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Lorenzo

Mit verschränkten Armen saß ich auf der Couch in der kleinen Hütte welche etwas Abseits von Caydens Haus stand.

Ursprünglich sollte hieraus mal ein Lagerungsort für Holz werden. Dazu war es jedoch nie gekommen und eines Sommers hatten Cayden und ich die Hütte dann umgebaut.

Ich hatte Cayden gerade von meinem Plan Bericht erstattet und auch davon erzählt, dass ich Katie hier her eingeladen hatte. Das sie weder ab noch zu gesagt hatte machte mich zugegeben etwas wütend.

„Vielleicht hat sie es vergessen" meinte Cayden gerade und ich zuckte sie Schultern bevor ich antwortete „Ich hab sie sowieso nur aus Mitleid gefragt" was Cayden etwas zum lachen brachte.

Ich hatte es mir irgendwie leichter vorgestellt meinen Plan umzusetzen. Offen gesagt langweilte ich mich sogar allmählich.

Neben wir senkte sich das Sofa „Ich finde du solltest das Mädchen in Ruhe lassen. Selbst wenn sie es vergessen hat, hat sie dir trotzdem wie du selbst sagtest mehr als einmal signalisiert, dass sie keinen Bock auf dich hat" Recht hatte er.

Ich hatte bereits erwartete, dass Cayden so was in die Richtung sagen würde. Allerdings hatte er in keinem Wort erwähnt, dass ich mit meinem Vorhaben im Unrecht war.

„Ich lass mir schon noch was einfallen" erwiderte ich dennoch „Was genau hast du eigentlich vor..." Cayden fuchtelte mit seinen Händen rum „Mal angenommen ihr werdet jetzt tatsächlich beste Freunde auf Lebenszeiten. Was bringt dir das?"

Meine Mundwinkel zuckten etwas nach oben „Ich kann mein Verhalten damit rechtfertigen, dass ich eine Freundin habe die sich umbringen will. Wenn ich ein bisschen Traurig gucke und sage wie schwer das alles ist lassen die mich alles machen"

Nach wie vor war ich ziemlich Stolz auf meinen Plan und die Tatsache, dass Cayden mir zu verstehen gab, dass mein Plan gar nicht so dumm war bestärkte mein Gefühl.

Moralisch richtig war dieser Plan sicherlich nicht doch realistisch betrachtet fiel mir kein Grund ein meinem Vorhaben den Rücken zu kehren. Ich liebte Herausforderung und Katie war definitiv eine mit ihrem Abweisenden Verhalten.

Natürlich wollte ich nicht zu aufdringlich wirken weswegen ich beschloss Katie bis auf weiteres etwas weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Nur eben gerade so viel, dass es nicht wirkte als würde ich ihr hinterher rennen.

Cayden reichte mir eine Flasche Bier rüber bevor er sich selbst ebenfalls eine nahm.

„Wollen wir morgen Schwänzen?" fragte er dann plötzlich was zugegeben sehr untypisch für ihn war. Ich überlegte während ich die Flasche mit meinem Feuerzeug öffnete „Keine Ahnung"

Morgen stand nicht wirklich etwas interessantes an weswegen der Gedanke ans Schwänzen doch schon sehr verlockend war. Andernfalls würde ich vermutlich die Hälfte des Schuljahres Schwänzen wenn ich einmal damit anfing.

Okay zugegeben war mir das nicht so wichtig doch Cayden hatte die Selbstbeherrschung danach weiter in die Schule zu gehen ohne je wieder zu schwänzen.

Vielleicht war er ja ein Psychopath.

Während ich so darüber nachdachte fielen mir viele andere Dinge ein welche meinen Besten Freund zu einem Psychopathen machten.

„Was?" fragte dieser als er meinen Blick bemerkte „Nichts" antwortete ich.

Als ich einige Stunden später in mein Bett fiel fühlte ich regelrecht wie mir die Anstrengung des Tages von den Schultern abfiel. Sobald ich die Haustür durchquert hatte wollte ich nichts anderes als Schlafen.

Die Ruhe in meinem Zimmer umhüllte mich und für einige Minuten lag ich einfach in meinem Bett und starrte die Decke an. Ich rieb mir mit den Händen übers Gesicht als ich tief aus atmete und mich anschließend mit einem Ruck aufsetzte.

Meine Gedanken kamen ohne das ich es bemerkte zurück auf Katie. Ich dachte erneut darüber nach wie wütend es mich doch eigentlich machte, dass sie mir keine klare Antwort gegeben hatte.

Das war unhöflich gewesen.

Offen gestanden fand ich ihr Verhalten heute allgemein Sonderbar. Letzte Woche war sie zwar auch Sonderbar gewesen doch heute war es anders gewesen.

Allein ihr Abgang war ein klares Anzeichen für irgendwas gewesen. Vielleicht also sollte ich sie morgen beim Mittag darauf Ansprechen.

Es war wirklich nicht leicht sich für etwas zu begeistern was einen eigentlich gar nicht interessierte. Doch für mein Ego musste ich einfach wissen ob sie bewusst nichts gesagt hatte.

Erneut rieb ich mir mit den Händen über mein Gesicht um anschließend mein Handy in die Hand zu nehmen. Es war 22:27 Uhr und ich bemerkte, dass mein Akku leer war. Während ich mein Handy ans Ladekabel steckte öffnete sich die Tür zu meinem Zimmer.

Meine Mutter hatte scheinbar gehört, dass ich gekommen war. Sie trug noch ihre Arbeitsklamotten und ihre Haare waren noch nach hinten zusammen gebunden und somit war sie allem Anschein nach selbst erst eben nach Hause gekommen.

„Wie war die Schule?" wollte sie wissen während sie sich in den Türrahmen lehnte.

„Gut" antwortete ich knapp.

Es war beinahe jeden Tag die gleiche Frage „Dein Gesicht sieht besser aus" meinte sie und ich erinnerte mich an ihren Gesichtsausdruck als sie letzte Woche mein Gesicht das erste mal gesehen hatte.

Sie war sehr enttäuscht gewesen.

Ich nickte denn ich fragte mich weshalb sie etwas so offensichtliches Ansprach. Als würde ich nicht wissen, dass mein Gesicht nicht mehr aussah als wäre ich vor einen LKW gelaufen.

„Du hast nicht wirklich erzählt wie das passiert ist" fing sie plötzlich an und ich realisierte worum es ihr eigentlich ging.

„Ist egal. Wie du siehst geht es mir gut" erklärte ich und sie seufzte „Das war heute in der Post" In ihrem Blick konnte ich sehen, dass sie beunruhigt war als sie mir den bereits geöffneten Briefumschlag in die Hände gab.

Ich wusste nicht was los war doch als ich den Brief entfaltete und mir auch den Briefumschlag noch einmal genauer ansah, hatte ich das Gefühl mir würde sich der Magen umdrehen.

Meine Mutter schien meine Reaktion genaustens zu beobachten und wartete einige Sekunden bevor sie wieder sprach.

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(961 Wörter)

:)

97 DaysWhere stories live. Discover now