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Als ich wenig später wieder in die Küche kam, stand Jin mit zwei großen Einkaufstaschen vorm Küchenschrank und räumte diesen ein.

"Die Vorräte reichen jetzt für zwei Tage. Hast du mit dem Krankenhaus gesprochen?" sprach er mich an, direkt, nachdem er mich bemerkte.

"Ja, es ist alles geregelt. Wir müssen morgen mit Yoongi hinfahren, um Blumen und so weiter auszusuchen, außerdem muss noch die Ehrenfeierlichkeit danach besprochen werden. Üblicherweise sind nicht weit vom Krankenhaus Restaurants, in denen man diese abhalten kann. Wir sollten noch ihr Telefon nehmen und Freunde von ihr informieren, ich hab das dumme Gefühl, dass ihre Familie das nicht tun wird..." mir hing das Gespräch mit Yoongis Mutter immer noch nach. Meine eigenen Eltern waren mir auch nicht so nahe gewesen, da ich mich auf meinen Zirkel konzentrieren sollte, das war für Hexen wichtiger, als Familie, dennoch hatten sie sich immer um mich gesorgt und mich beschützt. Die einzige Person, die das für Yoongi getan hatte, war nun tot...

"Wenn wir BTS gerettet haben, oder schon vorher, wenn wir mit seiner Zeitlinie durch sind... ist es ok, ihn zu uns zu holen? Da er ja keine Hexe ist, darf er trotzdem beim Zirkel leben?" fragte Jin mich vorsichtig.

"Woher, weißt du, dass er keine Hexe ist, ich hab ihn doch eben erst getestet?" erstaunt sah ich ihn an.

"Ich hab deinen Arm gestreift und deinen Pulli gescannt." schuldig grinsend senkte er den Blick.

"Yah, dich heirate ich nicht, dir kann man ja nichts je erzählen." beschwerte ich mich.

"Nein, ich kann mich auch zurück halten, das war gerade echt nur Zufall." panisch versuchte er mich umzustimmen, erntete ein kleines Lachen von mir.

"Immer mit der Ruhe, das war nicht ernst, es ist noch überhaupt gar nichts entschieden. Aber zu deiner Frage zurück... wir holen ihn auf jeden Fall zu uns, ich lass ihn bestimmt nicht alleine. Das schlimmste kommt jetzt erst, wenn er zu seinen Eltern muss... das wird die schwerste Zeit seines Lebens und wir können ihn nicht davor bewahren... Ich will ihn ihnen gar nicht übergeben, ich würde ihn am liebsten gleich mit nehmen, aber das geht nicht. Es macht mich so traurig..." entmutigt seufzte ich, weshalb Jin mich nun in seine Arme zog und tröstend drückte.

"Wir werden ihm die Familie sein, die ihm fehlt." seine sanfte Stimme tat mir gut, ließ mich tatsächlich glauben, dass alles gut werden würde.

"Du hörst dich fast so an, als wären wir seine Eltern, dabei ist er älter als ich." nun musste ich doch leise Lachen. 

Jin machte Abendessen, zu dem Yoongi auch erschien, wohl von dem leckeren Geruch angelockt, sein Magen knurrte laut. Er hatte an diesem Tag wohl noch gar nichts gegessen. Er war allerdings so durch den Wind, dass er kaum sprach, nur einsilbige Antworten gab, wenn man ihn was fragte.

"Yoongi, Jin und ich bleiben bei dir, bis die Beerdigung vorbei ist, wir helfen dir bei allem. Dafür müssen wir aber hier übernachten. Ist das in Ordnung für dich?" wollte ich wissen und der Junge hob seinen blick von seinem Teller, lächelte zum ersten Mal, seit seine Großmutter gestorben war, ein wenig.

"Ja, danke Noona... Danke, Hyung." war alles, was er sagte, schien jedoch sehr erleichtert. Er hatte wohl befürchtet, da alleine durch zu müssen. Es brach einem das Herz, dass er das auch müsste, wenn wir nicht hierher gereist wären. 

"Aber... wo schlafen wir dann?" überlegte ich laut.

"Ka- kann einer von euch... bitte bei mir schlafen?" fragte Yoongi leise.

"Klar, Kleiner, ich schlafe bei dir." antwortete Jin sofort und lächelte ihn liebevoll an. Die beiden konnten ja schonmal üben, sie würden sich später auch ein Zimmer teilen...

"Gut, dann schlaf ich auf dem Sofa... ich möchte nicht in Halmonis Zimmer... das käme mir komisch vor." erklärte ich und beide nickten, sagte aber nichts. Sie dachten sich wohl das gleiche. Nachdem Jin mit Yoongi in dessen Zimmer gegangen war, nahm ich mir das Notizbuch, das neben dem Festnetztelefon im Flur lag und telefonierte nacheinander alle Freunde und Bekannte, sowie entfernte Verwandte, der Familie Min ab. Diese unglaublich nette Frau, sollte eine schöne Beerdigung bekommen, zu der viele Leute erschienen. Sie hatte sich diese letzte Ehre verdient...

ZeitmagieWhere stories live. Discover now