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Katie (Achtung dieses Kapitel enthält Selbstverletzende Szenen)

Müde kickte ich die Schuhe von meinen Füßen in die Ecke. Den Fernseher konnte ich hören und auch konnte ich ein leises Schnarchen vernehmen.

Leise lief ich hinüber ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher vor welchem mein Vater eingeschlafen war aus.

Ich war froh, dass er schlief denn dann konnte er mich nicht fragen weshalb ich bereits zwei Stunden eher Zuhause war.

Immer wieder kamen mir die Blicke der Leute in den Kopf welche mich angesehen hatten als er Nein sagte.

Ihre Blicke waren abwertend und ich hatte all meinen Mut zusammen genommen um überhaupt rüber zu gehen. Doch was hatte ich erwartet?

Ich hatte es geahnt gehabt. Ich hatte gewusst, dass Lorenzo sich früher oder später wie ein Idiot verhalten würde. Doch das gleich eine gesamte Gruppe mir abwertende Blicke zuwarf hatte ich nicht mit einkalkuliert.

Sobald ich mein Zimmer wenige Sekunden später erreicht hatte blickte ich in den Spiegel.

Ich hatte gehört wie sie geredet hatten. Immerhin hatten sie das nicht wirklich leise getan.

Keine Ahnung. Du weißt ich hänge nicht mit solchen Leuten rum. Solche Leute?

Was stimmte denn nicht mit mir?

Ich hab gehört die ist nicht ganz beisammen. Wirkte ich tatsächlich so?

Die Worte klangen schon beinahe so als würden sie mich gar nicht als Menschen betrachten.

Solchen Leuten.

Was waren denn Leute wie ich?

Der Blick in den Spiegel sorgte dafür, dass mir schlecht wurde. So schlecht, dass der Drang dazu all den Schmerz der Welt auszublenden unerträglich groß wurde. Ich spürte den Druck auf meiner Brust als die Übelkeit urplötzlich durch ein verlangen übertrumpft wurde welchem ich nicht nachgeben wollte.

Ich fuhr mir mir den Händen durchs Gesicht. Der Wunsch dafür zu sorgen, dass meine Gedanken für wenigstens eine Minute Still sein würden war so groß.

Ich begann vor meinem Spiegel auf und ab zu laufen. Immer wieder hin und her. Meine Hände fühlten sich kalt an, zitterten und mein Blick war starr auf die Schublade meines Schreibtisches gerichtete.

Nicht ganz beisammen.

Allmählich fühlte ich mich tatsächlich so.

Umso wichtiger war es, dass es aufhörte. Ich musste dafür sorgen, dass meine Gedanken aufhörten mir weh zu tun. Zwei Schritte und ich hatte die Schublade erreicht welche ich gleich offen riss. Versteckt unter Papier sah ich das Silber welches dafür Sorgen würde, dass es aufhörte.

Tränen liefen meine Wangen hinunter als meine Beine nachgaben und ich meinen Ärmel hochkrempelte. Ich setzte an und der Schmerz fühlte sich gut an.

Ich setzte ein weiteres mal an und wieder verstummten meine Gedanken.

Noch einmal und als würde mein Leben mich bestrafen wollen klopfte es in diesem Augenblick an der Tür meines Zimmers.

„Du bist schon Zuhause?" die Tür öffnete sich. Ich riss meinen Ärmel herunter doch das Blut konnte man gleich durch ihn hindurch sehen.

Durch das öffnen der Tür war es als hätte er mich zurück in die Realität geholt und ich begann zu realisieren was gerade passiert war.

Mein Vater wessen Blick mich gleich ins Visier genommen hatte veränderte sich schlagartig. „Katie..." murmelte er betroffen.

Ich konnte sehen, dass er nicht damit gerechnet hatte seine eigene Tochter so vorzufinden. Mein Vater wusste, dass ich mich selbst verletzte doch er hatte mich noch nie zuvor dabei erwischt.

Hin und wieder Kontrollierte er meine Unterarme nach neuen Wunden. Doch als ich einen Monat lang keine neuen Schnitte aufzeigte dachte er ich hätte damit aufgehört. Wir hatten Stundenlang darüber geredet und Wochenlang hatte er versucht mir zu helfen.

Er kam gleich auf mich zu als ich zu wimmern begann „Es tut mir so leid" Sofort kniete er sich zu mir und nahm mich in seine Arme.

Wieder kamen die Worte „Es tut mir leid" aus meinem Mund als ich durch die Umarmung noch mehr zu weinen begann.

Ich fühlte mich schuldig. Schuldig, dass ich der Sucht nachgegeben hatte, schuldig, dass ausgerechnet der beste Mensch in meinem Leben mich so zu Gesicht bekam und schuldig, dass es mir wieder so schlecht ging.

„Ist okay Katie Maus" murmelte er als er mich fester an sich drückte und ich erwiderte wimmernd „Ich wollte das nicht!"

Erneut seine Beruhigende Stimme welche wiederholte „Ist okay. Es ist okay" während er mir beruhigend über den Rücken strich. Die Tränen liefen mir wie ein Wasserfall übers Gesicht und verdammt ich fühlte mich als würde ich ertrinken.

„Wir müssen das Versorgen Schatz" murmelte mein Vater als er mein Gesicht in seine Hände nahm doch ich schüttelte den Kopf.

Ich wollte nicht, dass er sehen konnte was ich getan hatte und so drückte ich auf die Stelle meines Armes. Ich wollte die Stelle verstecken und unter keinen Umständen meinen Ärmel hochkrempeln.

„Nein" weinend schüttelte ich den Kopf „Wir müssen" die Besorgtheit in seiner Stimme nahm zu.

„Nein ich will das nicht" mein Kopf sagte er er war enttäuscht und um nicht noch eine größere Enttäuschung zu sein wollte ich es ihn auf keinen Fall sehen lassen.

„Du kannst das nicht einfach so lassen Katie. Ich helfe dir okay?" er ließ mein Gesicht los während er aufstand „Ich werde etwas holen um das zu Versorgen" meinte er bevor er hastig das Zimmer verließ.

So hastig, dass es wirkte als hätte er Angst ich würde weiter machen sobald er das Zimmer verließe.

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(875 Wörter)

Merkt euch, dass Worte triggern können.

97 DaysWhere stories live. Discover now