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Lorenzo

Die darauffolgende Stunde schwänzte ich. Jetzt wo ich ihre Adresse hatte wollte ich keine Zeit verschwenden.

Und Biologie war sowieso langweilig.

So kam es also, dass ich nun eine halbe Stunde nachdem ich die Schule verlassen hatte vor ihrem Haus stand. Es schien ein Einfamilienhaus zu sein und ohne weiter nachzudenken drückte ich auf die einzig vorhandene klingel.

Es dauerte einen Moment bis die Tür sich öffnete und ein Mann mittlerem Alters die Tür öffnete. Seinem Blick zu urteilen war er verwundert jemanden vor seiner Haustür zu sehen.

„Hi ich bin Enzo. Ein Freund von Katie, ist sie da?" kam ich gleich auf den Punkt und nun schien er noch verwirrter. Scheinbar kam es nicht oft vor, dass jemand hier aufkreuzte was mir durch seine Antwort einleuchtete.

„Sie hat nicht erwähnt, dass jemand kommt" misstrauen klang in seiner Stimme mit und ich nickte wissend.

„Ich bringe ihr die Aufgaben die Klausurrelevant sind. Mr. Crane hat mich gebeten vorbei zu schauen" erzählte ich ohne mit der Wimper zu zucken.

Ob das ganze nun so oder anders abgelaufen war spielte überhaupt keine Rolle.

Der Mann welchen ich als Katie's Dad identifizieren würde sah mich nach wie vor Misstrauisch an. Ich fragte mich ob er derjenige war der die Anzeige gut geheißen hatte und sofort war er mir unsympathisch.

In einer Woche hatte ich den Termin und ich war immer noch Wütend darüber. Am liebsten hätte ich ihn darauf angesprochen was für ein Arschloch sein Sohn doch sei.

Doch deswegen war ich nicht hier.

„Ich gebe ihr die Sachen" sagte er schließlich und erwartete scheinbar, dass ich sie ihm aushändigte und dann wieder ging.

Doch auch dafür war ich nicht her gekommen.

„Nein ist schon okay. Ich muss ihr die ein oder andere Sache sowieso erklären" widersprach ich und machte einen Schritt nach vorn. Wie erwartet machte er einen Schritt nach hinten ohne es überhaupt zu realisieren und ich betrat das Haus.

„Ist sie oben?" fragte ich mit einem Blick zur Treppe und er nickte bestätigend „Ja" dennoch schien er überhaupt nicht zu realisieren was gerade passierte.

Ich fragte mich ob er etwas langsam war.

„Alles klar. War nett Sie kennenzulernen Mr. Andrews" mit diesen Worten setzten sich meine Beinein Bewegung.. Ich wollte einen unnötigen Moment der Realisation vermeiden.

In der Regel kam ich durch schnelles auf den Punkt bringen von Sachen mit allem durch. Die meisten Leute erwarteten, dass man sie anlog und nur wenige rechneten mit der Wahrheit.

Umso leichter war es für mich so wie jetzt einfach einen Erwachsenen zu übergehen.

Ich lief die Treppen nach oben, hoffte dabei nicht auf Jay zu treffen sofern er überhaupt schon hier war. Ich war mir sicher die Sache würde sofort eskalieren und bei der erstbesten Gelegenheit würde ich ihm die Nase erneut brechen.

Doch scheinbar hatte ich Glück gehabt und traf auf niemanden.

Während ich die Treppe nach oben lief konnte ich einige Blicke auf vermeintliche Familienbilder erhaschen. Die auf denen ich Jay erkennen konnte hätte ich am liebsten aus versehen von der Wand gerissen.

Von Katie gab es kaum Bilder und ich fragte mich ob dies an einer Bevorzugung lag oder nur daran, dass sie sich nie die Mühe machte vernünftig genug für ein Foto auszusehen.

Oben angekommen konnte ich vier Türen entdecken. Eine von ihnen war mit der Aufschrift WC versehen und der Raum hinter der einzig geöffneten Tür war vermutlich Jays.

Ich vermutete also, dass Katies Zimmer gegenüber lag. Zumal ich aus diesem Zimmer gerade ein Husten gehört hatte.

Die Tür war geschlossen und ich öffnete sie.

Wie sich herausstellte hatte ich richtig geraten und der Geruch welcher mir entgegen kam war bestialisch. Es wurde scheinbar eine Ewigkeit nicht mehr gelüftet.

Katie welche in ihrem Bett lag drehte sich sofort um als die Tür sich öffnete. Sie schien im ersten Moment überrascht da sie offenkundig nicht mit mir oder auch sonst irgendwem gerechnet hatte.

Ihr Zimmer war in einem Miserablen Zustand und so unaufgeräumt, dass ich befürchtete irgendwas kaputt zu treten wenn ich nur einen Schritt weiter gehen würde.

Ihr Blick traf meinen und dann wanderte ihr Blick für einige Sekunden auf den vor Unordnung nicht mehr erkennbaren Fußboden.

„Was machst du hier?" fragte sie leise als sie sich aufsetzte.

Ich konnte sehen, dass es ihr Peinlich war.

Offen gesagt schockierte es mich wie ihr Zimmer aussah denn ich hatte vieles erwartet, nur nicht das. Ich brauchte einen Moment bis ich zu sprechen begann „Hausaufgaben" war das einzige was ich sagte.

Katie hatte wie üblich ihre Kapuze auf „Hausaufgaben?" wiederholte sie während sie diese absetzte, da sie ihr immer wieder zu tief ins Gesicht rutschte.

Ich nickte „Dein Vater hat mich rein gelassen" erklärte ich und sie sagte bloß „Okay"

Die Stimmung war angespannt und mir fiel auf wie ungekämmt ihre Haare mal wieder waren.

„Du solltest deine Haare kämmen" sagte ich denn das war etwas was ich ihr schon vor zwei Wochen sagen wollte und ehrlich gesagt wusste ich gerade nicht was ich sonst sagen sollte.

Katie starrte mich an „Du bist her gekommen um mir zu sagen, dass ich meine Haare kämmen soll?" fragte sie dann ungläubig.

An ihrem Blick konnte ich leichte Wut erkennen „Nein nein. Ich-" ich unterbrach mich selbst.

„Keine Ahnung. Du warst seit letzter Woche nicht da und ich dachte ich schau mal vorbei" erst jetzt bemerkte ich wie Idiotisch das war.

Cayden hatte Recht gehabt.

„Okay?" kam es von Katie welche offensichtlich genauso wenig wusste was sie sagen sollte wie ich.

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(908 Wörter)

:)

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