33 Another kiss.

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J a n e  │08.03.2017 │Miami



„Cut, noch mal von vorne!", hörte ich die Stimme von Antony und lehnte keuchend gegen einen Holzbalken. Lange würde ich das nicht mehr mitmachen. Es war furchtbar warm und ich war die Strandpromenade bestimmt schon zum fünften Mal rauf und runter gerannt. Was war denn jetzt schon wieder so furchtbar falsch? 

Max, der auf den Bekleidungshäuschen stand, ging in die Hocke, er wirkte schrecklich genervt, aber das konnte ich jetzt auch nicht ändern. Maike kam auf mich zu und puderte mich erneut ein, brachte meine Haare in Form und wisperte: „Versuch nicht zu schwitzen." 

Ernsthaft? 

Versuch nicht zu schwitzen? 

Sagte sie das einem Footballspieler, der kurz vor dem Superbowl stand, auch?

„Bonita!", sprach Antony an mich gewandt. „Du musst laufen, als wärst du... eine Feder, sí! Leicht und frei." Okay, an dieser Stelle sollte ich wohl zugeben, dass ich ganz, wie Pierre bereits vermutet hatte, in Sport immer kurz davor gewesen war durchzufallen. 

Joggen war eine Sache, aber rennen, als ginge es um mein Leben, eine andere. Zumal ich immer auf gleicher Höhe mit Max sein musste und dieser ein wirklich schnelles Tempo anschlug. 

Wir gingen zurück auf unsere Plätze und dann wurde erneut der Startschuss gegeben. Ich rannte, so schnell ich konnte und dieses Mal schaffte ich es tatsächlich bis zum anderen Ende, ohne das jemand vorher „Cut" krähte.  Keuchend, wie nach einem Marathon versuchte ich wieder Luft zu kriegen.

Die folgende Szene war eine, in der Max und ich in einen Pool springen mussten und das Ganze unter Wasser gedreht wurde. Dort sollten wir uns ansehen und uns küssen. Von welchem Idioten das Konzept auch kam, der hat definitiv noch nie versucht in einem Pool unter Wasser, umgeben von zehn Technikern, versucht heißblütig hin und her zu paddeln. 

Der Sprung ins kühle Nass, nach der Rennerei, war zwar erfrischend, aber dann standen wir schon vor dem ersten Problem. Ich war viel leichter als er, weshalb mich der Wasserdruck unbarmherzig sofort wieder hoch drückte. Nach dem zweiten Sprung hielt er mich an der Hand fest und zog mich zu sich runter. 

Doch statt das wir es schafften uns zu küssen, krachte mein Kinn hart gegen seine Nase, er hatte mich eine Spur zu fest gezogen. Beim dritten Versuch bauschte mein weißes Hemd dermaßen auf, dass die gesamte Sicht gestört war.

„Das reicht, ich habe die Nase voll!" Wütend zog er sich aus dem Wasser. „Man kann mit ihr nicht arbeiten, sie ist absolut unprofessionell!" 

Sie ist rein zufällig anwesend!", ließ ich ihn sichtlich verstimmt wissen und Antony sah uns ratlos an. „Kinder, Kinder", versuchte er die Wogen zu glätten, doch ich spürte immer noch Maxs genervten Gesichtsausdruck auf mir: „Wieso mache ich das nicht alleine? Wir wären noch vor dem Abend fertig, sie ist eine jämmerliche Schauspielerin!"

Konnte er das mal bitte lassen? „Sie ist immer noch hier!", fauchte ich. Er war wirklich tierisch anstrengend, dabei waren wir gerade einmal bei der zweiten Szene. Ich wusste jetzt schon, das ich nie, nie, nie wieder einen Spot drehen wollte.

Statt auf mich einzugehen, sprach er arrogant: „Wenn sie mir erst einmal die Nase gebrochen hat, so blind, wie sie im Pool herum plantscht, dann kriege ich nicht nur hier ernsthafte Schwierigkeiten." 

Er sprach wahrscheinlich davon, dass er noch andere Drehtermine hatte. Mir war das ziemlich wursch, ich strich mir das nasse Haar nach hinten und merkte an: „Mit Personalpronomen hast du es nicht so, was?"

Twisted perfection ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt