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Die Beerdigung würde in zwei Stunden starten... zwei Tage waren wir nun schon hier bei Yoongi und er hatte sich in dieser Zeit schon sehr an Jin gewöhnt. Die beiden mochten sich jetzt schon, dabei würde ihre wirkliche Zeit miteinander ja erst beginnen. Er lief ihm überall hin nach, wie ein kleines Hündchen, was ich irgendwie total süß fand, aber auch ängstlich war, da wir ja heute wieder gehen würden und er dann ohne uns bei seinen Eltern bleiben musste, von denen ich nicht den besten Eindruck hatte. Nun war die liebe Familie Min immer noch nirgendwo zu sehen, was mich ziemlich sauer machte. Das war doch echt unmöglich, den 15 Jährigen Sohn, trauernd in so einer Situation alleine mit Fremden zu lassen. Er tat mir so leid. Irgendwann wollte der Priester nicht mehr warten und startete die Rituale, als Yoongis Mutter, Vater und Bruder endlich ankamen, dabei total abgehetzt aussahen.

"Yoongiah... " rief seine Mutter dramatisch und drückte ihn an sich, sein entsetzter Gesichtsausdruck zeigte, dass ihm das eher unangenehm war. 

"Entschuldigen sie, wir haben die erste Fähre verpasst und die zweite hatte Verspätung." sein Vater verbeugte sich vor Jin und mir.

"Sie sollten sich eher bei ihrem Sohn entschuldigen." sagte Jin in einer Eiseskälte, wie ich ihn zuvor noch nie reden gehört hatte. 

"Meinen Eltern tut es wirklich leid... sie haben sich die ganze Zeit über Yoongi Sorgen gemacht... ob er es denn auch schafft, eine Beerdigung zu organisieren." verteidigte Yoongis Bruder seine Eltern. Doch was er wirklich damit sagte, war, sie haben sich Sorgen um die Beerdigung gemacht, nicht um Yoongi. Ich schloss meine Hände zu Fäusten und schluckte meinen Ärger herunter, da ich auf der Beerdigung keine Szene machen wollte. Doch beschloss ich, meine Wut noch rauszulassen und diese Familie noch das fürchten zu lehren. 

Nachdem wir alle Rituale hinter uns gebracht hatten, saßen wir mit der Familie und den Freunden auf der Feier danach, aßen Suppe und jeder erzählte was über Yoongis Halmoni. Die Leute hatten getuschelt, natürlich war ihnen das nicht entgangen, dass die Familie erst in letzter Sekunde aufgetaucht war. Yoongis Blick war die ganze Zeit auf sein Essen gesenkt, seine Hand hielt meine unter dem Tisch, so fest, dass seine Knöchel weiß waren, doch ertrug ich den leichten Schmerz mit einem Lächeln, wenn ich ihm dadurch ein wenig Stärke geben konnte.

"Müsst ihr wirklich heute gehen?" fragte er leise, aber gefasst.

"Es tut mir so leid, Kleiner, aber ich verspreche dir... wir sehen uns wieder."  sagte Jin, dem es sichtlich nahe ging.

"Wenn es dir schlecht geht, so dass du denkst, es gibt keinen Ausweg mehr... dann werden wir dich holen kommen... ich verspreche es... wir werden immer für dich da sein." damit erwiderte ich den Druck seiner Finger. 

"Ihr kommt wirklich wieder?" fragte er hoffnungsvoll.

"Ja, das werden wir... auch wenn es noch dauert... aber wir kommen wieder." bestätigte Jin nun nochmal.

"Jin, gehst du mit Yoongi nochmal zu Halmonis Bild, damit ihr euch verabschieden könnt? Ich geh noch schnell zur Toilette." sagte ich, ehe ich aufstand und Yoongis Mutter folgte, Im Waschraum wartete ich auf sie, bald kam sie auch raus und wusch sich die Hände. Ich tat unbeteiligt, während ich meine Projektion aktivierte und Mrs. Min ihre Schwiegermutter im Spiegel sah. Geschockt sah sie die Frau an, die sie wütend anblickte, missbilligend den Kopf schüttelte.

"Wa... wa... was? Sie... sie sehen... sehen sie den Geist au...auch?" stotterte sie und ich schaute verwirrt auf den Spiegel, auf den sie deutete.

"Nein... was soll da sein?" fragte ich unschuldig.

"Mei... meine Schwiegermutter..." stieß sie panisch hervor.

"Ich tippe mal auf ihr schlechtes Gewissen, weil sie ihr Kind im Stich gelassen hatten... kümmern sie sich gut um Yoongi, sonst werden sie den Geist nie wieder los." riet ich ihr und ließ sie einfach stehen. Grinsend lief ich zu dem Trauerraum im Krankenhaus, nachdem ich die Rechnung im Restaurant bezahlt hatte. Um die Rechnung im Krankenhaus hatte Jin sich morgens schon gekümmert. Nicht ein Dank kam von Familie Min, nur Yoongi hat vor Rührung geweint und uns beide gedrückt.

"Yoongi... es ist Zeit... wir werden dich vermissen und ich werde Halmoni nie vergessen, sie war so eine nette und starke Frau... sie hat dich so geliebt und wollte, dass du auch deine Stärke findest... und das wirst du, da bin ich mir sicher... du schaffst das... und irgendwann kommen wir zurück und dann wird alles gut." mit diesen Worten drückte ich ihn an mich, hörte ihn leise Schluchzen.

"Kopf hoch, Kleiner, du machst das schon..." verabschiedete sich nun auch Jin. Gerade rechtzeitig kam Yoongis Bruder und nahm ihn in seine Arme. Wir winkten nochmal und gingen außer Sichtweite, wo ich uns direkt nachhause brachte... 


ZeitmagieWhere stories live. Discover now