sie und ich nickte erneut. Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, dass sie mich einfach so gehen lassen würde.

Schon gar nicht nachdem sie ihren Fehler bemerkt hatte.

Ich vermutete, dass sie neu war denn spätestens als ich meinen Namen erwähnte, hätten sämtliche Alarmglocken bei ihr läuten müssen.

Die meisten Lehrer wussten, dass ich ständig zu Mrs. Kingsley geschickt wurde und nur die neuen welche seit dem Ende der Sommerferien hier waren, hatten keinen Plan.

Ich schätzte also, dass Mrs. Fields neu war und, dass ihr gleich ein solch gravierender Fehler unterlief schien laut ihrem Gesichtsausdruck ein großes Problem zu sein.

„Sie dürfen gehen Mr. Cooper" murmelte sie leise und ich stand gleich vom Stuhl auf. Dank ihres Fehlers musste ich mich keiner stand pauke unterziehen was wirklich erleichternd war.

Als ich also das Büro verließ fühlte ich mich besser als bevor ich den Raum betreten hatte.

Doch als ich ein Mädchen auf den Stühlen vor dem Büro sitzen sah verfiel meine Laune gleich wieder etwas. Das Mädchen trug einen schwarzen Hoodie dessen Kapuze wohl irgendwie ihre ungekämmten Haare retuschieren sollte.

Sie saß mit verschränkten Armen da und wartete offensichtlich darauf hinein gebeten zu werden so wie ich auch vor nicht mal ganz 10 Minuten.

Beim genaueren hinsehen bemerkte ich, dass ich sie schon mal irgendwo gesehen hatte. Doch sie ganz zuordnen konnte ich nicht.

Wahrscheinlich hatte ich sie mal in irgendeinem Flur gesehen.

Unsere Blicke trafen sich doch ich wollte eigentlich nur noch verschwinden. Als ich also in den Flur abbog war ich nach wie vor irgendwie erleichtert über ihren Fehler.

Eine weitere Schlägerei hätte mich unter normalen Umständen sicherlich einen weiteren verweis gekostet. Oder aber ich wäre direkt von der Schule geflogen.

Der Direktor wartete nur darauf, dass ich einen Fehler machte. Immerhin war er seit dem letzten Schuljahr nicht mehr sonderlich gut auf mich zu sprechen gewesen.

Am anderen Ende des Flurs sah ich bereits Cayden warten. Cayden und ich kannten und schon seitdem wir Kinder waren und offen gestanden waren wir das genaue Gegenteil von einander.

Während Cayden also versuchte mich seit Jahren davon abzuhalten von der Schule zu fliegen bereitete ich ihm andauernd ärger. Sicherlich würde er einmal Anwalt werden.

Als auch er mich endlich bemerkte setzten sich seine Beine gleich in Bewegung. „Wie lief's?" fragte er gleich.

„Die Fields hat mich verwechselt. Also konnte ich gehen" erklärte ich knapp wobei mir die Worte von Mrs. Fields zurück in den Kopf kamen.

Suizid Gedanken können beängstigend sein. In Verbindung gebracht mit dem Mädchen wessen Termin ich scheinbar geklaut hatte brachte mich das für einen Moment zum Nachdenken.

„Wieso bist du ihn überhaupt wieder so angegangen?" wollte Cayden wissen. In seiner Stimme klang die Schuldzuweisung unüberhörbar mit.

„Weil er es verdient hat" Schulterzuckend sah ich ihn an. „Du scheinst aber auch ordentlich was abbekommen zu haben" der Blick in mein Gesicht welches tatsächlich etwas abbekommen hatte gefiel mir nicht.

„Und wenn schon" die schlechte Laune in mir stieg gleich wieder an. Cayden erwiderte nichts weiter auf meine Worte.

Eine Eigenschaft welche ich an Cayden schätzte war daher, dass er einschätzten konnte wann er nicht weiter über etwas reden sollte.

Erneut kamen mir die Worte von Mrs. Fields in die Gedanken. Es kümmerte mich normalerweise nicht wirklich was andere Menschen taten doch das wissen, dass sich jemand das Leben nehmen wollte beschäftigte mich mehr als ich zu beginn realisiert hatte.

Doch ich kannte dieses Mädchen nicht und somit war es nicht meine Aufgabe mich darum zu Sorgen.

Cayden würde mir sicherlich dasselbe sagen.

„Wenn du wüsstest, dass sich jemand eventuell das Leben nehmen will. Was würdest du tun?" fragte ich ihn also ohne über meine Frage nachzudenken.

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(805 Wörter)

 :)

97 DaysWhere stories live. Discover now