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K A T I E

Ich seufzte als ich die Gabel in meiner Hand beiseite legte und ihn durchdringlich ansah. Sein fragender Blick ließ mich nicht eine Sekunde aus den Augen „Ich kenne diesen Cayden nicht" erklärte ich ihm zunächst einmal das Problem.

Er nickte „Ich weiß. Aber du würdest sicher nicht mit mir hier sitzen wenn du andere Freunde hättest. Also kannst du weiterhin die ich hasse jeden und bin immer schlecht gelaunt Nummer abziehen. Oder du siehst mal ausnahmsweise nicht alles schwarz weiß" seine Worte trafen mich zugegebenermaßen etwas.

Ich wusste, dass ich nicht gerade den besten Eindruck vermittelte doch es war lange her das mir das jemand so ins Gesicht gesagt hatte.

Wäre ich emotional Stabil würde ich vermutlich irgendeinen Konter bringen. Doch meine Reaktion war ein peinliches lachen um die aufkommenden Tränen zu überspielen.

Ich war nicht empfindlich doch immer wenn mir bewusst wurde, dass die Leute Recht hatten fühlte ich mich auf einen Schlag unfassbar schuldig.

Als ich die Tränen bemerkte welche durch mein Lachen bloß noch stärker in meine Augen schossen brach ich den Blickkontakt zwischen uns ab. Meine darauffolgende Reaktion würde Lorenzo nicht verstehen können.

Ich stand auf mit den Worten „Ich überlege es mir" bevor ich meine Tasche griff und einfach los stürmte.

Mein Tablett ließ ich auf dem Tisch stehen und an dem Tisch ließ ich einen verwirrten Lorenzo zurück. Ich musste an die frische Luft.

Sensibel würde ich mich selbst nicht beschreiben doch zugegeben hatte ich heute einen wirklich schlechten Tag. Als ich wenig später durch eine Tür nach Draußen kam und die frische Luft mich umhüllt, fühlte ich mich gleich etwas besser.

Ich wusste, dass ich hätte Zuhause bleiben sollen. Heute morgen noch hatte ich mit dem Gedanken gespielt mein Bett nicht zu verlassen. Doch ich hatte mich letztendlich doch dazu entschieden her zu kommen.

Wie es schien war das ein Fehler gewesen.

Ich atmete tief ein, spielte mit dem Gedanken die restlichen Stunden einfach ausfallen zu lassen. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass mich so ein einfacher Kommentar aus der Bahn reißen würde.

Für gewöhnlich reagierte ich nicht dermaßen. Doch andernfalls was ich für gewöhnlich auch nicht bereits seit dem Aufstehen in Stimmung zu weinen.

Als die Pause vorüber war ging es mir besser und die darauffolgende Englisch Stunde verbrachte ich damit nach vorn zu starren und so zu tun als würde ich zuhören.

Ich hatte schon lange den Anschluss zu den meisten Fächern verloren. Der Platz neben mir war leer und somit störte sich niemand daran, dass ich einfach da saß und nichts tat.

Hin und wieder warf mir meine Englischlehrerin Mrs. Milstone einen Blick zu in der Hoffnung meine Hand würde nach oben schnellen und ich würde etwas sagen.

Sie hatte wohl gehofft ich würde zu beginn des neuen Schuljahres die Kurve kriegen. Oder Zumindest versuchen die Kurve zu kriegen. Leider würden meine Noten in diesem Schuljahr wohl noch schlechter werden.

Auf keinen Fall war ich dumm oder nicht klug genug den Stoff zu verstehen. Doch wenn man in sechs Monaten über 150 Fehlstunden hatte litten die Noten immens darunter.

Also würde ich behaupten meine Intelligenz wäre an dieser Stelle nicht das Problem, im Gegenteil. Ich glaubte sogar Intelligenter als die meisten meiner Klassenkameraden zu sein.

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Nachdenklich starrte ich auf mein Handy. Ich hatte beschlossen bei meiner Meinung zu bleiben und Lorenzo's Einladung abzulehnen.

Doch mir fiel auf, dass ich seine Kontakte gar nicht hatte und ihm somit nicht mitteilen konnte wofür ich mich entschieden hatte. Andernfalls war mir auch in den Sinn gekommen, dass er mich vermutlich bloß aus Höflichkeit gefragt hatte.

Wir kannten uns immerhin nicht wirklich. Somit brauchte ich kein schlechtes Gewissen zu haben einfach nach Hause zu gehen.

Hätte er seine Einladung ernst gemeint dann hätte er mich doch sicher noch einmal aufgesucht. Doch auch hier war mir in den Sinn gekommen, dass ich mich selbst nach diesem Abgang auch nicht aufgesucht hätte.

Ich seufzte als ich mein Handy in meine Jackentasche verschwinden ließ und sich meine Beine in Richtung Bushaltestelle bewegten. Als ich eine halbe Stunde später Zuhause ankam erkannte ich, dass Jay noch nicht Zuhause war.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass er jedoch schon längst hätte hier sein müssen. Jay war zwar nur mein Halbbruder und wir waren auch nicht zusammen aufgewachsen doch er war mir nicht egal.

Somit bereitete sich ein unwohles Gefühl in mir aus wenn er so wie heute nicht pünktlich hier war.

„Katie du bist schon da?" hörte ich eine Stimme aus Richtung Küche und traf wenig später auf die Augen meines Vaters. Ich nickte und er lächelte warm „Ich hab Essen im Ofen" ich winkte mit einer Handbewegung ab „Ich hab schon gegessen"

Sein lächeln verflog nicht. Unser Vater war stets bemüht um uns doch hätte er Jays Mutter nicht mit meiner Mutter betrogen wäre ich nicht existent. Dann müsste er sich nicht andauernd Schuldig und überfordert fühlen.

Er sagte es nicht doch man konnte es an manchen Tagen mehr spüren als an anderen. Wenn man bedachte, dass unsere Mütter zusätzlich einen Hass aufeinander hegten waren Familientreffen quasi unmöglich.

Nicht das ich Lust auf eine Zusammenkunft der ganzen Familie hätte. Doch an Feiertagen schien es mir doch manchmal sehr schade, dass sie sich nicht einmal für einen Tag zusammenreißen konnten.

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(879 Wörter)

:)

97 DaysWhere stories live. Discover now