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K A T I E

Lorenzo saß mir gegenüber und seine Anwesenheit machte mich nervös. Ich wusste nicht einmal wieso er mit mir sprach. Denn ich war mir sicher, dass meine Abweisende Haltung ihm gegenüber ihm nicht entgangen war.

Es machte keinen Sinn und er war niemand mit dem ich zu tun haben wollte. Das er mir noch nicht einmal eine Antwort auf meine Frage geben konnte bestärkte bloß, dass ich nichts mit ihm zu tun haben wollte.

Doch wie er bereits selber gesagt hatte würde er mir keine Ruhe lassen und ich hatte heute beim besten Willen nicht die nötige Energie mit ihm darüber zu diskutieren.

Ich fand es gestern schon sehr anstrengend mit ihm zu reden.

Heute war es nicht anders.

Es war mir beim besten Willen einfach ein Rätsel weshalb er mit mir redete und es nicht auf sich beruhen ließ. Also sollte ich vermutlich einfach ruhig sein und mich nicht auf weitere Kommunikation einlassen.

Vielleicht würde er es dann verstehen und im besten Falle sogar gehen.

Suchend blickte ich mich nach meinem Bruder um. Wenn er sehen würde, dass Lorenzo zusammen mit mir an einem Tisch saß würde er durchdrehen. Er hasste Lorenzo mehr als unsere Erzeugerin und ehrlich gesagt konnte ich es verstehen.

Gerüchte über Lorenzo waren mir schon vor Jahren zu Ohren gekommen und die ständigen Streitereien mit meinem Bruder sorgten nicht dafür, dass er mir sympathisch oder gar gleichgültig war.

Er hätte meinen Bruder beinahe den Kiefer gebrochen was auf jeden Fall für sich sprach.

Als ich meinen Bruder nirgends entdecken konnte versuchte ich mich auf mein Essen zu fokussieren. „Wie kannst du dir das geben?" fragte er als ich eine Gabel mit Reis in meinem Mund verschwinden ließ.

Ich sah zu ihm auf und zuckte die Schultern. Das Essen in der Schule war zugegeben nicht sonderlich gut doch ich hatte zuletzt am Dienstag gegessen und somit war es dann doch irgendwie erträglich.

Ich würde nicht sagen, dass ich an einer Essstörung litt und mich herunter hungerte. Doch manchmal ließ ich bewusst Mahlzeiten ausfallen.

Es war nicht so als würde ich mir um die Kalorien Gedanken machen doch manchmal schien mir essen einfach zu anstrengend.

Mit dem Gedanken Ich esse einfach morgen übersprang ich dann eben einfach Mahlzeiten. Das tat ich bereits seit letztem Jahr und hätte ich eine Essstörung würde ich es sicher bemerken.

Lorenzo lehnte sich in seinem Stuhl zurück während er mich ansah. Ich wich seinem Blick aus um ein Gespräch zu vermeiden und tatsächlich blieb es ruhig bis ich fertig gegessen hatte.

Am nächsten Tag saßen wir wieder gemeinsam in der Cafeteria und am folgendem Montag hatte ich die Befürchtung nun würde er mich nicht mehr beachten.

Immerhin lag das Wochenende zwischen uns und sicher war ihm mein fehlendes Interesse an ihm inzwischen zu langweilig geworden. Doch als er sich wieder zu mir setzte fragte ich mich das erste mal ob ein gemeinsames Mittagessen Routine werden würde.

Ich hatte nichts gesagt als er sich wieder zu mir setzte, denn Lorenzo hatte mir inzwischen mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass es ihn nicht interessierte ob ich ihn da haben wollte oder nicht.

Es war mir zu blöd gegen etwas anzureden was mir meine Energie nehmen würde.

Zugegeben war es eine nette Abwechslung nicht immer allein essen zu müssen doch auf der anderen Seite war es wirklich anstrengend. Konversationen machten mich müde und manchmal stressten sie mich so sehr, dass ich am liebsten weinend davon laufen würde.

Ich fragte mich wie lange Lorenzo noch versuchen wollte eine flüssige Konversation mit mir zu führen. Immerhin musste er doch merken, dass ich ihm seit vier Tagen keinen Grund gegeben hatte zu denken wir würden langfristig eine gute Beziehung aufbauen.

Ich wusste nicht einmal worüber ich mit ihm reden sollte. Zugegeben war mein Leben ziemlich langweilig. Ich ging nicht auf Partys, Verbrachte meine Wochenenden allein in meinem Bett und Freunde hatte ich neben meinem Bruder auch nicht.

Es gab Alison doch sie lag aktuell mit einer wirklich schlimmen Grippe im Bett. Wir lernten ab und zu zusammen und verbrachten in diesem Zusammenhang auch manchmal die Nächte beieinander.

Doch alles in einem würde ich nicht sagen wir wären Beste Freunde oder so was.

All die Dinge welche Typisch für Mädchen in meinem Alter waren tat ich nicht. Manchmal fühlte sich das wirklich einsam an aber andernfalls wollte ich auch gar nicht irgendwas aus meinem Leben machen.

Lorenzo hatte sicher mehr zu erzählen als ich denn ich war mir sicher, dass sein Leben längst nicht so langweilig war wie meines.

„Was machst du nach der Schule?" wollte er plötzlich wissen nachdem er mich wieder einmal schweigend einige Sekunden beim Essen beobachtet hatte „Nach Hause gehen" antwortete ich.

Bitte lieber Gott lass ihn nicht sagen was ich denke.

Ein lächeln formte sich auf seinen Lippen „Ich geh zu Cayden. Vielleicht willst du mitkommen?" eine Einladung in das Haus einer Person die ich nicht kannte?

Sofort verließ das Wort „Nein" meinen Mund und Lorenzo's Augenbrauen schossen in die Höhe „Du kannst mich wirklich nicht leiden oder?" fragte er dann.

Also das hatte er ja wirklich früh bemerkt.

Obwohl das tatsächlich nicht der Grund für mein Ablehnen war sagte ich „Das ist doch das was ich dir seit Tagen zu verstehen gebe" und er nickte nachdenklich.

Ich dachte er hätte es begriffen, es endlich eingesehen.

Doch er lehnte sich bloß in meine Richtung und ich merkte durch die Frage „Was kann ich tun um dich umzustimmen?" wie hartnäckig er eigentlich war.

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(912 Wörter)

:)

97 DaysWhere stories live. Discover now